Silke Lippok: Hansestadt Hamburg als Herzenssache

Silke Lippok: Hansestadt Hamburg als Herzenssache

Silke Lippok hat in Hamburg inzwischen eine eigene Wohnung gefunden, ein Psychologie-Studienplatz soll folgen. Pforzheims Schwimmstar hat bei ihrer Entscheidung für die Hansestadt und gegen die USA auf ihre Gefühle gehört.

Letzter Platz im A-Finale über ihre Paradedisziplin, dazu zweimal nur fürs B-Finale qualifiziert – Silke Lippok musste schon lange überlegen, wann ihr das zum letzten Mal passiert ist. „Daran kann ich mich nicht mehr erinnern“, gab Pforzheims Schwimmstar am Rande der offenen französischen Meisterschaften in Vichy zu. Doch die Freistilspezialistin konnte darüber auch lachen. Schließlich weiß sie, warum ihr derzeit die nötigen Kräfte für Bestleistungen fehlen.

Der Wettkampf in Vichy galt als eine Art WM-Generalprobe für die deutsche Nationalmannschaft, war das französische Heilbad doch der letzte Stopp vor den in drei Wochen beginnenden Beckenwettbewerben der Schwimm-WM in Barcelona. Für Silke Lippok war es indes bereits der Abschluss einer alles andere als befriedigenden Saison.

Rio 2016 statt Barcelona 2013

Bereits im Mai hatte die Vize-Europameisterin nach Kreuzbandriss und Trainingsrückstand schweren Herzens die DM und somit auch die WM absagen müssen. „Ich muss da jetzt langfristig denken“, sagte Lippok damals der PZ mit Blick auf die Olympischen Spiele 2016 in Rio de Janeiro. „Wenn mein Knie noch nicht wieder hundertprozentig belastbar ist, will ich lieber nichts riskieren.“

So blieb das Meeting in Vichy also der einzige internationale Wettkampf für Lippok, die seit ihrem Triumph bei der EM 2010 in Budapest keinen internationalen Titelkampf verpasst hatte. Ihr persönlicher Saisonhöhepunkt sozusagen. „Ich genieße das total, den Freibad-Wettkampf, die Sonne, die tolle Stimmung, das schöne Städtchen“, sagt die Neu-Hamburgerin, die sich nach einer College-Erkundungsreise an die US-amerikanische Ostküste für einen Verbleib im deutschen Norden entschieden hat. „Am Ende habe ich mich gefragt: Wie würde ich mich fühlen, wenn ich im August in den Flieger nach Florida steige? Da war für mich plötzlich klar: Ich bleibe in Hamburg.“

Ausschlaggebend sei für sie die individuelle Betreuung gewesen, der sie sich in der vergleichsweise kleinen Trainingsgruppe von Petra Wolfram sicher sein kann. Die Hamburger Stützpunkttrainerin hatte den ehemaligen Schützling von Rudi Schulz schon bei jenen Wettkämpfen betreut, zu denen ihr Heimtrainer sie nicht begleiten konnte. Eine eigene kleine Wohnung hat Silke Lippok in der Hansestadt bereits gefunden, die Küche ist auch schon bestellt. Und wenn sie Glück hat, bekommt sie bald auch die Zusage für den erhofften Psychologie-Studienplatz an der Uni Hamburg.

Die Voraussetzungen wären also geschaffen, damit Lippok nach ihrer Trainingspause, die sie sowohl in Pforzheim mit der Familie als auch mit Freunden in Südfrankreich verbringen möchte, mit frischem Elan die neue Saison in Angriff nehmen kann – damit es bei der Heim-EM 2014 in Berlin wieder ein vorderer Platz im A-Finale über 200 Meter Freistil wird.

Autor: Sabrina Knoll

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