Psychologie: So lernt man ohne riesigen Aufwand – mit Erfolg

Psychologie So lernt man ohne riesigen Aufwand - mit Erfolg

Lernstress oder Panikattacken vor Prüfungen lassen sich vermeiden, wenn man sich den Lernstoff früh genug aneignet

Schon Abitur-Klausuren sind für viele ein Graus. Und an der Universität werden die Prüfungen noch komplexer. Um dort erfolgreich zu sein, fehlen Studenten oft die richtigen Lernstrategien.

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10.06.14

Psychologie

Schon Abitur-Klausuren sind für viele ein Graus. Und an der Universität werden die Prüfungen noch komplexer. Um dort erfolgreich zu sein, fehlen Studenten oft die richtigen Lernstrategien.

Von
Manja Greß

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Lernstress oder Panikattacken vor Prüfungen lassen sich vermeiden, wenn man sich den Lernstoff früh genug aneignet

Lernstress oder Panikattacken vor Prüfungen lassen sich vermeiden, wenn man die richtige Lernstrategie anwendet

Die einen fangen erst kurz vor einer Prüfung an und liefern am Ende eine Spitzenleistung ab. Andere büffeln wochenlang. Doch wenn es darauf ankommt, ist der Kopf schon wieder halbleer. Dabei kann jeder mit der richtigen Lernstrategie bei überschaubarem Aufwand viel erreichen.

Den umfangreichen Lernstoff in den Kopf zu bekommen, ist für viele eine Herausforderung. Stupides Auswendiglernen erscheint auf den ersten Blick oft als vermeintlich schnellste Methode.

"Ein weitverbreiteter Irrtum", sagt Andreas Gold. Er ist Lernforscher am Institut für Pädagogische Psychologie der Universität Frankfurt am Main. Um erfolgreich zu lernen, müssten Studierende den Stoff lesen und gleichzeitig verstehen. Dabei können zwei Strategien helfen.

Bei der reduktiven Variante verkürzen sie den Inhalt vor dem Lernen auf das Wesentliche. "Man kann die wichtigsten Stellen unterstreichen und als Zusammenfassung notieren", erklärt Gold.

Doch was ist wesentlich und was überflüssig? Gold rät, auf die Überschrift zu achten. "Steht da zum Beispiel ,Die Kriegsschuldfrage 1914', sollte ich den Text unter diesem Aspekt lesen." Manchmal gäben Prüfer auch Hinweise, auf welche Schwerpunkte sie besonders Wert legen.

Elaboratives Lernen

Das Gegenteil ist das elaborative Lernen. Dabei bearbeiten Leser einen Text so, dass sie zu den enthaltenen Informationen eigenes Wissen beisteuern. Prüflinge sollten sich dafür selbst Fragen stellen, rät Frank Fischer. Er ist Professor für Pädagogische Psychologie an der Ludwig-Maximilians-Universität in München.

"Warum ist das so? Weshalb trifft diese Aussage zu? Wie kam der Autor zu dieser Feststellung?", zählt er auf. Auf diese Weise gelinge es, neues Wissen mit bereits vorhandenem zu verknüpfen. Das sei die beste Methode, um gerade Erlerntes im Gedächtnis zu behalten.

Die wichtigsten Fakten notieren sich Studierende dann in Form einer Zusammenfassung des jeweiligen Kapitels. Dabei sollten sie eigene Formulierungen wählen – und nicht einzelne Merksätze aus dem Lernmaterial wortwörtlich übertragen. "So kann ich mich selbst überprüfen, ob ich alles verstanden habe", rät Fischer.

Lernstoff in Bilder fassen

Lassen sich Inhalte nur sehr schwer einprägen, kann es helfen, aus dem Lernstoff Bilder zu machen. "Bilder können wir uns leichter merken als Texte aus Zahlen und Fakten", erklärt der Lerncoach Martin Krengel aus Berlin.

Das Ganze funktioniert so: "Frage dich: Was sehe ich spontan, wenn ich das Wort oder die Information lese?" Werde der Inhalt in einfache, aber treffende Skizzen, Bilder oder Diagramme umcodiert, können Studenten ihn leichter verstehen und ihn vor allem langfristig im Gehirn abspeichern.

Wer sich Reihenfolgen, Aufzählungen oder Gliederungen merken muss, greift am besten auf die Routenmethode zurück, rät Krengel. Dazu denken sich Studenten eine Abfolge von Orten oder Stationen aus. Das können etwa Häuser sein, die auf dem Weg zum Supermarkt liegen.

Jeden Punkt des Lernstoffs verteilen sie dann auf ein Haus. "Haben wir die Route mit den festgelegten Stationen im Kopf, fällt uns schnell auch das Schlüsselwort dazu ein", sagt Krengel.

Testsituation simulieren

Das Pauken bleibt einem am Ende trotzdem nicht erspart. Um etwas auswendig zu lernen, ist es am besten, sich selbst zu testen, erklärt Fischer. Studenten sollten sich zu jedem Komplex eine bestimmte Anzahl an Fragen zusammenstellen, die sie in simulierten Testsituationen immer wieder beantworten. Das machen sie so lange, bis der Stoff sitzt.

Doch das sollte nicht die einzige Methode sein. "Viele lernen immer gleich – egal, ob sie das Wissen am Ende in schriftlicher oder mündlicher Form wiedergeben müssen", kritisiert Krengel. Dabei sei es gerade vor mündlichen Prüfungen wichtig, Wissen auch vortragen zu können.

Er rät, den Stoff vor Kommilitonen zu präsentieren. Das Üben gebe Sicherheit – und es hat noch einen anderen Vorteil: "Der Zuhörer kann schon während des Vortrags Fragen einwerfen, die der Rezipient beantworten muss." Eine gute Vorbereitung. Schließlich kann diese Situation auch in der Prüfung drohen.

Weil sich das Gehirn nur 45 Minuten am Stück konzentrieren könne, müssen Studierende außerdem beim Lernen immer wieder Pausen einlegen, sagt Krengel. Um den Kopf wieder frei zu bekommen, reichten 30 Minuten in der Regel aus.

Prinzipiell ist es ratsam, größere Lerneinheiten über einen längeren Zeitraum zu verteilen. Die Pausen dürften dann auch mal mehrere Tage dauern. Nur so können Studenten das Wissen länger behalten werden. Ad hoc Gebüffeltes bleibt meist nur kurz im Gedächtnis.

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