Psychologie: Vor allem in ungleichen Gesellschaften wollen Frauen reiche Männer

Die Gehirne von Männern und Frauen sind somit offenbar nicht fest auf gewisse Auswahloptionen eingestellt, wie der Schweizer Psychologe Marcel Zentner und Klaudia Mitura von der University of York im Fachblatt «Psychological Science» berichten.

Die ursprüngliche Vorstellung der menschlichen Partnerwahl war, dass Frauen für ihren evolutionären Erfolg Männer mit Ressourcen zum Grossziehen ihrer Kinder brauchen, Männer hingegen möglichst viele fruchtbare Frauen. So können beide die grösstmögliche Zahl von Nachkommen hinterlassen. Im Gehirn soll dies Spuren hinterlassen haben: Frauen finden reiche Männer attraktiv, Männer junge Frauen.

Doch in der modernen Welt ist «Erfolg» nicht länger mit Nachkommenschaft verbunden, wenden die Forscher ein. «Es gab immer mehr Hinweise darauf, dass Geschlechterunterschiede wie zum Beispiel bei Mathematikleistungen in Gesellschaften mit Geschlechtergleichstellung verschwinden», sagt Zentner, vormals Professor an der Universität Genf, in einer Mitteilung zur Studie. Die Psychologen wollten herausfinden, ob dies auch für die Partnerpräferenzen gilt.

Also liessen sie 3177 Personen aus zehn Ländern - von Finnland (hohe Gleichstellung) bis zur Türkei (geringe Gleichstellung) - einen Internetfragebogen dazu ausfüllen. Die Teilnehmer wurden gefragt, ob gewisse Kriterien bei der Wahl eines Partners eine wichtige Rolle spielen - etwa ob jemand wohlhabend oder ein guter Koch ist.

Es stellte sich heraus, dass die Unterschiede in den Partner-Vorlieben zwischen Geschlechtern «in nicht gleichgestellten am höchsten und in gleichgestellten Gesellschaften am niedrigsten sind», sagt Zentner.

Eine zweite Studie mit 8953 Teilnehmern aus 31 Ländern bestätigte den Befund: Wieder war die Tendenz, dass Frauen gutsituierte Männer und Männer junge Frauen bevorzugten, in nicht gleichgestellten Ländern grösser als in gleichgestellten.

Mit der Gleichstellung verschwinden somit die traditionellen Muster der Partnerwahl. «Unsere Befunde stellen die Annahme in Frage, dass Partnerpräferenzen als evolutionäre Anpassungen im Gehirn festgeschrieben wurden», sagt Zentner.

Er will indes nicht ausschliessen, dass die Biologie eine Rolle spielt: «Womöglich ist genau diese Fähigkeit, Verhalten und Einstellungen relativ rasch an neue gesellschaftliche Entwicklungen anzupassen, ein evolutionäres Programm - aber eines, das Flexibilität statt Starrheit belohnt.» (SDA)

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