Sie wollen für ihre Arbeit fair bezahlt werden

Trier. Mit provokanten Sprüchen auf Transparenten und ihren sinnbildlich "letzten Hemden" an einer Wäscheleine haben Psychotherapeuten in Ausbildung auf dem Trierer Hauptmarkt auf sich aufmerksam gemacht. Dieser Protest war Teil einer bundesweiten Aktion von Studenten in zehn verschiedenen deutschen Städten. Motto: "Wir wollen, dass unsere Arbeit die Anerkennung bekommt, die sie verdient!"

Die Kritik entzündet sich am Psychotherapeutengesetz, das 1999 in Kraft trat und seitdem nicht mehr reformiert wurde. Es regele nur die Inhalte der Ausbildung, die rechtlichen Rahmenbedingungen dagegen nicht, erklärten die Protestierenden. Der Status eines Psychotherapeuten in Ausbildung sei damit unklar, sie könnten auch etwa als Praktikanten eingestellt werden. Die Folge sei eine willkürliche Entlohnung der Arbeitskraft: Die Kliniken entschieden selbst, wie viel sie zahlten. Es gelte: je zentraler die Klinik, desto mehr Bewerbungen auf eine Stelle und desto geringer die Bezahlung. Die Spanne reiche von 100 Euro im Monat in Städten bis zum Mindestlohn in ländlichen Gebieten. Zusätzlich müssten die Pia - abhängig vom jeweiligen Ausbildungsinstitut - zwischen 10 000 und 20 000 Euro an Ausbildungskosten aufwenden.

Briefe an Bundestagsabgeordnete



Psychotherapeuten in Ausbildung kämpfen seit Jahren für eine bessere Bezahlung, haben jedoch das Gefühl, bisher wenig gehört worden zu sein. Bei der Protestaktion in dieser Woche unterschrieben Passanten und Studenten zum zweiten Mal Briefe, die die Missstände anprangern. Diese werden an die Bundestagsabgeordneten des Wahlkreises gesendet. Auf die letzten Briefe habe die Fachschaft Psychologie an der Universität Trier keine Antwort erhalten, sagten die Initiatoren.

Die schlechten Arbeitsbedingungen wirkten sich auch auf die Patienten aus, sagten die Protestierenden. So sei die erste Station in der psychotherapeutischen Ausbildung die Beschäftigung in einer Psychiatrie. Frisch aus dem wissenschaftlichen Studium entlassen werde man sprichwörtlich ins kalte Wasser geworfen. Weil sie einen Nebenjob bräuchten und an den Wochenenden zum Unterricht ins Ausbildungsinstitut müssten, arbeiteten viele von ihnen an der Belastungsgrenze und hätten wenig Zeit, Gruppentherapien und Einzelgespräche optimal vorzubereiten und sich auch fallspezifisch theoretisch weiterzubilden. Zudem fehle es trotz hoher Verantwortung und eigener Patienten in manchen Fällen an einer psychologischen Supervision, einer Art Betreuung.

"Das System nutzt uns aus. Eigentlich sollten Psychotherapeuten in Ausbildung zusätzlich zum bestehenden Team eingesetzt werden", sagte eine Psychotherapeutin im ersten Lehrjahr. "Die Realität sieht aber so aus, dass wir als billige Kräfte die Arbeit in der Psychiatrie auffangen."

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