Psychologin Korinna Knabe: „Bei Lampenfieber geht es um Todesangst“

Studenten, die Aufnahmeprüfungen bestehen müssen, leiden oft Höllenqualen. Musikerin und Psychologin Korinna Knabe kennt das.

Korinna Knabe hat an der Musikhochschule Tontechnik und Klavier und an der Heine-Uni Psychologie studiert. Auch sie litt unter Lampenfieber.

Korinna Knabe hat an der Musikhochschule Tontechnik und Klavier und an der Heine-Uni Psychologie studiert. Auch sie litt unter Lampenfieber.


S. Lepke

Korinna Knabe hat an der Musikhochschule Tontechnik und Klavier und an der Heine-Uni Psychologie studiert. Auch sie litt unter Lampenfieber.

Düsseldorf. Immer wenn es hieß „Jetzt zeig’ doch mal, was du kannst“ überfiel Korinna Knabe Panik. Seit ihrer Kindheit spielt sie ganz wunderbar Klavier, wenn sie jedoch ihr Können vor anderen präsentieren sollte, rannte sie in Gedanken weg. Weit, weit weg.

Korinna Knabe litt lange an Lampenfieber, und niemand weiß besser als sie selbst, dass Menschen deswegen durch die Hölle gehen.

„Sie verspüren Todesangst, es geht für sie um Leib und Leben“, sagt die 45-Jährige. Die Unzulänglichkeit von damals betrachtet sie mittlerweile aus professioneller Distanz, es ist sogar so, dass Korina Knabe heute Musikern hilft, ihr Lampenfieber zu überwinden.

An der Robert-Schumann-Hochschule studiert sie zunächst Klavier und Tontechnik. Im Anschluss absolviert sie an der Heinrich-Heine-Universität ein Studium als Diplompsychologin, arbeitet in der Wirtschaft, eröffnet aber bald ihre eigene Praxis.

Studenten bekämpfen Lampenfieber mit Medikamenten und Alkohol

Musiker aus ganz Deutschland nehmen Knabes Hilfe in Anspruch, 70 Prozent von ihnen sind Studenten. „Sie befinden sich in Prüfungssituationen oder spielen Konzerte und haben schon erlebt, dass sie dabei nicht ihre volle Leistung bringen können“, sagt Knabe.

kontakt Korinna Knabe praktiziert in Köln und ist erreichbar unter Tel. 0221-168 318 02. Zu ihren Honoraren wollte sie sich nicht äußern. Die Krankenkasse übernimmt allerdings keine Kosten.

Eine Geigerin zum Beispiel, die in einem Orchester spielt, kann ihren Arm nicht mehr bewegen, sobald sie ihren Einsatz hat. Eine Studentin, die sich für die Aufnahmeprüfung an der Robert-Schumann-Hochschule vorbereitet, hat regelrechte Blackouts, wenn sie singt, ihr Brustkorb wird zum Panzer, sie bringt keinen Ton mehr heraus.

Sechs bis sieben Mal geht sie in die Sprechstunde zu Knabe. „Sie wurde zwar nicht in Düsseldorf angenommen, aber an einer anderen Musikhochschule.“

Um ihren „Kunden“, wie sie sagt, zu helfen, wendet sie unterschiedliche Methoden an: etwa die leichte Hypnose oder die Klopftechnik, bei welcher bestimmte Körperstellen abgeklopft werden, was dann festgefahrene Muster im Hirn stören soll. „Im Grunde geht es darum, die Aufmerksamkeit zu fokussieren“, sagt Knabe. „Der Musiker lernt, nicht zu denken, was schief gehen kann oder vielleicht schon mal schief gegangen ist, sondern wie er sich den idealen Konzertverlauf wünscht.“

Unter Musikern ist das Lampenfieber nach wie vor ein Tabuthema – gerade wenn es zu einer existenziellen Bedrohung geworden ist. „Aus der ganzen Welt strömen Musiker in die deutschen Hochschulen und auf die deutschen Bühnen. Dadurch entsteht eine große Konkurrenzsituation, in denen eine gute mentale Verfassung karriereentscheidend ist“

Mancher bekämpft Furcht mit Alkohol oder Medikamenten. Auch Knabe hat diese Erfahrung gemacht. „Als ich mich für die Aufnahmeprüfung an der Schumann-Hochschule vorbereitet habe, riet mir ein Professor, Betablocker zu nehmen. Das machten doch alle.“ Dieses eine Mal folgt Korinna Knabe diesem Rat. Dann lässt sie es sein.



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