Reden, aufklären, vorbeugen – Das kann man gegen Fremdenfeindlichkeit tun

Landau

Nach dem Brandanschlag auf die Asylbewerberunterkunft in Limburgerhof hat die Debatte über den richtigen Umgang mit Fremdenfeindlichkeit wieder an Fahrt gewonnen. Was muss geschehen, um bei Menschen mit einer Abneigung gegenüber Flüchtlingen Verständnis für diese Menschen zu wecken? Für Nadine Knab, die in Landau Psychologie studiert hat und ehrenamtlich in der Begegnungsstätte Café Asyl arbeitet, liegt die Lösung in Gespräch, Aufklärung - und Vorbeugung. „Die gewaltlose Konfliktlösung ist umso schwieriger, je radikaler die Meinungen sind“, sagt die Promotionsstipendiatin der Friedensakademie Rheinland-Pfalz. „Deswegen ist die Präventionsarbeit so wichtig.“

Aufklärungsbedarf sieht die 25-Jährige zum Beispiel beim Thema Einwanderung, das mancher in Deutschland auf problematische Weise wahrnehme. „Einwanderung und Wanderungsströme werden, glaube ich, immer noch nicht als historische Erscheinungen gesehen, die es schon immer gab“, sagt sie. Die Gegner sähen darin eher etwas Anomales. Deshalb könne das Thema instrumentalisiert werden, so dass aus dem Flüchtling der negativ besetzte Wirtschaftsflüchtling werde. „Und hier müsste Deutschland seine Position noch etwas deutlicher und präsenter kommunizieren“, regt sie an. Nämlich dahingehend, „dass Wanderungsströme eine normale, menschliche Entwicklung sind, die aktuell aufgrund der Konflikte noch eine höhere Brisanz haben“.

Um Vorurteile abzubauen, sei es außerdem wichtig, die Möglichkeit zur Begegnung von Flüchtlingen und Bürgern „auf Augenhöhe“ zu schaffen. Das sei oft schwierig, weil Flüchtlinge zentral untergebracht seien und so kaum persönlicher Kontakt zustande komme. Deshalb sei vor einem Jahr das Café Asyl in Landau gegründet worden. Dort können sich Flüchtlinge und Bürger in regelmäßigen Abständen treffen und austauschen.

Konflikte besser austragen

Knab attestiert der Gesellschaft auch Probleme beim Umgang mit Konflikten. „Konflikte sind nichts Schlechtes, und: Sie können ohne Gewalt gelöst werden“, sagte sie. Diese Erkenntnis sei aber zu wenig verbreitet. Vor allem in der Schule müsse sie noch stärker gefördert werden.

Der erste Schritt bei der Konfliktlösung sei, dass die Kontrahenten am selben Tisch säßen. Dann ließen sich Motive und Bedürfnisse erkennen, die hinter den Forderungen stünden. „Ein alleiniges Abdrängen von Menschen mit fremdenfeindlichen Überzeugungen ist keine Lösung“, sagt Knab. Auch einschlägige Parolen wie das bei Demonstrationen immer wieder zu hörende „Nazis raus“ seien kein Beitrag zur längerfristigen Konfliktlösung. Vielmehr müssten die Ursachen dieses Verhaltens und die Motive aller Parteien analysiert werden.

Die seit Herbst 2014 aktive Friedensakademie ist eine wissenschaftliche Einrichtung der Universität Koblenz-Landau. Zu ihren Aufgaben gehört unter anderem Konfliktforschung. In Limburgerhof hatten Unbekannte in der Nacht zum 6. Mai eine geplante Unterkunft für Asylbewerber angezündet. (dpa)

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