Schusseligkeitsgen gefunden

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aus der Wirtschaftspsychologie

21. März 2014

Bonner Psychologen haben offenbar ein Schusseligkeitsgen gefunden. Es steuert den Dopamin-Austausch in Teilen des Gehirns. Eine bestimmte Variante des Gens geht mit Vergesslichkeit und Abgelenktsein einher.

Eine Forschergruppe um den Diplom-Psychologen Sebastian Markett von der Abteilung Differentielle und Biologische Psychologie der Universität Bonn hat nach einem genetischen Marker für geistige Aussetzer gesucht. Namen vergessen, Dinge verlegen, sich ablenken lassen – all das gehört zu dieser Art von Schusseligkeit. Die Ergebnisse ihrer Untersuchung wurden in der Online-Ausgabe der Fachzeitschrift Neuroscience Letters veröffentlicht.

Carsten C. Schermuly: SchnellWissen Führung

Die Forscher untersuchten insgesamt 500 Personen. Zuerst wurde nach dem Gen gesucht. Das war das Dopamin-D2-Rezeptor-Gen (DRD2), das jeder in sich trägt und schon für Vergesslichkeit bekannt ist. Es kann in zwei Varianten vorkommen, mit der Nukleinbase Cytosin oder Thymin an einer Gen-Stelle. Die Variante des Gens wurde per Speichprobe bestimmt.

Dann fahndete man nach geistigen Aussetzern. Die Teilnehmer sollten dazu im Fragebogen ankreuzen, wie oft sie etwas vergaßen oder verlegten und wie impulsiv sie waren und sich von Aufgaben ablenken ließen. Dann wurden Zusammenhänge zwischen Genvariante und Fahrigkeit berechnet.

Ergebnis: Konfuse Fehlhandlungen kamen häufiger bei der Thymin-Variante vor. Cytosin schützte hingegen vor unwillkürlicher Schludrigkeit. Laut den Forschern ist das Ergebnis nachvollziehbar, da das DRD2-Gen darauf einwirkt, wie Dopamin-gesteuerte Signale im Stirnhirn weitergeleitet und dadurch planmäßige Handlungen dirigiert werden.

Vergisst man das nächste Mal den Namen seines Geschäftspartners oder einen Abgabetermin, hat man also eine gute Ausrede: Das war mein DRD2-Gen, ich kann nichts dafür.

© Wirtschaftspsychologie aktuell, 2014. Alle Rechte vorbehalten.

Weiterführende Informationen:

Sebastian Markett, Christian Montag, Corinna Diekmann Martin Reuter (University of Bonn). (2014). Dazed and confused: A molecular genetic approach to everyday cognitive failure (Abstract). Neuroscience Letters. Available online 2 March 2014.

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