Psychologie Teddy im Dienste der Wohltätigkeitsforschung

Arme sind bedürftig und sollten deswegen Unterstützung bekommen. Darüber herrscht in unserer Gesellschaft weitgehend Einverständnis. Doch wo liegen die Wurzeln der menschlichen Mildtätigkeit?. Markus Paulus, Professor für Entwicklungspsychologie an der Universität München, ist davon überzeugt: Wohltätigkeit hat ihren Ursprung in der frühen Kindheit, denn schon Fünfjährige handeln nach ihr.

Reicher und armer Teddybär




Teddybear mit Platz für Sticker

An den Experimenten, die Paulus und seine Kolleginnen an der Münchner Universität durchgeführt haben, nahmen je 17 drei- und fünfjährige Kinder teil. Sie bekamen mehrere Sticker, die sie an zwei Teddybären verteilen durften. Der "reiche" Teddybär hatte ein Stickerheft voller Aufkleber, während im Heft des "armen" Teddys nur wenige klebten. Bei den Versuchen gab es mehrere Durchläufe. Die Kinder erhielten dabei unterschiedliche Vorgaben, wie sie die Sticker verteilen konnten. Sie mussten sich zum Beispiel entscheiden, einem der Bären einen Sticker und dem anderen drei Sticker zu geben oder beiden gleich viel.

Fünfjährige geben Armen mehr

Bei der Auswertung zeigte sich: Fünfjährige handeln wohltätig. Sie gaben in allen Durchläufen dem armen Bären am meisten Sticker. Die Dreijährigen hingegen unterschieden beim Verteilen in aller Regel noch nicht, ob einer der Bären bereits viele Sticker oder wenige hatte. In diesem Alter offenbarte sich sogar die Tendenz, eher dem reichen Teddy gegenüber großzügig zu sein. Entwicklungspsychologe Paulus zieht daraus den Schluss: Die Fähigkeit, sich anderen gegenüber wohltätig zu verhalten, entwickelt sich bereits im Alter zwischen drei und fünf Jahren.

"Aus anderen Studien wissen wir, dass Fünfjährige sehr viel Wert auf Fairness legen und in einer Teilungssituation darauf achten, dass jeder gleich viel erhält. Sobald aber einer der Empfänger deutlich weniger hat, also arm ist, überwinden sie diese Neigung und teilen je nach der Bedürftigkeit des Empfängers: Sie geben dem Armen mehr."

Markus Paulus, Professor für Entwicklungspsychologie an der Ludwig-Maximilians-Universität München

Leave a Reply