Stratosphären-Sprung: Psycho-Check: So tickt Überschall-Springer Felix …

Ein Mann schwebt mit einem Ballon 40 000 Meter über die Erdoberfläche und stürzt sich dann im freien Fall nach unten. Man kann so eine Aktion verrückt nennen oder heldenhaft. Fest steht, dass es nur wenige Menschen gibt, die den gewaltigen Sprung gewagt hätten. Wäre er missglückt, hätte Felix Baumgärtner ihn nicht überlebt. Das wussten alle, vor allem der 43-jährige Österreicher. Warum macht jemand so etwas, der von sich sagt, dass er weder lebensmüde noch ein Adrenalin-Junkie sei?

Kein Adrenalin-Junkie

Adrenalin-Junkie nennt die Gesellschaft Menschen, die für ein außergewöhnliches Erlebnis das Risiko eingehen, den Augenblick nicht unversehrt zu überstehen. Extrem-Kletterer, Speedboat-Fahrer, Extrem-Skifahrer gehören dazu und Basejumper wie Felix Baumgartner. Der Psychologe Henning Allmer, der sich an der Sporthochschule Köln intensiv mit dem Phänomen Extremsport beschäftigt hat, sagt: „Gerade wenn Geschwindigkeit im Spiel ist, hat man ein intensives emotionales Erlebnis, das den Wunsch nach Wiederholung hervorruft. Das ist durchaus mit einer Sucht vergleichbar.“ Felix Baumgartner selbst streitet ab, süchtig nach dem Kick und dem damit verbundenen Hormon Adrenalin zu sein. Dafür spricht aber , dass er in den vergangenen Jahren von immer höheren und schwierigeren Gebäuden, Bergen und Monumenten gesprungen ist. Dass er dabei meist sehr gewitzt der Polizei entwischte, wäre auch nicht geeignet für die Nerven eines Durchschnittsmenschen.

Schon als Kind risikobereit

Felix Baumgartner und andere Extremsportler unterscheiden sich von allen anderen durch eine hohe Riskobereitschaft. Dieses Persönlichkeitsmerkmal gilt als ziemlich unveränderlich. Die Eltern des Rekordspringers erinnern sich daher auch an extreme Stunts des kleinen Felix mit dem BMX-Rad. „Baumgartner ist aber kein Hassardeur, der sorglos sein Leben aufs Spiel setzt“, sagt Psychologie-Professor Allmer, „aber er geht davon aus, dass professionelle Vorbereitung das Risiko minimieren kann.“ Dazu komme ein gewisser Glaube an die eigene Unverwundbarkeit, den Extremsportler pflegen: Wenn bisher nichts schiefgegangen ist, wird es beim nächsten Mal auch gutgehe. „Es ist derselbe sogenannte optimistische Fehlschluss, dem im normalen Leben zum Beispiel Raucher folgen. Sie kennen das Lungenkrebsrisiko, glauben aber nicht, dass es sie selbst treffen könnte.“

Grenzen erfahren und Angst besiegen

Zu einem waghalsigen Unternehmen wie dem Baumgartner-Sprung gehört nicht nur das Verlangen, eigene Grenzen bis ins Extrem auszutesten, sondern auch die Fähigkeit, sich der eigenen Angst zu stellen. „Viele Extremsportler nennen den Wunsch, die eigene Angst zu besiegen, als Motivation für ihr Handeln. Wobei die meisten lieber von ‚Respekt‘ einer Sache gegenüber sprechen als von ‚Angst‘ davor.“ Felix Baumgartner hat in einem TV-Interview einmal gesagt: „Ich bin nicht geil auf die Angst, aber die Angst macht ein Ziel erst wertvoll.“

Leave a Reply