"Der Schuh des Manitu" und "(T)Raumschiff Surprise - Periode 1" gehören zu seinen größten Erfolgen. Rick Kavanian ist einer der verwandlungsfähigsten Schauspieler. Bekannt wurde er vor allem durch die Bullyparade. Nun präsentiert der Comedian mit "Egostrip" sein drittes Bühnenprogramm.
Chamer Zeitung: Sie haben neben Politikwissenschaft Nordamerikanische Kulturgeschichte und Psychologie studiert. Ist ein Psychologiestudium nötig, um die Amerikaner zu verstehen?
Rick Kavanian: (Lachen am anderen Ende der Telefonleitung). Da kann man noch so viel studiert haben - die zu verstehen, ist gar nicht so leicht. Ich beschränke Amerika meist auf die Ostküste, vor allem auf New York, und auf Kalifornien an der Westküste. Aber dazwischen liegt wahnsinnig viel unerklärbares und unergründliches Land. Nichtsdestotrotz hat mir die Psychologie in meiner Arbeit sehr geholfen. Mich interessiert an der Psychologie einfach, was Menschen antreibt oder bewegt, Dinge zu machen. Warum sich Menschen so verhalten, wie sie sich verhalten und was sie zu dem gemacht hat, was sie sind.
Ihre Eltern stammen aus Bukarest, Sie sind in München geboren und aufgewachsen. Hat es je Integrationsprobleme gegeben? Was raten Sie der heutigen Gesellschaft in diesem Bereich?
Es hat Gott sei Dank keine Integrationsprobleme gegeben. Mein großes Glück war: Ich habe schnell akzentfrei Deutsch gesprochen. Das lag daran, dass mein Vater in Bukarest eine deutsche Schule besuchte. Als er in den 60er Jahren nach München kam, hat er bereits sehr gut Deutsch gesprochen. Ich habe nach wie vor den Eindruck: Die Sprache ist der Türöffner. Egal, in welches Land, in welche Region man kommt - wenn man die Sprache oder nur ein bisschen die Mundart oder den Akzent beherrscht, heißt es: Guck mal, das ist einer von uns.
Wenn ich in ein anderes Land reise, muss ich mich ein Stück weit vorbereiten. Ich bin ja Gast. Von meinen Eltern habe ich gelernt: Als Gast führt man sich anständig auf. Man muss die Sprache nicht fließend beherrschen, aber es gehört sich, dass man schon mal ein bisschen was gehört hat.
Entschuldigen Sie bitte den nächsten Ausdruck - Sie sind ein Klug-Scheißer, jedenfalls im BR. Das setzt voraus, dass Sie politisch interessiert sind. Machen Sie sich viele Gedanken um Politik und Wirtschaft und ihre Auswirkungen?
Ich weiß nicht, ob ich mir übermäßig viele Gedanken mache. Ich finde es beispielsweise sehr spannend, wie eine Meldung entsteht, wer Einfluss auf diese Meldung hat und wie sie im Sinne von bestimmten Interessensgruppen verbreitet oder vielleicht sogar verändert werden kann. Diesbezüglich habe ich das Gefühl, dass sich die großen Leitmedien immer ähnlicher werden. Das gibt mir manchmal Anlass zur Sorge.
Ich finde es interessant, einfach mal rauszugehen und zu spüren: Ist die Situation wirklich so, dass die Kaufkraft nachgelassen hat? Was heißt das, die Kaufkraft hat nachgelassen? Bedeutet das, beim Bäcker gibt es kein Brot mehr? Inwieweit deckt sich das, was als Nachricht kommuniziert wird mit dem, was ich subjektiv in meinem Umfeld wahrnehme? Ich will mich einfach nicht blind auf das verlassen, was die Medien sagen. Ich finde es wichtig, dass man eine gewisse Distanz bewahrt und auch mal vor die eigene Haustüre schaut, wie die wirkliche Stimmung ist.
Ihre vielseitigen Charaktere verlangen neben schauspielerischem Talent eine gute Beobachtungsgabe. Auf der Leinwand wirken die Rollen spielerisch und leicht. Wie gehen Sie an eine neue Figur heran? Wieviel harte Arbeit steckt wirklich dahinter?
Das Härteste für mich ist - wenn ich eine Figur gefunden habe -, diesen Moment für mich festzuhalten. Es gibt einen Moment, wo ich die Figur spüre - das soll jetzt nicht psychologisch oder mystisch klingen. Diesen Moment muss ich konservieren, dann bin ich diese Figur. (Nun mit griechischem Akzent): Dann bin ich der Grieche, dann weiß ich, es ist gelaufe. Es kann passiere Tages- und Nachtzeit. Das heißt, du weckst mich auf, ich bin Dimitri, alles prima! - Es gehört aber auch Übung dazu.
Alle Figuren, die ich spiele, gibt es tatsächlich. Es gibt sozusagen real existierende Vorbilder; ich entwickle sie nicht am Reißbrett. Es gibt aber auch Leute, an denen ich mir die Zähne ausgebissen habe: Der Herr Ratzinger - der will nicht in mich. Das haut nicht hin.
Info
Die Veranstaltung beginnt am Mittwoch, 28. November, um 20 Uhr in der Stadthalle Roding. Karten sind erhältlich bei der Chamer Zeitung, in der Touristinfo Roding und unter www.strasserkonzerte.de.
Das ausführliche Interview lesen Sie in der Ausgabe der Chamer Zeitung vom Donnerstag, 22. November.