Putins Tränen: Die Emotionen eines Narzissten – Nachrichten Gesundheit …

Welt Online: Wenn man sich das Foto von Wladimir Putin nach seiner erneuten Wahl zum Präsidenten Russland ansieht, drängt sich eine Frage auf: Gibt es echte und falsche Tränen?


Foto: Ruhr-Universität Bochum
Professor Hans-Werner Bierhoff

Hans-Werner Bierhoff: Ich glaube, der Begriff "falsche Tränen" ist irreführend. Natürlich gibt es Tränen, die im Kontext für andere leichter nachzuvollziehen sind als andere. Ein Schauspieler kann ja beispielsweise auch nicht auf Knopfdruck weinen – er muss sich intensiv in die Situation hineinversetzen, er muss die Gefühle kennen und sie müssen auch in einem virulent sein. Es gibt natürlich auch ein Weinen, dass ein Beobachter nicht gut versteht, wo er sich fragt ‚Warum weint der andere denn jetzt?’.

Welt Online: Weinen ist auch immer Kommunikation.

Bierhoff: Ja, das ist eine Theorie, die zu erklären versucht, warum es das Weinen gibt. Letztlich erklärt das natürlich auch nicht das Weinen – schließlich könnte man seine Gefühle auch ohne Tränen mitteilen. Weinen kann kommunizieren, dass man sich verletzt fühlt, dass man verärgert ist.

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      Welt Online: Bei Putin sind es eher Freudentränen – kann man Schmerz- und Glückstränen von einander unterscheiden?


      Bierhoff: Die Zusammensetzung der Tränen ist wohl immer die gleiche. Aber bei Freudentränen ist der gesamte Gesichtsausdruck eher entspannt, bei Trauer- und Schmerztränen ist das Gesicht angespannt. Wenn Sie sich Fotos von weinenden Menschen ansehen, können Sie meist gut unterscheiden, ob jemand aus Trauer oder aus Freude weint.

      Welt Online: Können denn eigentlich alle Menschen weinen – von Wladimir Putin hätte man das ja vielleicht nicht so erwartet, schließlich gilt er als durchaus narzisstisch…

      Bierhoff: Auch Narzissten können weinen, nur tun sie das aus anderen Anlässen als weniger narzisstische Menschen. Wenn ein Narzisst in seinem Leistungsstreben beeinträchtigt wird, dann wird er natürlich auch weinen. Narzissten sind sehr emotional und können auch sehr impulsiv sein, das geht dann auch mit Tränen einher. Ein Narzisst erlebt sehr stark eigene Erfolge – und auch Misserfolge.

      Welt Online: Ein Narzisst läuft eher Gefahr, bei erreichten Erfolgen in Tränen auszubrechen?

      Bierhoff: Narzissten erleben ihre persönlichen Erfolge sehr intensiv. Und sie sind sehr emotional. Dann kann es sein, dass sie bei Erfolgen eher weinen. Aber natürlich gibt es starke individuelle Unterschiede. Die öffentlichen Tränen von Herrn Putin passen aber absolut ins Bild. Es gibt auch ein anderes prominentes Beispiel: Steve Jobs ist von vielen für einen Narzissten gehalten worden. Und wenn Sie seine Biografie lesen – dann wird auch auf jeder zehnten Seite darüber berichtet, dass er geweint hat. Weil er sich geärgert hat, traurig war, eine Sinnkrise hatte – und so weiter.


      Foto: picture-alliance/ dpa/AP_POOL
      Sie tauschen die Ämter: Russlands scheidender Präsident Dmitri Medwedjew (l.) soll Premier werden. Sein Vorgänger Wladimir Putin wird zugleich sein Nachfolger. Die beiden inszenieren ...


      Foto: picture alliance / RIA Novosti/RIA Novosti
      ... sich gern als russisches Traumpaar. Hier sind sie beim Angeln ...


      Foto: picture alliance / RIA Novosti/RIA Novosti
      ... oder beim Badminton zu sehen.


      Foto: picture alliance / dpa/Tass
      Beim Radfahren ...


      Foto: picture alliance / dpa/Ria Novosti
      ... und Skifahren.


      Foto: picture alliance / dpa/dpa
      Aber manchmal arbeiten sie natürlich auch – ganz demonstrativ. Hier beraten sie über die Situation nach dem Flugzeugabsturz des polnischen Präsidenten Lech Kaczynski im April 2010.


      Foto: picture alliance / dpa/RIA_NOVOSTI_POOL
      Putin gibt sich gern als kerniger Naturbursche. Ob mit der Angel ...


      Foto: REUTERS
      ... oder beim Schwimmen: Hauptsache halb nackt.


      Foto: picture alliance / dpa/epa
      Immer wieder zeigt er sich in verschiedenen Teilen des riesigen Landes bei traditionellen Beschäftigungen, hier auf einem Pferd in der Gegend von Karatas.


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      In St. Petersburg trainiert er Judo.


      Foto: picture alliance / dpa/RIA Nowosti
      Offenbar hat er keine Angst zu fallen.


      Foto: REUTERS
      Easy Rider auf der Harley in der Ukraine.


      Foto: picture alliance / dpa/RIA_NOVOSTI_POOL
      Gern gibt er sich auch gefährlich, etwa mit Gewehr, ...


      Putin

      Foto: REUTERS
      ... Pistole oder ...


      Putin auf Jagd

      Foto: picture alliance / dpa/epa
      ... Armbrust.


      Putin legt betäubter Tigerin Halsband mit Sender an

      Foto: picture-alliance/ dpa/RIA_NOVOSTI
      Auch vor großen Tieren schreckt er nicht zurück. Hier legt er einer betäubten Tigerin ein Halsband mit einem Peilsender an.

      Welt Online: Oren Hasson von der Universität Tel Aviv sieht im Weinen eine Strategie, Gegner außer Gefecht zu setzen. Man erregt ihr Mitleid und bringt sie aus der Fassung…

      Bierhoff: Auf Steve Jobs scheint das durchaus zugetroffen zu haben… Zum Entsetzen und zur Frustration der Beteiligten.

      Welt Online: Die OSZE beklagt massiven Wahlbetrug bei der Russland-Wahl. Wieso kann sich Putin trotzdem über seinen Sieg freuen?

      Bierhoff: Er wird sich einfach darüber freuen, dass er es geschafft hat. Nachdem er das Amt abgegeben hat, ist er wieder gewählt worden, das empfindet er als überwältigend. Das ist wie bei einem Sportler, der gewonnen hat. Der überlegt sich ja auch nicht, welche Bedingungen oder Zufälle ihm den Sieg ermöglicht haben.

      Welt Online: Die meisten Menschen weinen nicht in der Öffentlichkeit, sondern nur im Geheimen. Warum?

      Bierhoff: In unserer westlich geprägten Gesellschaft gibt es ja das Ideal vom coolen und gefassten Menschen. Dem wollen wir alle entsprechen – und unterdrücken deshalb überschießende Emotionen wie das Weinen. Nur in extremen Situationen können wir es nicht mehr unterdrücken. So wie Wladimir Putin am vergangenen Sonntag.

      Professor Hans-Werner Bierhoff ist Leiter der Abteilung Sozialpsychologie an der Ruhr-Universität Bochum .


      «Victory» als Obszönität: Gesten können für Missverständnisse sorgen

      Foto: pa
      Urlauber sollten im Nahen Osten besser darauf verzichten, mit der Faust in die Hand zu
      schlagen. Denn das wird als Aufforderung zum Sex verstanden.


      «Victory» als Obszönität: Gesten können für Missverständnisse sorgen

      Foto: pa
      "Alles super!" Nicht in Australien oder Nigeria. Da heißt es: "Hau ab". Allerdings wird der
      Daumen dabei in der Regel auch ein wenig zur Seite bewegt.


      «Victory» als Obszönität: Gesten können für Missverständnisse sorgen

      Foto: pa
      Was bei uns "Alles okay" bedeutet, steht in Frankreich für "Null und wertlos". In Tunesien, Russland, Malta und Griechenland wird mit der Geste ein Homosexueller bezeichnet.


      Ehrung Familien-Managerin des Jahres

      Foto: dpa
      In islamischen Ländern ist es unhöflich, wenn man im Gespräch mit übereinander geschlagenen Beinen sitzt. Grund: Bei dieser Sitzposition zeigt man seinem Gegenüber die Fußsohle, die durch den Kontakt zum Schmutz der Straße als unrein gilt.


      Gestik

      Foto: pa
      Wer in Indien den Kopf schüttelt, wird genau das Gegenteil von dem erzielen, was er
      eigentlich wollte, denn diese Geste wird dort als "Ja" interpretiert.


      Palästina Sicherheitskonferenz

      Foto: pa
      In Afrika gehört es zum guten Ton, wenn man beim Gespräch den Augenkontakt meidet. In den meisten Teilen Europas ist es ein Zeichen von Scheu oder sogar Unehrlichkeit.


      Foto: Jens_Schierenbeck
      Vorsicht! Wenn der Handrücken bei dieser Geste zum Gegenüber zeigt, könnte man das in England als "Stinkefinger" interpretieren

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