Roman Döbele beschreibt, warum Frühlingsgefühle Resultate unserer Sinne sind

Roman Döbele ist Psychologiestudent an der Universität Köln. Sein universitärer Schwerpunkt liegt auf der Sozial- und Entwicklungspsychologie. Er untersucht und diskutiert aktuelle Themen, unter Miteinbezug der theoretischen Grundlagen menschlicher Psychologie.
 
Es ist wieder soweit: die Tage werden länger, wir fühlen uns aktiv und lebendig. Die Temperaturen klettern langsam aber sicher in die Höhe, wir tauschen unseren Wintermantel gegen kurze Hosen und T-Shirt ein. Und dann ist da noch dieses kribbelige Gefühl im Bauch, diese unerklärliche gute Laune und so ein vergessener Tatendrang. Um es laienhaft auszudrücken: wir haben Frühlingsgefühle.
Psycholgiestudent Roman Döbele ist sehr an der menschlichen Psychologie interessiert und hat sich daher einmal genauer mit dem Thema “Frühlingsgefühle” auseinandergesetzt, um folgende Fragen zu beantworten: Was verbirgt sich eigentlich hinter diesem rätselhaften Gefühlszustand, der uns plötzlich gute Laune und diese unbegründete Energie schenkt? Weshalb fühlen wir uns auf einmal zum anderen Geschlecht viel mehr hingezogen als sonst? Wodurch werden Frühlingsgefühle ausgelöst, und warum fühlen wir sie immer wieder pünktlich zur selben Zeit? 

“Glückshormon” Seratonin schenkt uns Energie und gute Laune

 

Psychologischen Untersuchungen zufolge verfügt unser Körper über eine Art Jahresrhythmus - vergleichbar mit unserer “inneren Uhr” - der uns pünktlich jedes Jahr unterbewusst informiert, wann der Frühling kommt. Zur Frühlingszeit durchlebt der Mensch eine Hormonumstellung, die sich durch zunehmenden Tatendrang und Lebensfreude bemerkbar macht. Während der Wintermonate noch schüttet unser Körper vermehrt das schlaffördernde Hormon Melatonin aus. Dieses führt dazu, dass  wir uns während der kalten, dunklen Jahreszeit häufig träge und antriebslos fühlen. Das Hormon Seratonin - umgangssprachlich auch Glückshormon genannt - wird dagegen durch Sonnenlicht stimuliert. Werden die Tage also wieder länger und lassen sich die ersten wärmenden Sonnenstrahlen blicken, bildet unser Körper wieder mehr Seratonin und wir fühlen uns wach und lebendig. Zudem nimmt die Produktion des Schlafhormons Melatonin ab, und antreibende Hormone wie Adrenalin und Dopamin werden zunehmend ausgeschüttet.

 

Allein durch diese biologisch bedingte Hormonumstellung, lässt sich das Phänomen Frühlingsgefühle aber noch nicht hinreichend erklären. Das, was wir im Sprachgebrauch als Frühlingsgefühle kennen, ist im Endeffekt vielmehr das Resultat eines Zusammenspiels all unserer Sinne. Auf den Social-Media-Seiten von Roman Döbele wird mehr Aufschluss über emotionale Reaktionen, die durch äußerliche Begebenheiten hervorgerufen werden, gegeben. 

 

Internationalen Studien zufolge hat der Frühling nach den langen und kalten Wintermonaten eine erholende Wirkung auf den menschlichen Körper. Wir nehmen eine optische Veränderung in der Natur wahr, die aus ihrem Winterschlaf erwacht und sich auf den Frühling vorbereitet. Kahle Baumkronen erhalten wieder ein grünes Blätterkleid, erste Blüten sprießen vorsichtig aus der Erde, morgens werden wir nicht mehr von unserem Wecker, sondern von zwitschernden Vögeln geweckt. All diese Veränderungen haben den psychologischen Effekt, dass auch wir uns aktiver fühlen und uns “erneuern” wollen. Die offensichtlichste Ausprägung dieses Phänomens ist wohl unser Hang zu bunten, fröhlichen Farben und das Wegrationalisieren des unnötigen Stoffes in der Frühlingszeit.

Auch unser Geruchssinn trägt seinen Teil zur Frühjahrsfreude bei. Der so charismatische Frühlingsgeruch, den wir wohl alle kennen, ist eigentlich nichts anderes als der Geruch von schneebefreiter Erde. Dieser Geruch lässt uns erahnen, dass neues Leben entsteht und wieder neue Pflanzen und Blumen wachsen. Wir kennen den Geruch seit unserer jüngsten Kindheit und verbinden ihn automatisch mit dem nahenden Frühling.

 

Größte Chance sich zu verlieben

 

Dass wir pünktlich zum Frühlingsbeginn eine plötzliche Lust verspüren uns zu bewegen, führen Forscher größtenteils auf die zunehmend heller werdenden Tage zurück. Auch unsere bestechend gute Laune, während der Frühjahrszeit, haben wir der Sonne zu verdanken, denn Licht hat bewiesenermaßen eine stimulierende Wirkung auf unsere Gemütslage. Sonnige und warme Frühlingstage führen dazu, dass wir uns wohl in unserer Haut fühlen. Hinzu kommen die äußeren Reize. Nach langer Zeit zeigen nicht nur wir, sondern auch unsere Mitmenschen wieder mehr Haut: Freizügige Kleidung und in Szene gesetzte Rundungen versetzen uns unterbewusst ganz automatisch in Flirtlaune.

 

Dass die Chancen sich im Frühling zu verlieben größer sind als in jeder anderen Jahreszeit, wird sogar durch Statistiken bestätigt. Danach beginnen 42 Prozent aller festen Beziehungen im Frühjahr. Das liegt neben der aufreizenden Kleidung vor allem auch an der erhöhten Produktion des Sexualhormons Testosteron. Auch die Ausschüttung dieses Hormons verhält sich nämlich zyklisch: Im Herbst und Winter wird es in geringerem Maße ausgeschüttet als im Frühling und Sommer. Zugegebenermaßen bringt der erhöhte Testosteronspiegel in erster Linie männliche Geschöpfe in Fahrt, doch auch Frauen beäugen das andere Geschlecht in dieser Jahreszeit besonders aufmerksam.

 

Frühjahrsmüdigkeit durch Temperaturschwankungen bedingt

 

Nun werden vielleicht einige erstaunt mit dem Kopf schütteln und sich denken: Stimmt doch gar nicht. Ich fühle mich zu Beginn des Frühlings eher schlapp und träge.

Das kann tatsächlich sein. Den gerade beschriebenen Vorgang beobachten zwar die meisten Menschen bei sich, allerdings haben Forscher herausgefunden, dass Frühlingsgefühle letztlich doch subjektiv durch den Körper bedingt sind und bei jedem Menschen in anderer Ausprägung erscheinen.

 

Hierdurch lässt sich erklären, dass einige Menschen nicht in einen plötzlichen Tatendrang, sondern eher in eine Frühjahrsmüdigkeit verfallen. Meist wird diese Trägheit durch die zum Teil sehr heftigen Temperaturschwankungen in den Frühjahrsmonaten bedingt. Der Körper ist überfordert und noch auf die Wintertemperaturen eingestellt.

Gegen diese lästige Kraftlosigkeit helfen aber alte Hausfrauenmittel: Fettarmes Essen, viel Wasser, Vollkornprodukte, Vitamin C und E sowie Bewegung und Wechselduschen regen den Stoffwechsel an. So kommen auch die letzten müden Frühjahrsmuffel auf echte Frühlingsgefühle. (AGM)

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