Sinnestäuschungen – Welchen Denkfehlern wir ständig aufsitzen

In seinem Blog „you are not so smart“ hat er zahlreiche Belege gesammelt, mit denen er demonstriert, wie ahnungslos wir über unsere Ahnungslosigkeit sind. In vielen Fällen sitzen wir in Wirklichkeit unserem Unterbewusstsein auf. Aus seinen zahlreichen Blogeinträgen ist jetzt ein Buch entstanden: „Ich denke, also irre ich“.

Sein Buch legt nahe, schreibt McRaney, ein an Psychologie interessierter Journalist, dass wir ständig einer Menge Irrtümern unterliegen. Wir glauben genau zu wissen, wann wir beeinflusst werden und wie sich das auf unser Verhalten auswirkt.

In Wahrheit, das belegt der Autor in jedem Kapitel aufs Neue, nehmen wir die vielen Manipulationen unseres Unterbewusstseins überhaupt nicht wahr.

Reize, die unser Unterbewusstsein manipulieren

Das geschieht etwa durch „Priming“, also wenn ein Reiz aus der Vergangenheit uns in unserem jetzigen Denken und Verhalten beeinflusst. Das passiert ständig, ohne dass wir es überhaupt merken. Eine Erkenntnis, die von vielen Firmen zur Umsatzsteigerung genutzt wird. Duftet etwa ein Lebensmittelgeschäft nach frischem Brot, kaufen die Kunden mehr.

Deshalb argumentieren wir oft gar nicht sachlich, obwohl wir davon überzeugt sind. Ein anderer Effekt führt etwa dazu, dass wir eigene Talente überschätzen.

Mehr Beispiele dafür, welche Reize und Impulse uns täglich davon abhalten, rationale Entscheidungen zu treffen, weil sie zum Beispiel unser Unterbewusstsein manipulieren, lesen Sie in der Bildergalerie.

Zehn Beispiele, wie wir uns täglich irren






Rückschaufehler
„Das habe ich kommen sehen“, oder „ genau damit habe ich von vorneherein gerechnet“, solche Sätze sagen wir häufig. Wenn wir eines Besseren belehrt worden sind, werten wir die Informationen oft so um, als hätten wir sie vorher schon gewusst. Das Phänomen wurde zum Beispiel bei Menschen beobachtet, die nach dem 11. September vermuteten, es würde noch einen weiteren Terroranschlag geben würde. Als diese ausblieb, gingen die Leute rückblickend davon aus, das Risiko um einiges geringer eingeschätzt zu haben. Auch nach Wahlen erliegen viele einem Rückschaufehler.

(Foto: dpa)

Zielscheibenfehler
Wenn die Auswirkungen sinnvoll erscheinen, tendieren wir dazu, Zufälle zu ignorieren. So neigen wir schnell dazu, wenn wir viele Übereinstimmungen erkennen, an Schicksal zu glauben. Etwa wenn wir bei einem Date feststellen, dass wir das gleiche Auto fahren, das gleiche Essen mögen unsere Mütter den gleichen Vornamen haben. Dabei sitzen wir dem sogenannten Zielscheibenfehler auf. Mit Abstand betrachtet sind die Übereinstimmungen wenige zufällige Gemeinsamkeiten, gegen die Tausende Unterschiede stehen, die wir dagegen außer Acht lassen.

(Foto: dpa)

Dunning-Kruger-Effekt
Der Begriff geht auf eine Publikation der Wissenschaftler David Dunning und Justin Kruger zurück und bezeichnet die Tendenz weniger kompetenter Menschen, das eigene Können zu überschätzen und die Leistungen kompetenter Experten zu unterschätzen. Als einfaches Beispiel für den Effekt nennt David McRaney etwa die Teilnehmer zahlreicher Castingshows, die von ihrem Talent, im Gegensatz zu Jury und Publikum, restlos überzeugt sind.

(Foto: dpa)

Autoritätsargument
Wir sind überzeugt, dass wir unser Urteilsvermögen gerne auf Fakten stützen. Doch ob wir etwas glauben, hängt stark von Status und Renommee der Person ab, die etwas sagt. Das ist generell nicht verkehrt, denn Personen, die zum Beispiel über ein Thema promoviert haben, wissen darüber höchstwahrscheinlich besser Bescheid. Doch auch Experten können irren. Gerade bei umstrittenen Themen gibt es oft eine Menge Experten mit unterschiedlichsten Meinungen. Es lohnt sich also oft, wirklich auf die Fakten zu gucken und sich von einer Autorität nicht zu sehr beeindrucken zu lassen.

(Foto: dpa)

Strohmann-Argument
Wenn wir diskutieren oder streiten, glauben wir oft, wir würden uns an die Fakten halten. In der Realität lassen wir uns oft dazu verleiten, den Standpunkt des Gegners verzerrt darzustellen. Das geschieht durch die rhetorische Taktik des „Strohmann-Arguments“. Statt des Gegenübers setzen wir einen fiktiven Gegner, den Strohmann, ein, dem wir eine verzerrte, weniger differenzierte Version seiner Argumente unterstellen. Indem wir die Strohmann-Argumente widerlegen, behaupten wir, die tatsächlichen Argumente des Gegners zu widerlegen. Häufig lässt sich bei Debatten um strittige Themen beobachten, wie die Streit-Parteien Strohmänner aufbauen.

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Dunbar-Zahl
Fünfhundert Facebook-Freunde und jeden kennt man persönlich, kein Problem, denken viele. Falsch gedacht: Tatsächlich können wir nur zu etwa 150 Menschen soziale Kontakte unterhalten. Das besagt jedenfalls die Dunbar-Zahl, die vom Anthropologen Robin Dunbar entwickelt wurde. Dass wir nicht mit mehr Menschen Kontakt halten können, liegt nicht an der „Speicherkapazität“ unseres Gehirns, sondern eher daran, dass die Kontaktpflege mit mehr Menschen sich schlichtweg nicht organisieren lässt.

(Foto: dpa)

Soziales Faulenzen
Wir glauben, wenn wir mit anderen zusammenarbeiten, sind wir produktiver und leisten mehr. Das stimmt nicht. Sobald wir Teil einer Gruppe sind neigen wir dazu, uns weniger anzustrengen. Wissen wir, dass wir nicht als Einzelperson beurteilt werden, ziehen wir uns instinktiv in den Hintergrund zurück. Das Phänomen ist unter dem Namen „Soziales Faulenzen“ bekannt und es gibt Faktoren, die es hemmen oder verstärken. Bei Ruderern etwa taucht es auf, in Schwimmstaffeln, in denen die Zeit des Einzelnen gemessen wird, nicht.

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Indoktrination durch Sekten
Wir glauben gerne, dass wir zu schlau sind, um dem Werben einer Sekte aufzusitzen, doch in Wirklichkeit sind alle Menschen für die Verführung von Sekten anfällig. Wer sich schon einmal als Fan von jemandem bezeichnet hat, von einem Musiker, Schriftsteller, Politiker oder Wissenschaftler, hat die erste Stufe einer Indoktrination bereits erlebt. Bekäme man die Möglichkeit, diese Person regelmäßig zu treffen, würde man das tun. Ähnlich funktioniert das bei Sekten. Eine Sektenbildung wird nicht geplant. Sie entsteht aufgrund menschlicher Verhaltensweisen, die dann aus dem Ruder laufen.

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Self-Handicapping
Wir glauben, in unserem Handeln nach Erfolg zu streben. Manchmal schaffen wir allerdings aus Selbstschutz Voraussetzungen dafür, nicht erfolgreich zu sein. Self-Handicapping wird das Phänomen genannt, wenn man zum Beispiel ganz plötzlich krank ist und so die eigenen Erfolgschancen sabotiert. Das Verhalten muss nicht destruktiv sein, es wird vielmehr als Schutz vor möglichen Misserfolgen bewertet.
Grundlage für die Denk-Irrtümer ist das Buch von David McRaney: „Ich denke, also irre ich. Wie unser Gehirn uns jeden Tag täuscht, mvg Verlag, 16,99 Euro.

(Foto: dpa)

Priming
Wir glauben zu merken, wann und ob wir beeinflusst werden. In Wahrheit nehmen wir die ständigen Manipulationen durch Überzeugungen in unserem Unterbewusstsein überhaupt nicht wahr. Das geschieht etwa durch „Priming“, also wenn ein Reiz aus der Vergangenheit uns in unserem jetzigen Denken und Verhalten beeinflusst. Das nutzen viele Firmen zur Umsatzsteigerung. Zum Beispiel kaufen Kunden mehr Lebensmittel, wenn es in dem Geschäft nach frisch gebackenem Brot riecht.

(Foto:
dpa)







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