Spinnenangst morgens behandeln

Angststörungen lassen sich offenbar besser morgens behandeln. Das haben die Psychologen Dr. Tanja Michael und Dr. Johanna Lass-Hennemann in einer Studie nachgewiesen. Demnach ist eine Therapie gegen Spinnenphobie mit Sitzungen am Morgen weitaus wirksamer als eine Therapie am Abend.

Die Wissenschaftlerinnen führen dies auf den höheren Cortisol-Spiegel des Menschen am Morgen zurück. Cortisol ist ein körpereigenes Hormon, das Lernprozesse fördert. "Und Psychotherapie ist nichts anderes als ein Lernprozess", sagt Lass-Hennemann.

60 Patienten mit Spinnenphobie ausgewählt

Für die Studie wurden 60 Patienten mit Spinnenphobie ausgewählt, die weder extreme "Morgentypen" noch "Abendtypen" waren. "Zu welcher Tageszeit Menschen am besten lernen können, ist nämlich individuell verschieden", so Lass-Hennemann.

Alle Patienten wurden in einer jeweils dreistündigen Therapiesitzung gegen Phobie behandelt: davon 30 Patienten zwischen 8 und 11 Uhr, die anderen 30 Patienten von 18 bis 21 Uhr. Zusätzlich wurde der Cortisol-Spiegel aller Patienten mittels Speichelproben erhoben.

Angst bewältigt? Verhaltenstest gab Aufschluss

Wie stark sich die Spinnenphobie aufgrund der Behandlung gebessert hatte, überprüften die Psychologinnen bei allen Patienten nach einer Woche sowie erneut nach drei Monaten. Als Messlatte diente vor allem ein Verhaltenstest. Dabei sollten die Patienten einen Raum betreten, an dessen Ende sich ein Terrarium mit einer großen Kellerspinne befand. Gemessen und bewertet wurde, wie weit sie sich der Spinne nähern konnten.

Es zeigte sich, dass der Behandlungseffekt bei den Patienten mit Morgentherapie sowohl nach einer Woche als auch drei Monate später deutlich höher war. Im nächsten Schritt wollen die Wissenschaftlerinnen von der Saar-Universität prüfen, ob sich dieses Resultat auch auf die Behandlung komplexerer psychischer Störungen wie einer sozialen Phobie oder Panikstörung übertragen lässt.

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