Streit um die Grazer Psychiatrie

Zuletzt aktualisiert: 15.07.2013 um 22:03 UhrKommentare

Tausende Unterschriften gegen die Fusion der Uniklinik für Psychologie mit der Psychiatrie - und die Professoren streiten. Die Hintergründe.

Die Aufregung ist nach wie vor riesengroß: Die Uniklinik für Medizinische Psychologie und Psychotherapie ist von der Auflösung bedroht. Man plant eine Übernahme durch die Uniklinik für Psychiatrie.


Die Folge: Kritik, die sich nicht nur in einen Brief von österreichischen und internationalen Fachleuten an das Rektorat der MedUni manifestierte, sondern auch in einer gezielten Online-Aktion. Sie warnen vor der Eingliederung. Im Kampagnen-Netzwerk Avaaz wurde eine Online-Petition fast 2500 Mal unterzeichnet. Aber warum wäre die Eingliederung so schlimm? Grob erklärt: Der Medizin-Psychologe hilft dem Patienten, wenn er ein körperliches Leiden hat - zum Beispiel bei einer Krebserkrankung. Hat der Patient eine Depression, ist der Psychiater am Wort. Viele Fachleute sind sich aber einig: Eine organisatorische Zusammenlegung könnte sinnvoll sein. Aber nur, wenn die inhaltliche Eigenständigkeit der Medizinischen Psychologie/Psychotherapie erhalten bleibt - sonst befürchtet man eine "Psychiatrisierung der Gesellschaft".

Die Vorwürfe

Nun wird hart um eine Lösung gerungen. Die zuständigen Gremien der MedUni-Klinik diskutieren ein Konzept. Die Kritik verstummt trotzdem nicht. Auch innerhalb der MedUni Graz ist man sich uneins, wie Wortmeldungen von prominenten Professoren gegen eine Zusammenlegung beweisen. Grundtenor: Das würde Einschränkungen, etwa bei der medizinisch psychologischen Betreuung Krebskranker, mit sich bringen. Weil eine neue Klinikausrichtung mit Schwerpunkt Psychiatrie geplant wäre.

Hans-Peter Kapfhammer, Leiter der Psychiatrie, entgegnet: "Viele Äußerungen waren unsinnig, ich habe gesagt, dass ich das despektierlich finde." Er verteidigt die Zusammenlegung: "Seit 30 Jahren wird unkoordiniert nebeneinander gearbeitet. Wir wollen das Feld neu ordnen. Ohne Machtanspruch unsererseits." Kapfhammer weiter: "Wir fangen mit der Diskussion wieder an, die Seele zwischen den Fachgebieten zu halbieren - das ergibt keinen Sinn. Auch der Vorwurf, dass ich die Medizinische Psychotherapie zurückschrauben wolle, ist Unsinn." Aber das werfen ihm Gegner weiter vor.

MedUni-Rektor Josef Smolle, der für die Zusammenlegung plädiert, sagt, dass es weiterhin eine Professur für Medizinische Psychologie und Psychotherapie geben werde. "Es wird nicht nur alles weitergeführt, sondern die einzelnen Bereiche sollen sogar gestärkt werden. Wir machen eine neue Organisationsform, das ist es. Und in aller Klarheit: Es ist nicht vorgesehen, dass Patienten, die keinen Psychiater brauchen, zum Psychiater geschickt werden."





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