Resilienz: Fackel im Sturm – erwachsenenbildung.at

Immer öfter wird Resilienz als nützliches Personenmerkmal im Zusammenhang mit der Arbeitswelt beschrieben. So wundert es auch nicht, dass Resilienz im Weiterbildungsdiskurs Einzug gehalten hat. Die Fähigkeit der Resilienz hilft, dem Burnout vorzubeugen bzw. es zu behandeln. Im Resilienztraining steht die Veränderung von Denkmustern im Vordergrund.

Resilienz - was ist das genau?

Der Begriff Resilienz findet seit vielen Jahrzehnten in der Psychologie Verwendung, als Modewort ist er aber erst in jüngerer Vergangenheit in der Trainingsszene gelandet. In die Wissenschaft eingeführt wurde „Resilienz“ 1950 von Jack Block von der Berkeley University in Kalifornien. Unter Resilienz wird die Fähigkeit verstanden, auf wechselnde Lebenssituationen flexibel zu reagieren und stressreiche, frustrierende, schwierige und belastende Situationen ohne schwere psychische Folgeschäden meistern zu können.  

Resilienzforschung ergibt: Sozialer Ausbruch möglich

Emmy Werner, Psychologieprofessorin an der University of California, wird als die Mutter der Resilienzforschung bezeichnet. Über 40 Jahre begleitete sie in einer Langzeitstudie 698 Kinder, geboren auf einer hawaianischen Insel. Der Fokus lag dabei auf jenen Kindern, die ein hohes Entwicklungsrisiko aufwiesen. 201 Kinder stammten aus sehr schwierigen Verhältnissen. Geprägt von einem geringen Bildungsniveau, vom Alkoholismus der Eltern, von Krankheit, Armut, Scheidung, Vernachlässigung oder Misshandlungen. Zwei Drittel dieser belasteten Kinder entwickelten sich bis zum 18. Lebensjahr schwer lern- und verhaltensgestört, wurden straffällig oder litten unter schweren psychischen Problemen. Doch ein Drittel dieser risikoanfälligen Kinder wuchs trotz der trostlosen Lebensumstände zu jungen Erwachsenen heran, die gut mit ihrem Leben und ihren PartnerInnen zurechtkamen. „Diese Studienteilnehmer waren erfolgreich in der Schule, gründeten eine Familie, waren in das soziale Leben eingebunden und setzten sich realistische Ziele. Im Alter von 40 Jahren war keiner aus dieser Gruppe arbeitslos, niemand war mit dem Gesetz in Konflikt geraten, und niemand war auf die Unterstützung von sozialen Einrichtungen angewiesen“, fasst Emmy Werner ihre Ergebnisse zusammen. Ihr Fazit: „Die Annahme, dass sich ein Kind aus einer Hochrisikofamilie zwangsläufig zum Versager entwickelt, wird durch die Resilienzforschung widerlegt.“

Flexibilität, Selbstvertrauen und soziale Verantwortlichkeit als Teil der Resilienz

Resiliente Personen hatten, trotz schwieriger Lebensbedingungen in ihrer Kindheit oftmals eine stabile Beziehung zu einem Erwachsenen, wie Eltern, Onkeln, Tanten, LehrerInnen oder Nachbarn. Sie hatten Menschen, die ihnen als soziales Vorbild dienten und lernten dadurch Probleme konstruktiv zu lösen. Neben diesen äußerlichen Einflüssen sind relisiliente Personen mit Eigenschaften wie sehr hoher Flexibilität, sehr großem Selbstvertrauen, Kreativität, (sozialem) Verantwortungsgefühl, Humor und Selbstständigkeit ausgestattet.

Resilienz kann gelernt werden

Nach Meinung der Forschung ist Resilienz durchaus lernbar bzw. lässt sich die Resilienz auch bei Erwachsenen steigern. Als Basis dafür wird das Konzept der sieben Säulen gesehen, zu denen unter anderen Optimismus, Lösungsorientiertheit und Übernehmen von Verantwortung gezählt werden. Jeder Mensch hat hinsichtlich dieser Säulen unterschiedliche Grundvoraussetzungen. Beispielsweise braucht eine Person mehr Problemlösungsstrategien, eine andere muss an ihrer positiven Selbsteinschätzung arbeiten und eine andere braucht Strategien um Stress bewältigen zu können. Aber diese Defizite können durch ein gezieltes Training behoben werden. Dadurch werden die Personen resilienter gegenüber Schicksalsschlägen und lang andauerndem Druck.

Resilienz: auch Thema der Erwachsenenbildung

Personen mit Migrationshintergrund oder mit geringer Basisbildung, Langzeitarbeitslose bzw. ArbeitnehmerInnen, bei denen eine hohe Burn-Out-Neigung vorliegt, befinden sich meist über längere Zeit in schwierigen Lebenssituationen. Durch die Stärkung der Resilienz könnte dem andauernden Stress entgegengewirkt und die Lebensqualität gesteigert werden. Fraglich allerdings bleibt, inwieweit die Eigenschaft der Resilienz dauerhaft strukturelle Mängel und Benachteiligungen auszugleichen vermag.

Resilienz am Arbeitsplatz

Resilienzfähigkeiten können im beruflichen Umfeld bei verschiedenen Herausforderungen nützlich sein, z.B. um die Unternehmensstruktur zu verändern, um mit Vorurteilen und Diskriminierung umzugehen, um Arbeitslosigkeit zu bewältigen oder um Work-Life-Balance besser zu gestalten. Durch die Stärkung der Resilienz minimiert sich gleichzeitig die Wahrscheinlichkeit an Burn-Out zu erkranken.

Auch Resilienz hat Grenzen

Trotz der vielen Vorteile von Resilienz ist es nicht immer wünschenswert, resilient zu bleiben. Vor allem dann nicht, wenn es immer nur ein und dieselbe Person ist, von der erwartet wird, dass sie "biegsam" ist. Auch wenn in der Arbeitswelt der Fokus auf Resilienz liegt, dürfen medizinische oder psychiatrische Symptome nicht übersehen werden, meint Therapeutin Pauline Boss. Es ist nicht sinnvoll, Resilienz als Prozess in einem kulturellen, historischen, ökonomischen und menschlichen Entwicklungskontext auf eine individuelle Eigenschaft zu reduzieren. Resilienzorientierte Therapien können zwar als „auf Stärken orientierte Ansätze bezeichnet werden, aber sie sind nicht synonym mit lösungsorientierten Therapien", so Boss. Resilient sein heißt nicht, auf Lösungen zu fokussieren. Denn manchmal gibt es keine Lösung, stattdessen muss man lernen, mit unbeantworteten Fragen zu leben.

Neu: Ausbildung zur bzw. zum Dipl. ResilienztrainerIn

Der Verein für prophylaktische Gesundheit (PGA) bietet ab Anfang November den Lehrgang "Dipl. ResilienztrainerIn" für Personen aus psychosozialen Berufen und der Erwachsenenbildung in Linz an. In sieben Modulen werden sich die TeilnehmerInnen intensiv mit Resilienz auseinandersetzen. Die Schwerpunkte des Lehrgangs liegen dabei auf den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen der positiven Psychologie, wissenschaftsbasierten Inputs zu Burnout und Stressgeschehen, den sieben Säulen der Resilienz und evidenzbasierten Praxisübungen für Körper, Geist und Seele.

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