Psychologiestudium: Deutsche fast überall in der Mehrheit

Wien. In Deutschland wird an einzelnen Universitäten laut über die Schließung des Fachs Psychologie nachgedacht („Die Presse“ berichtete). Das könnte Österreich hart treffen – zumal es laut einer Erhebung der Österreichischen Gesellschaft für Psychologie schon jetzt an vier der fünf öffentlichen Unis, die ein Bachelorstudium anbieten, mehr deutsche als österreichische Studienanfänger gibt.

Besonders drastisch ist das Bild an den grenznahen Universitäten. An der Uni Salzburg haben in den vergangenen Jahren stets deutlich mehr Deutsche als Österreicher den Aufnahmetest geschafft. So wurden im auslaufenden Studienjahr 165 Deutsche, aber nur 35 Österreicher ins Bachelorstudium Psychologie aufgenommen (siehe Grafik).

An der Uni Innsbruck ist das Bild ähnlich. An der Uni Wien haben lange Zeit mehr Österreicher das Psychologiestudium aufgenommen. Doch auch dort hat sich das Verhältnis im Studienjahr 2012/13 zugunsten deutscher Studierender umgekehrt. Ein Jahr später passierte an der Uni Klagenfurt das Gleiche. Einzig an der Universität Graz gibt es auch jetzt noch mehr österreichische als deutsche Studienanfänger.

Dass es immer mehr deutsche Psychologie-Studienanfänger in Österreich gibt, hat zwei Gründe: Erstens steigt die Zahl der deutschen Bewerber stetig. Zweitens schneiden Deutsche bei den Aufnahmetests besser ab. So sind vergangenen Herbst zwar mehr österreichische Interessenten zur Aufnahmeprüfung angetreten, geschafft haben diese aber deutlich mehr Deutsche: Insgesamt haben 45,23 Prozent der deutschen Bewerber einen Studienplatz ergattert, aber nur 26,18 Prozent der Österreicher.

 

Deutsche „besonders motiviert“

Wie das? „Aus Deutschland kommen nur diejenigen, die unbedingt Psychologie studieren wollen und in der Heimat an dem besonders hohen Numerus clausus von rund 1,3 gescheitert sind. Daher sind sie besonders motiviert“, sagt Christiane Spiel, Bildungspsychologin und Auftraggeberin der Erhebung.

Der hohe Anteil an deutschen Psychologiestudenten sei laut Spiel zwar kein prinzipielles Problem. Heikel werde es für die psychologische Versorgung in Österreich aber dann, wenn nach dem Studium nicht genügend Deutsche im Land bleiben. Derzeit kann man das noch nicht abschätzen. (j. n.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.08.2014)

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