Real-Coach Ancelotti setzt auf Psychologie

Selbstbewusst, aber nicht berheblich: Real Madrids Trainer Carlo Ancelotti hat vor dem Halbfinal-Rckspiel der Champions League beim FC Bayern vor zu viel Selbstsicherheit gewarnt. Der 1:0-Erfolg im Hinspiel sei nur ein «kleiner Vorteil», sagte der Italiener in Mnchen. «Wir sind nicht so dumm zu glauben, wir htten schon gewonnen. Das wird eine sehr harte Auseinandersetzung», meinte er. Die gute Nachricht sei, «dass die gesamte Mannschaft in einem guten physischen und mentalen Zustand ist».

Neun von zehn Spiele in Deutschland verloren

Das ist auch ntig, wollen die Kniglichen ihre ganz und gar nicht knigliche Deutschland-Serie fortsetzen. Bei neun von insgesamt zehn Europapokal-Gastspielen in der bayerischen Landeshauptstadt ging Real als Verlierer vom Platz, einmal gab es zumindest ein Remis. Die Madrider Sportzeitung «Marca» schrieb am Montag von einem «Fluch», Mnchen sei fr die Real-Profis eine «verdammte Stadt», hie es.

Um so wichtiger nimmt Ancelotti die psychischen Faktoren. «Zu diesem Zeitpunkt ist der psychologische Aspekt wichtiger als der taktische», sagte der Italiener in der neuesten Ausgabe des «Champions Magazine» der UEFA. Statistik gewinnt aber keine Spiele, versichert Ancelotti - und das wird er auch seinen Spielern einzuhmmern versuchen.

Ancelotti ist ans Siegen gewohnt

«Ob wir das Finale erreichen, hngt nur von uns ab», meint der 54-Jhrige. Und immerhin: Die Ergebnisse der letzten sieben Madrid-Pleiten in Mnchen (davon allein fnfmal ein 1:2) wrden den Spaniern diesmal alle zum Einzug ins Endspiel von Lissabon gegen den Sieger des Duells FC Chelsea-Atltico Madrid reichen.

Erfolgscoach Ancelotti ist ans Siegen gewohnt - auch in der Champions League, die er mit dem AC Mailand zweimal (2003/2007) gewann. Auch als Profi holte er mit den Mailndern zwei Europapokale der Landesmeister (1989/1990). Doch ein Triumph mit Madrid, der zehnte des Vereins in der Knigsklasse, «wre fr alle etwas ganz Besonderes», sagt er. Und fgt an: «Wenn wir das hier gleich in meinem ersten Jahr in Madrid schaffen, wre das unglaublich.» «La Dcima», der Zehnte, ist in Madrid wegen des langen Wartens seit dem letzten Erfolg im Jahr 2002 ber Bayer Leverkusen fast schon zur Obsession geworden.

So viele Madridistas wie noch nie

4000 Fans reisen nach Mnchen, um ihre Idole zu untersttzen - so viele wie noch nie vor einem Finale. Wie sie alle trumt auch Innenverteidiger Sergio Ramos vom Titelgewinn am 24. Mai. « Es ist mein Traum, die Champions League zu gewinnen» , wurde der 28-Jhrige auf dem UEFA-Portal zitiert.« Es wre eine groe Genugtuung, diesen Pokal endlich in meinen Hnden zu halten», fgte der Andalusier an.

Dass der Traum nicht schon in Mnchen platzt, dafr soll vor allem Cristiano Ronaldo sorgen. Der Weltfuballer aus Portugal ist nach lngerer Verletzung wieder in Topform, schoss bei der Generalprobe gegen Osasuna (4:0) zwei Traumtore. «Er wird zum Brandstifter von Mnchen avancieren», Ronaldo werde «nicht nur Bume, sondern die ganze Stadt in Flammen setzen», schrieb der Kolumnist der Sportzeitung «AS», Pedro san Martn, als Antwort auf Aussagen von Bayern-Vorstand Karl-Heinz Rummenigge, in Mnchen werde «der Baum brennen».

Fast alle Mann an Bord

Bis auf die verletzten Jes und Alvaro Arbeloa und dem nach langer Verletzung noch nicht zu 100 Prozent fitten DFB-Auswahlkicker Sami Khedira hat Ancelotti alle Mann an Bord. Auch Gareth Bale, der am Samstag wegen einer Grippe geschont wurde, am Montag aber problemlos trainieren konnte und am Dienstag von Anfang an zum Einsatz kommen soll. «Wir sind zuversichtlich. Wir haben sehr gut gespielt und zweifeln nicht an uns», meinte Bale am Montag.

Vorsicht mssen in Mnchen vor allem Ramos und Xabi Alonso walten lassen, da sie mit Gelb vorbelastet sind und bei einer neuen Verwarnung ein mgliches Finale verpassen wrden. In den Madrider Kneipen hofft man, dass Ronaldo nicht nur das eine oder andere Tor schiet, sondern «im Notfall» auch auf den Schiedsrichter, seinen portugiesischen Landsmann Pedro Proena, einredet.

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