Psychologie-Studie – Was Mann und Frau beim Sex bereuen

Mit unverbindlichem Sex gehen die Geschlechter sehr unterschiedlich um, zeigt eine Studie aus den USA. Frauen bedauern solche Liebschaften häufig. Männer bereuen dagegen, wenn es nicht dazu kommt. Begründet liegt das - wie so oft - in unserem evolutionären Erbe.

Dass Männer und Frauen unterschiedlich ticken, ist in vielen Fällen ein Klischee. Was den Sex betrifft, scheint sich dieses Klischee jedoch zu bestätigen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie von Psychologen der University of California-Los Angeles und der University of Texas in Austin. Was Männer und Frauen im Zusammenhang mit Sex bereuen würden, interessierte die Wissenschaftler um Martie Haselton.

Die Aussagen von Männern und Frauen könnten kaum unterschiedlicher sein, zeigt die Untersuchung, die vor kurzem im Fachjournal „Archives of Sexual Behavior“ erschienen ist. Kurz gesagt: Frauen bereuen lockere Liebschaften und Seitensprünge, Männer ärgern sich über jede verpasste Chance.

Erster Sex mit dem falschen Partner

Am meisten bereuen Frauen, ihre Jungfräulichkeit an den falschen Partner verloren zu haben. 24 Prozent der Befragten gaben das an. 23 Prozent bereuen, einen Partner betrogen zu haben. Und 20 Prozent fühlen sich nachträglich schlecht, weil sie sich zu schnell auf neue Sexualpartner einlassen.

Männer dagegen bereuen am häufigsten, eine aussichtsreiche Chance auf Sex nicht ergriffen zu haben, weil sie möglicherweise zu schüchtern waren (27 Prozent). 23 Prozent der Männer bereuen, in jungen Jahren sexuell nicht abenteuerlustiger gewesen zu sein. Und 19 Prozent bedauern, ihre Sexualität als Single nicht mehr ausgelebt zu haben.

Zeit- und kraftraubende Investition

Die Psychologen erklären die Ergebnisse mit den unterschiedlichen Konsequenzen, die spontaner Sex in der Vergangenheit für die Geschlechter bedeutete. „Für Männer war während der gesamten Evolutionsgeschichte jede verpasste Gelegenheit auf Sex mit einer neuen Partnerin eine verpasste Fortpflanzungschance“, sagt Martie Haselton. Für Frauen sei Fortpflanzung dagegen seit jeher eine zeit- und kraftraubende Investition gewesen. Jeder neue Sprössling bedeutete neun Monate Schwangerschaft und bis zu zwei Jahre Stillzeit. Kein Wunder, dass Frauen deshalb lieber versuchten, den einen richtigen Mann zu finden, als sich auf möglichst viele einzulassen.

Die unterschiedlichen Konsequenzen für Männer und Frauen prägen die emotionalen Reaktionen auf sexuelle Liebschaften bis heute, vermuten die Wissenschaftler. Zwar ist Reue ein Gefühl, das sich erst rückblickend einstellt. Dennoch könnte es Frauen bei der nächsten Gelegenheit vor einer solch folgenreichen Handlung bewahren.

Veränderte Bedingungen

Fasziniert sind die Wissenschaftler, dass die emotionalen Reaktionen von Männern und Frauen auch in der Gegenwart weiterbestehen, obwohl sich die Bedingungen für die Fortpflanzung so grundlegend geändert haben. „Wir haben zum Beispiel verlässliche Verhütungsmethoden. Doch sie scheinen die sexuellen Unterschiede im Verhalten von Männern und Frauen nicht gelöscht zu haben“, sagt Haselton.

Insgesamt befragten die Wissenschaftler Teilnehmer in drei Studien, was sie sexuell bereuen würden. In der ersten Studie wurden 200 Teilnehmer gebeten, sich Szenarien vorzustellen, in denen sie nicht versucht haben, Sex mit jemandem zu haben, oder beim Versuch gescheitert sind. Anschließend sollten sie ihr Bedauern darüber auf einer Skala bewerten. In der zweiten Studie sollten 395 Teilnehmer auf Listen angeben, mit welchen Arten von sexueller Reue sie persönlich Erfahrungen gemacht haben.

Die zweite Studie wurde durch eine dritte Studie ergänzt, an der mehr als 24.000 Menschen teilnahmen, darunter solche mit schwuler, lesbischer und bisexueller Orientierung. Dabei kam heraus, dass das Muster auch bei schwulen und bisexuellen Männer und lesbischen und bisexuellen Frauen weiterbestand. Auch die nicht heterosexuell orientierten Frauen neigten dazu, Gelegenheitssex stärker zu bedauern als Männer.

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Im Norden Deutschlands sind die Männer weniger treu als im Süden. In einer Playboy-Umfrage gaben 20 Prozent der Befragten aus Niedersachsen, Hamburg, Bremen und Schleswig-Holstein einen Betrug zu, in NRW, Berlin und Brandenburg waren es zehn bis 14 Prozent. Aber vielleicht sind die Nordlichter ja auch einfach nur ein bisschen ehrlicher.

Foto: dpa


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