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Streit um Risiken beim Kaiserschnitt

Felix Straumann.
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Frauenärzte werfen den Verbänden der Hebammen und der Pädiater vor, sie würden mit einer neuen Informationsbroschüre Schwangere unnötig verunsichern.

Für die in der Broschüre erwähnten Risiken gebe es keine wissenschaftlichen Belege, sagen die Gynäkologen: Entbindung mit Kaiserschnitt. Foto: Colourbox

Für die in der Broschüre erwähnten Risiken gebe es keine wissenschaftlichen Belege, sagen die Gynäkologen: Entbindung mit Kaiserschnitt. Foto: Colourbox

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Seit 2008 kaum ein Anstieg

Rund jedes dritte Kind kommt in der Schweiz durch einen Kaiserschnitt zur Welt. Nach einem deutlichen Anstieg ist der Anteil an Schnittentbindungen seit 2008 mehr oder weniger gleichbleibend. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt eine Obergrenze von 10 bis 15 Prozent. Und auch im Vergleich zu anderen Industrieländern wird der Kaiserschnitt hierzulande häufig durchgeführt. Auffällig sind dabei die grossen Unterschiede zwischen einzelnen Regionen. Im Kanton Zug wurden 2010 42,7 Prozent der Geburten per Kaiserschnitt durchgeführt, im Jura waren es mit 19,2 Prozent weniger als die Hälfte. Auch ist der Eingriff in städtischen Gebieten häufiger als in ländlichen. Zudem ist die Kaiserschnittrate bei privat Versicherten und in Privatspitälern im Vergleich zum Durchschnitt höher. (fes)

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In der Schweiz kommen zu viele Kinder mit einem Kaiserschnitt zur Welt. Hebammen, Gynäkologen und Kinderärzte sind sich da alle einig. Bei der Frage, wie Schwangere über Nutzen und Risiken des Eingriffs informiert werden sollen, endet die Eintracht jedoch schnell. Unüberbrückbare Meinungsverschiedenheiten haben es im vergangenen Jahr verunmöglicht, dass die verschiedenen Fachrichtungen eine gemeinsame Informationspublikation zum Thema verfassen. Ein regelrechter Broschürenstreit, bei dem es allerdings um mehr geht als um ein paar Seiten bedrucktes Papier.

Anfang 2013 veröffentlichte das Bundesamt für Gesundheit (BAG) einen Bericht zu Kaiserschnittgeburten. Es brauche eine umfassende Information der Schwangeren, um künftig nicht notwendige Schnittentbindungen zu vermeiden, hiess es darin. Ende Mai hat nun der Schweizerische Hebammenverband (SHV) zusammen mit den Fachgesellschaften für Pädiatrie, Neonatologie sowie Anästhesiologie eine Kaiserschnittbroschüre veröffentlicht.

Auch die Schweizerische Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (SGGG) war anfangs dabei. Doch die Frauenärzte konnten sich nicht mit den anderen Parteien über Stossrichtung und Inhalt der Broschüre einigen und stiegen aus. «Es wurden mögliche Risiken und zeitliche Beschränkungen eingefügt, für die es keine klaren wissenschaftlichen Belege gibt», kritisiert SGGG-Präsident Gabriel Schär. Der Chefarzt an der Frauenklinik des Kantonsspitals Aarau befürchtet, dass dadurch die Frauen verängstigt werden, bei denen ein Kaiserschnitt notwendig ist.

Eigene Schrift der Gynäkologen

Konkret geht es um Angaben zu möglichen Folgen für das Kind. Gemäss Broschüre haben neuste wissenschaftliche Erkenntnisse einen Zusammenhang zwischen geplanten Kaiserschnittgeburten und einer veränderten Darmflora beim Kind nachgewiesen. «Dies kann die Entwicklung von Asthma im Kindesalter begünstigen. Das Gleiche gilt möglicherweise für Diabetes, Zöliakie und Über­gewicht», heisst es. «Diese Zusammenhänge sind keineswegs gesichert, die Studien dazu sind widersprüchlich», sagt Schär. Er bemängelt auch die Empfehlung in der Broschüre, den Kaiserschnitt rund eine Woche vor dem errechneten Geburtstermin durchzuführen. «Starre Terminregeln sind für Mutter, Partner und die Klinikorganisation ein Nachteil – und auch unnötig», sagt der Frauenarzt. Es gebe Studien, die zeigten, dass kein Unterschied im kindlichen Wohlbefinden bestehe, wenn eine Schnittentbindung bis zu zwei Wochen vor dem Geburtstermin stattfinde.

Schär wirft den Machern der Kaiserschnittbroschüre vor, dass sie mit der Publikation letztlich die Strategie verfolgen, die Anzahl Schnittentbindungen zu reduzieren. Die SGGG hat deshalb eine eigene Broschüre verfasst, die morgen am Jahreskongress bekannt gemacht werden soll. Unter dem Titel «Wie bringen Sie Ihr Kind zur Welt?» informieren die Frauenärzte gleichzeitig über den Kaiserschnitt und die natürliche Geburt. «Nur eine solche Information ermöglicht eine echte Beratung», sagt Schär. «Wir wollen damit keine Politik betreiben», sondern objektive, wissenschaftlich gesicherte Informationen weiter­geben.» Frauen sollen kein schlechtes Gefühl bekommen, wenn sie mit Kaiserschnitt gebären.

«Darüber muss man reden»

Christian Kind von der Schweizerischen Gesellschaft für Pädiatrie (SGP) will sich nicht an einer Polemik beteiligen. «Es ist schade, dass die Frauen­ärzte nicht dabei sind», sagt er. Bei den strittigen Risiken für die Kinder habe man intensiv miteinander diskutiert. «Wir wären auch bereit gewesen, diese wegzulassen, wenn die Gynäkologen dabei geblieben wären», sagt der ehemalige Chef­arzt am Kinderspital St. Gallen. Barbara Stocker, die Präsidentin des SHV, betont, dass die Broschüre keineswegs den Kaiserschnitt verteufle. «Uns geht es um seriöse Aufklärung», sagt sie. Es sei nicht die primäre Absicht der Broschüre, die Kaiserschnittrate zu senken, sondern das Thema Kaiserschnitt in den Mittelpunkt zu rücken. «Darüber muss man reden.»

Einigkeit herrscht immerhin darüber, welche die wichtigsten Risiken bei einem Kaiserschnitt sind: Es kommt bei der Mutter zu mehr Infektionen und Anästhesiekomplikationen als bei natürlichen Geburten. Zudem können Nachblutungen zu zusätzlichen Operationen führen. Und schliesslich besteht die Möglichkeit, dass sich bei einer erneuten Schwangerschaft die Plazenta zu tief in der Gebärmutterwand und auf der Kaiserschnittnarbe einnistet. Dies kann zu Blutungen führen und die Entfernung der Gebärmutter notwendig machen. Für das Kind besteht nach einem geplanten Kaiserschnitt ein erhöhtes Risiko für Atemnot, was eine Verlegung auf die Neugeborenen-Intensivstation notwendig machen kann.

Schwere Komplikationen selten

«Es ist ein Irrtum, zu glauben, dass ein Kaiserschnitt nur einfach, schnell und weniger schmerzhaft ist», sagt Gynäkologe Schär. Doch in Europa sei es nicht üblich, den Frauen und Ärzten vorzuschreiben, was sie tun sollen. Schär hofft, dass die aktuellen Diskussionen den zukünftigen Müttern helfen, sich mit Hebamme und Arzt für die richtige Entbindungsmethode zu entscheiden. «Die normale Geburt ist der bevorzugte Entbindungsmodus», sagt Schär. Wenn aber aus medizinischen Gründen ein Kaiserschnitt notwendig sei, müsse sich eine Frau keine Sorgen machen. «Die schweren Komplikationen sind beim Kaiserschnitt zum Glück selten.» (Tages-Anzeiger)

Erstellt: 24.06.2014, 23:50 Uhr


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