Steven Pinkers präsentiert Mammutwerk über Gewalt

Der letzte Weltkrieg liegt 66 Jahre zurück. Und das Risiko, einem Mord oder Totschlag zum Opfer zu fallen, ist geringer denn je. Die Menschheit geht durch ihre bisher sicherste Phase, behauptet der amerikanische Wissenschafter Steven Pinker in seinem Mammutwerk "Gewalt - Eine neue Geschichte der Menschheit".

Pinker, Professor der Psychologie an der Elite-Universität Harvard, überzeugt mit anschaulichen Beispielen, empirischen Daten, sozioökonomischen Analysen, philosophischen Überlegungen und einem historischen Rückblick auf Formen von Gewalt. Wer empfindlich ist, sei gewarnt. Der Autor beschreibt selbst brutalste Praktiken der Vergangenheit im Detail und fügt ihnen teils grafische Darstellungen hinzu.

Generell war die Gefahr, einen gewaltsamen Tod zu sterben, in Europa vor 500 Jahren noch bis zu 50 Mal größer als heute, weist der Autor nach. In den USA sank die Zahl der Vergewaltigungen und Morde allein von 1973 bis 2008 um drei Viertel. Ein pikantes Detail seiner Recherchen: Der Intelligenzquotient von US-Präsidenten steht im direkten Zusammenhang mit dem Verlust durch die Kriege, in die das Land unter ihnen verwickelt war. Je niedriger der IQ des Präsidenten, desto höher die Zahl der Opfer, schreibt Pinker, der heuer auch auf der "Buch Wien" seine Thesen vertrat.

Welchen Faktoren verdanken wir unsere vergleichsweise friedliche Zeit? Pinker führt die Demokratie an, mehr Bildung, die rationales Denken fördert und emotionale Kurzschlüsse bremst. Er spricht über den wachsenden Einfluss von Frauen und argumentiert, dass die Pille und andere Mittel der Familienplanung die Gewalt gegen (ungewollten) Nachwuchs reduziert habe. Pinkers "Gewalt - Eine neue Geschichte der Menschheit" scheut keine heiklen Themen. Allerdings braucht es bei 1.212 Seiten auch seine Zeit zum Lesen.

INFO: "Gewalt - Eine neue Geschichte der Menschheit" von Steven Pinker, S. Fischer Verlag, 1212 Seiten, ISBN: 978-3-10-061604-3,

(dpa)

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