Psychosoziales Grundwissen

Wien. Mit dem weiten Land der Seele und den psychischen Problemen der Österreicher beschäftigen sich derzeit über 7000 Psychotherapeuten. Die Ausbildung dazu erfordert nicht nur einiges an Kleingeld und einen langen Atem, sondern war bisher Menschen mit sogenannten Quellberufen vorbehalten: In der Psychologie, Medizin, Pflege, Therapie, Pädagogik oder Geisteswissenschaft Tätige können zuerst das viersemestrige Propädeutikum absolvieren und anschließend das spezialisierende Fachspezifikum.

Mit der neuen, dreisemestrigen Variante sollen nun auch Quereinsteiger angesprochen werden, die berufsbegleitend studieren möchten. „Das neue Propädeutikum soll eine psychosoziale Grundausbildung darstellen“, so Programm-Manager Florian Schmidsberger. „Grundlegende Inhalte aus Psychiatrie, Psychologie und Medizin werden vermittelt.“ So können sich Interessierte schon vor dem Fachspezifikum eine psychosoziale Grundkompetenz aneignen. „Wir arbeiten in kleinen Gruppen bis zu 25 Personen statt mit über 30, und sowohl Seminare wie Prüfungen werden so gestaltet, dass sie innerhalb der drei Semester gut zu absolvieren sind“, so Schmidsberger. „Es gibt für alles fixe Termine.“ Für diesen Service ist an der Uni Wien allerdings ein wenig mehr zu berappen als für die üblichen vier Semester: 5940 statt 5380 Euro. Mit dem Abschluss erwirbt man, wie bei den an anderen Instituten angebotenen propädeutischen Lehrgängen, keinen Titel, sondern ein Abschlusszeugnis.

 

Möglichkeiten abklären

Zu beachten ist, dass das absolvierte Propädeutikum nicht zwingend zum Studium des Fachspezifikums berechtigt. Wer also ohne entsprechenden Quellberuf nicht nur ein psychosoziales Grundwissen erlangen, sondern tatsächlich Psychotherapeut werden möchte, sollte sich schon vor dem Propädeutikum über seine Zulassungsmöglichkeiten informieren, etwa durch eine Sondergenehmigung des Bundesministeriums. Schmidberger: „Das ist zwar extrem selten, sollte aber auf jeden Fall besprochen werden.“

Im Fachspezifikum kann zwischen 22 Methoden der Therapie gewählt werden, neben der Theorie sind auch Praktika und Supervision vorgesehen. Angeboten werden die Fachspezifika an verschiedenen Instituten – mit recht unterschiedlichen Preisen zwischen 20.000 und 50.000 Euro. Die meisten Psychotherapeuten (rund 1500) entscheiden sich laut Statistik für die systemische Familientherapie, gefolgt von der Verhaltenstherapie (rund 730) und der Klientenzentrierten Psychotherapie (rund 620). In der klassischen Psychoanalyse sind rund 400 Therapeuten tätig, mit der Daseinsanalyse beschäftigen sich in Österreich die wenigsten, nämlich nur rund ein Dutzend der Psychotherapeuten.

Am 13.Jänner findet dazu eine Informationsveranstaltung (1090 Wien, Währinger Straße 63, dritter Stock, Tür 17, Seminarraum II) statt. Von 17 bis 18 Uhr können sich Interessierte direkt an das Team wenden. Eine Anmeldung ist nicht nötig. (dm)

Web:www.postgraduatecenter.at/hopp


 

www.psyonline.at

www.sfu.at

www.psychotherapie.at

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.01.2014)

Open all references in tabs: [1 - 4]

Leave a Reply