Replikationen von Studien sichern Qualität in der Wissenschaft und bringen die …

01.09.2015, 11:15 | Wissenschaft | Autor: idw | Jetzt kommentieren

Eine Stellungnahme der Deutschen Gesellschaft für Psychologie (DGPs) zur aktuellen Diskussion über die internationale Replikationsstudie der „Open Science Collaboration“.

In der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift SCIENCE werden die Ergebnisse einer internationalen Replikationsstudie der „Open Science Collaboration“ berichtet. Forscherinnen und Forscher von mehr als 120 Instituten, darunter 17 deutschen, haben seit November 2011 insgesamt 100 Originaluntersuchungen, die in drei hochrangigen internationalen Fachzeitschriften publiziert wurden, wiederholt.

„Die DGPs ist sich ihrer Verantwortung für die Einhaltung höchster Qualitätsstandards in der psychologischen Forschung bewusst und begrüßt und unterstützt Ansätze zur Qualitätssteigerung“, sagt die Präsidentin der DGPs, Prof. Andrea Abele-Brehm. „Replikationen leisten einen wichtigen Beitrag zur Qualitätssicherung und zur Weiterentwicklung psychologischer Theorien und Methoden.“ Die gezielte Förderung von Replikationsstudien und deren Veröffentlichung hilft, die Forschung kontinuierlich zu verbessern. Auch die Nichtreplikation vorheriger Befunde trägt dazu bei, dass theoretische Modelle inhaltlich weiterentwickelt werden. Bisherige Annahmen können dabei durch neue Erkenntnisse korrigiert werden; außerdem können die Rahmenbedingungen, unter denen sich psychologische Effekte mal mehr, mal weniger stark zeigen, spezifiziert werden. Am Ende dieses Prozesses werden die Vorhersagen theoretischer Modelle durch systematische Replikationsstudien also genauer und erkenntnisstärker. Weitere Qualitätssicherungsprojekte, die die DGPs unterstützt, sind zum Beispiel vorherige Registrierungen von Forschungsvorhaben oder Zeitschriftenpublikationen, die sich auf Replikationen veröffentlichter Befunde spezialisieren.

Das jüngst in SCIENCE veröffentlichte Replikationsprojekt eines internationalen Forscherteams der „Open Science Collaboration“ zeigt, dass in 36% aller Fälle ein statistisch bedeutsamer Effekt in der Originalstudie auch in der Replikationsstudie statistisch bedeutsam war. Schätzt man die mittlere Effektstärke für jeden der untersuchten Effekte meta-analytisch, so zeigt sich, dass 68% dieser mittleren Effektstärken in der erwarteten Richtung statistisch bedeutsam von Null abweichen.
Die DGPs begrüßt die Durchführung der internationalen Replikationsstudie. Die Untersuchung zeigt, dass die Psychologie der Stabilität ihrer Befunde einen hohen Stellenwert beimisst und damit ein Beispiel für andere Wissenschaften gibt. Insgesamt ist der ermittelte Replikationsanteil von 68% ein akzeptabler Wert. Wenn in der medialen Berichterstattung teilweise die Zahl „36%“ in den Mittelpunkt gestellt und als Beleg für die mangelhafte Replizierbarkeit psychologischer Effekte verwendet wird, so bedeutet das nicht, dass die berichteten Ergebnisse in den Originalstudien falsch oder nicht vertrauenswürdig sind. Dies wird auch von den Autorinnen und Autoren des SCIENCE Artikels betont.

Solche Befunde zeigen vielmehr, dass psychologische Prozesse oft kontextabhängig sind und ihre Generalisierbarkeit weiter erforscht werden muss. Die Replikation einer amerikanischen Studie erbringt möglicherweise andere Ergebnisse, wenn diese in Deutschland oder in Italien durchgeführt wird (oder umgekehrt). In ähnlicher Weise können sich unterschiedliche Merkmale der Stichprobe (Geschlechteranteil, Alter, Bildungsstand, etc.) auf das Ergebnis auswirken. Diese Kontextabhängigkeit ist kein Zeichen von fehlender Replizierbarkeit, sondern vielmehr ein Zeichen für die Komplexität psychologischer Phänomene und Prozesse. Nichtsdestotrotz mag es unter den in Science untersuchten Effekten auch einige geben, die sich nicht replizieren lassen (sogenannte „Falsch Positive“). Aber auch das ist Anlass für weitere konstruktive Forschung.

Weitere Informationen:
Prof. Dr. Andrea Abele-Brehm
Universität Erlangen-Nürnberg
Lehrstuhl Sozialpsychologie und Genderforschung
Bismarckstr. 6 91054 Erlangen
Germany
Tel.: 09131 8522307
E-Mail: andrea.abele-brehm@fau.de

Prof. Dr. Mario Gollwitzer
Philipps-Universität Marburg
AG Psychologische Methodenlehre
Gutenbergstraße
18 35032 Marburg
Tel.: 06421 2823669
E-Mail: mario.gollwitzer@uni-marburg.de

Prof. Dr. Fritz Strack
Julius-Maximilians-Universität Würzburg
Lehrstuhl für Psychologie II
Röntgenring 10
97070 Würzburg
Tel.: 0931 3182877
E-Mail: strack@psychologie.uni-wuerzburg.de

DGPs-Pressestelle:
Dr. Anne Klostermann
Referentin für Öffentlichkeitsarbeit
Tel.: 030 28047718
E-Mail: pressestelle@dgps.de

Über die DGPs:
Die Deutsche Gesellschaft für Psychologie (DGPs e.V.) ist eine Vereinigung der in Forschung und Lehre tätigen Psychologinnen und Psychologen. Die über 3700 Mitglieder erforschen das Erleben und Verhalten des Menschen. Sie publizieren, lehren und beziehen Stellung in der Welt der Universitäten, in der Forschung, der Politik und im Alltag.
Die Pressestelle der DGPs informiert die Öffentlichkeit über Beiträge der Psychologie zu gesellschaftlich relevanten Themen. Darüber hinaus stellt die DGPs Journalisten eine Datenbank von Experten für unterschiedliche Fachgebiete zur Verfügung, die Auskunft zu spezifischen Fragestellungen geben können.
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Quelle: idw

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