Studenten wehren sich gegen Quoten bei Psychologie-Master

An der Uni Wien soll ein Test entscheiden, welchen Schwerpunkt Studierende des Masterstudiums machen können

Bereits seit 2010 ist das Diplomstudium der Psychologie an der Uni Wien in ein Bachelorstudium umgewandelt. Ein Masterstudium gibt es aber aufgrund von Verzögerungen immer noch nicht. Bachelor-Absolventen mussten deshalb bisher für ein "individuelles Masterstudium" zugelassen werden. Ab dem Wintersemester 2013 soll es nun endlich ein reguläres Masterststudium geben. Die Studierendenvertreter sind mit den Plänen dafür aber mehr als unzufrieden. Am Donnerstag wurde die Abstimmung darüber in der Sitzung der Curricula-Arbeitsgruppe, in der Studierende, Professoren und Vertreter des Mittelbaus sitzen, vertagt. Eine Einigung ist bisher nicht in Sicht.

"Zuteilungstests" entscheiden über Schwerpunkt

Die Fakultät plant ein Studium mit drei Schwerpunkten. Die Studierenden sollen zwischen Angewandter Psychologie (der Fokus liegt hier auf Arbeit, Bildung und Wirtschaft), Psychologischen Grundlagen (Thema sind Geist und Gehirn) und dem Schwerpunkt "Gesundheit, Entwicklung und Förderung" (auch "Klinische Psychologie" genannt) wählen. Für jede Spezialisierung soll allerdings nur eine bestimmte Anzahl von Studierenden zugelassen werden. 45 Prozent der Plätze sind für die klinische Psychologie, 35 Prozent für angewandte Psychologie und 20 Prozent für den Schwerpunkt "Geist und Gehirn" reserviert. Mithilfe eines "Zuteilungstests", bei dem die Studierenden ihre Prioritäten für die Schwerpunkte angeben, wird entschieden, wer welche Spezialisierung machen kann. 

800 Unterschriften gegen Master-Pläne

Die Studierendenvertreter sehen in den Tests eine "Zwangszuweisung". "Die Studierenden sollen frei wählen können, in welchem Fach sie sich spezialisieren wollen", sagt Alexander Corlath der sich in der Studierendenvertretung "Krips" an der Psychologie engagiert. Eine interne Umfrage, an der sich bisher 780 Studierende beteiligt haben, hätte ergeben, dass bis zu 60 Prozent der Studierenden den Schwerpunkt der Klinischen Psychologie wählen wollen. In zwei Tagen hat die Studierendenvertretung bereits 800 Unterschriften gegen die Einführung der Quoten beim Masterstudium gesammelt. 

Kritik übt Studentenvertreter Corlath auch an den Schwerpunkten an sich. "Sie entsprechen nicht den Gegebenheiten am Arbeitsmarkt und den Interessen der Studierenden, sondern nur dem Forschungsschwerpunkt der Universität". Die Universität hätte von Anfang an die Studierenden vom Prozess der Profilbildung ausgeschlossen. "Leute, die dem Wirtschaftsschwerpunkt zugeordnet werden, wollen vielleicht klinische Psychologen werden. Auch wenn man sich die Seminare so zusammenstellt, dass man viele Kurse aus diesem Bereich macht, ist man immer noch ausgebildeter Wirtschaftspsychologe", erklärt er. Die Pläne der Universität würden deshalb die beruflichen Entscheidungsmöglichkeiten der Studierenden einschränken. 

Dekan: "Zuteilung hängt von Leistung ab"

Germain Weber, Dekan der Fakultät für Psychologie an der Universität Wien, weist den Vorwurf der "Zwangszuweisung" von Studierenden zu verschiedenen Schwerpunkten zurück. "Die Zuteilung hängt von der Leistung ab", sagt er. Sei ein Student auf einem Gebiet sehr gut, so werde er mit Sicherheit dem Schwerpunkt zugeteilt, den er als erste Priorität angegeben habe. Zudem sei geplant, dass die die Wiederholung des Tests unbegrenzt oft möglich sein soll. Hier sei man bereits einen Schritt auf die Studierenden zugegangen. 

Begrenzte Ressourcen

Weber betont außerdem, dass alle drei Profilgruppen sehr attraktiv seien und bereits Studierende aus dem Ausland anziehen würden. Auch die beruflichen Möglichkeiten würden durch einen Schwerpunkt nicht eingeschränkt. "Jeder, der klinischer Psychologe werden will, kann das auch tun", so Weber. Es gebe keine Bestimmungen, die ausschließen, dass jemand, der einen anderen Schwerpunkt gemacht habe, nicht klinischer Psychologe werden könne. Die Höhe der Quoten würde sich zudem an den Abschlüssen der Studenten aus dem früheren Diplomstudium orientieren. Ihre Einführung sei deshalb nötig, weil man nur begrenzt Ressourcen zur Verfügung habe. "Wir haben den gesellschaftlichen Auftrag, uns ein Profil zu geben und das haben wir getan", so Weber. Er könne nicht die Professoren eines Schwerpunktes in einem anderen unterrichten lassen. Die Weichenstellungen dafür seien schon in den Jahren 2004 und 2005 gefallen.

Die Curricula-Arbeitsgruppe wird am 11. Februar ein weiteres Mal zusammentreffen. Die Studenten sind in der Minderheit und könnten auch von den Professoren und dem Mittelbau überstimmt werden. Dekan Weber wünscht sich, dass das Gremium das Curriculum einstimmig annimmt. Die Studierenden haben aber bereits angekündigt, den Quoten in der jetzigen Form nicht zustimmen zu wollen. Sollten sich die Mitglieder doch einigen oder die Studenten überstimmt werden, wird der Beschluss der Curricula-Kommission des Senates der Uni Wien zugewiesen, die darüber am 18. Februar beraten soll. Geht alles nach Plan, wird dann der Senat am 4. März das neue Masterstudium beschließen. (Lisa Aigner, derStandard.at, 1.2.2013)

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