Psychologie: Wie man einen cholerischen Chef ruhig stellen kann – Nachrichten …

Die Attacken kommen ohne Vorwarnung. Der Chef kommt ins Büro gerannt, brüllt herum und macht einen vor versammelter Mannschaft fertig. Dann können auch schon mal Sätze fallen wie „Sie machen alles falsch!“ oder „Sie sind eine Niete!“.

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Wehrt man sich gegen einen cholerischen Chef nicht, wird es oft noch schlimmer

Solche Situationen sind für Arbeitnehmer extrem unangenehm. Und sie können dazu führen, dass der tägliche Gang ins Büro zur Qual wird. Allerdings müssen Beschäftigte sich längst nicht alles bieten lassen.

„Cholerisches Rumbrüllen bedeutet: Dieser Mensch hat sich nicht unter Kontrolle“, erklärt Professor Dieter Frey, Diplom-Psychologe und Leiter des Centers für Leadership People Management der Ludwig-Maximilians-Universität München. Wer cholerisch herumschreit, wisse meist auch, dass er sich nicht unter Kontrolle haben müsse - weil er sich aufgrund seines Machtverständnisses etwa berechtigt fühle, sich so aufzuführen.

Letztendlich sehe er seine Stellung so, dass seine Mitarbeiter seine Untertanen sind. „Da diese von ihm abhängig sind, kann er sich sämtliche Freiheiten rausnehmen.“


Regel 1


Keine akustischen oder optischen E-Mail-Benachrichtigungs-Signale einrichten. Wenn das wohlbekannte „Pling!" ertönt oder am Bildschirm ein rotes Fähnchen weht, will man meist sofort wissen, was gerade Interessantes eingetroffen ist.

Regel 2


E-Mails zu festgelegten Zeitpunkten, zum Beispiel morgens, mittags und abends, abrufen und beantworten. In der Zwischenzeit sollte das Mailprogramm am Besten geschlossen bleiben.

Regel 3


Sinnvoll ist es, verschiedene Geräte für die berufliche und private Kommunikation zu benutzen. Wer für den Vorgesetzten nicht mehr erreichbar sein mag, will oft trotzdem noch von der Familie und von Freunden angerufen werden können.

Regel 4


Das Gleiche gilt für E-Mail-Adressen. Verschiedene Adressen für dienstliche und private Belange sollten so wenig wie möglich vermischt werden.

Regel 5


Handys und Blackberrys, die beruflich genutzt werden, sollten nach Feierabend, am Wochenende und im Urlaub auch ausgeschaltet bleiben.

Regel 6


Wichtig ist es, sich grundsätzlich bewusst zu machen, dass man längst nicht auf jede Kommunikationsanforderung anspringen muss. Auf eine Mailbox-Nachricht oder auf den Erhalt einer SMS braucht man in der Regel nicht umgehend reagieren.

Regel 7


So häufig wie möglich hinterfragen, ob alles was an einen mit höchster Prioritätsstufe herangetragen wird, auch wirklich wichtig ist.


Das Problem ist dabei nicht nur, dass man sich als Mitarbeiter meist schwächer und vom Chef abhängig fühlt. Hinzu kommt, dass diese Wutausbrüche jederzeit passieren können. „Seine Anfälle können die Mitarbeiter mit derselben Willkür treffen, wie der Blitz einen Baum trifft“, erklärt der Karriereberater Martin Wehrle aus Jork bei Hamburg. Manchmal genügt ein kleiner Fehler, und schon entlädt sich die Wutwolke über einem.

Von sich aus aufhören wird der Chef meist nicht, wie Experte Frey sagt. Der Chef werde sein Rumbrüllen wiederholen, wenn er sehe, dass es keine negativen Konsequenzen hat und die Untergebenen mit Ehrfurcht, Unterwerfung, Angst oder gar Gehorsam reagieren.

Beleidigung ist ein Straftatbestand

Das kann schon mal deutlich zu weit gehen. „Wer beleidigt, überschreitet das, was rechtlich zulässig ist“, sagt Ulrich Tschöpe, Fachanwalt für Arbeitsrecht in Gütersloh. Wer „Sie Idiot!“ oder „Sie sind völlig unfähig!“ an den Kopf geworfen bekommt, könne das als Beleidigung werten - und die ist ein Straftatbestand.

„Am besten spricht man das unter vier Augen an und verbittet sich eine solche Behandlung.“ Beleidigt der Chef weiter, sollte der Betriebsrat eingeschaltet werden. Wenn nichts hilft, kann man fristlos kündigen, so Tschöpe.

Denn wiederholte Beleidigungen des Arbeitgebers können die Fortsetzung des Arbeitsverhältnisses unzumutbar machen mit der Folge, dass der Arbeitnehmer Schadenersatz verlangen kann.


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Akademiker haben im Durchschnitt eine längere Lebenserwartung.


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Pensionäre aus dem höheren Dienst werden im Durschnitt älter als 85 Jahre.


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Im Süden Deutschlands verdienen die Menschen am meisten und leben am längsten.


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Berufe die von den Versicherungen als riskant eingestuft werden.

Doch auch Tobsuchtsanfälle ohne Beleidigungen muss man sich nicht bieten lassen. Besser sei es, das Problem anzusprechen. Allerdings sollte man das nie während eines Brüllanfalls tun. „Sonst gerät der nur noch schlimmer“, warnt Wehrle. Besser sei, es später anzusprechen.

Idealerweise schildere man zuerst die Situation. Im zweiten Schritt sollte man durch eine Ich-Botschaft erklären, was dieses Verhalten ausgelöst hat - etwas so: „Ich habe das als Beleidigung empfunden“.

Im dritten Schritt strebe man dann eine Vereinbarung an, sagt Wehrle. Das könne etwa so klingen: „Ich würde gerne mit Ihnen festlegen, wie wir miteinander umgehen.“ Wenn der Chef sich auf solche Spielregeln einlässt, könne man sich später darauf berufen.

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      Das bedeutet aber nicht, dass jeder Chef sofort einsichtig ist. Schließlich könne er immer genügend Gründe haben, mit irgendetwas unzufrieden zu sein, betont Frey. Er rät daher, während des Wutanfalls in Deckung zu gehen und sich etwas zu sagen wie „Der arme Kerl“. „Solche Gedanken helfen einem zumindest“, erklärt Frey.

      Außerdem dürfe man sich nicht immer nur als Opfer und als Beobachter fühlen. „Das Allerwichtigste ist, dass man ein Netzwerk bildet, um solchen Führungspersonen Einhalt zu gebieten“, sagt Frey.

      „Denn verheerend ist es, wenn solche Choleriker ihrerseits noch zu Vorbildern für den Führungsnachwuchs werden.“ Es sei daher sinnvoll, sich Verbündete zu suchen. „Denn warum soll man sich das Leben von einem Choleriker schwermachen lassen? Man muss ihn isolieren. Und man muss rüberbringen, dass bestimmte Dinge einfach vollkommen indiskutabel sind.“

      Zur Not den Job wechseln

      Nicht immer ist ein Chef einsichtig, wenn man ihn auf sein Verhalten anspricht. „Wenn der Chef sich als unbelehrbar erweist, dann ist der Punkt erreicht, den Job zu wechseln“, sagt der Karriereberater Martin Wehrle. Beim Bewerben sollte man das allerdings nicht als Grund angeben, warum man vom alten Job weg will. „Wer im Vorstellungsgespräch seinen letzten Chef als 'schwierig' bezeichnet, auf den färbt diese Bezeichnung selbst ab.“ Besser sei es daher, zu sagen, was einen an der neuen Stelle reizt.

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