Psychologie: Sind Schönheits-OPs vertretbar?

Schönheitsoperationen sind in Deutschland nach wie vor umstrittener als in anderen Ländern. Die Gründe sind vielfältig, haben aber sicher etwas damit zu tun, dass wir hierzulande alles Natürliche lieben. Außerdem sorgen sich Psychologen um Menschen, die süchtig nach Schönheitsbehandlungen werden. Da passt eine Beauty-OP nicht ganz ins Bild und viele Menschen machen öffentlich einen großen Bogen um das Thema.

Im Geheimen ist dies dann schon wieder etwas anders und die Schönheitsindustrie verzeichnet von Jahr zu Jahr ordentliche Zuwächse. Zudem ist ein Wandel in der ästhetischen Medizin im Gange, die es auch aus psychologischer Perspektive vertretbarer macht, derartige Behandlungen zu unterstützen. Gab es bis vor einer Weile nur die Wahl zwischen Skalpell und Natur, ist die Situation heute eine andere. Psychologie aktuell hat mit Dr. med. Navid Roshanaei, Ärztlicher Leiter in einer Beautyklinik, darüber gesprochen.

Psychologie aktuell: Uns interessieren vor allem die psychologischen Aspekte Ihrer Arbeit. Aber zunächst müssen Sie mir verraten, was man sich unter nicht-invasiver Schönheitsmedizin vorstellen kann?

Dr. Roshanaei: Nehmen wir den Bereich der Fettpolster, die ja in der einem oder anderen Weise belasten können - auch seelisch. Es gibt einfach unglaublich viele Menschen, die trotz Sport und gesunder Ernährung ihre Problemzonen behalten. Früher hat man eine invasive Fettabsaugung durchgeführt, andere Optionen gab es im Grunde nicht. Als nächster Schritt folgte die Injektionslipolyse.

Heutzutage kann aber auch eine Behandlung des Körperfetts mittels Ultraschall durchgeführt werden. Da eine Ultraschallbehandlung jedoch mit 8 bis 10 Sitzungen sehr zeitaufwendig und hinsichtlich des Ergebnisses weniger effektiv ist, ist man noch einen Schritt weiter gegangen und hat die Kryolipolyse entwickelt.

Psychologie aktuell: Das hört sich für den Altgriechen nach Kälte an?

Dr. Roshanaei: Exakt! Sehr vereinfacht gesagt, handelt es sich dabei tatsächlich um eine Kältebehandlung. Die Fettzellen werden dabei vereist und durch gezielte Unterkühlung zerstört. Die Leber und der körpereigene Stoffwechsel sorgen anschließend für den natürlichen Abtransport der Abbauprodukte. Der Patient braucht bei dieser Methode in der Regel weder Nebenwirkungen noch Ausfallzeiten zu fürchten.

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Dr. med. Navid Roshanaei - Ärztlicher Leiter der foraethetic Lounges in Darmstadt und Frankfurt

Psychologie aktuell: Im psychologischen Bereich kennen wir Fälle, in denen Menschen es stark übertreiben mit ästhetischen Eingriffen.

Dr. Roshanaei: Sie meinen sicher Patienten mit Body Dysmorphic Disorder...

Psychologie aktuell: Genau. Das ist ein reales Problem, ebenso wie Essstörungen. Verführen diesbezüglich einfachere Verfahren nicht zu schnelleren Eingriffen?

Dr. Roshanaei: Nein, da gibt es kein neuartiges Problem. Ein guter Mediziner bedenkt diese Möglichkeiten immer mit und wird diesbezüglich umsichtig handeln. Zudem sind auch die neuen nicht-invasiven Methoden sehr wirksam und damit genauso ernst zu nehmen wie ältere Behandlungsverfahren.

Psychologie aktuell: Ich versuche mir gerade vorzustellen, wie Sie Menschen mit Kälte schlank werden lassen.

Dr. Roshanaei: Das klappt ganz wunderbar. Wer mittlere bis kleinere Fettmengen loswerden möchte, hat mit der Kryolipolyse eine sehr gute Methode zur Hand. Es dauert durch den natürlichen Abbau der zerstörten Fettdepots allerdings mehrere Wochen, bis das Ergebnis vollständig sichtbar wird. Der Körper benötigt diese Zeit einfach zur Ausscheidung der Abbauprodukte. Bei der Fettreduktion mittels Kryolipolyse kann man oft eine Verringerung der Fettschicht von bis zu 50% beobachten. Schon daran sehen Sie, dass wir hier sehr realistisch herangehen.

Psychologie aktuell: Gab es nicht auch eine so genannte Fett-weg-Spritze?

Dr. Roshanaei: Genau. Das ist das, was ich vorhin als Injektionslipolyse bezeichnet habe. Die Behandlung mit der Fett-weg-Spritze ist aber eher für jene Menschen geeignet, die kleinere Fettmengen in einer begrenzten Körperpartie angehen wollen. Das kann etwa das Doppelkinn oder die Innenschenkel sein. Diese Behandlungsmethode dauert nach einer etwa 30-minütigen Einwirkungszeit der Betäubungssalbe zwischen 15 und 20 Minuten. Der injizierte Wirkstoff beschädigt gezielt die Fettzellen, wodurch sich das Fett löst und über das Lymphsystem und schließlich die Leber abgebaut wird.

Psychologie aktuell: Eine Frage mit der Bitte um eine vollkommen ehrliche Antwort... Ich bin über 70 - wie jung könnten Sie mich machen und was würde es mir bringen?

Dr. Roshanaei (lacht): Die Sieben vor der Alterszahl hätte ich nicht erwartet, aber eine frühe Sechs davor wäre sicher machbar. Aber wenn ich Sie so sehe, sind Sie doch sehr zufrieden mit sich selbst. Kommen Sie einfach bei mir vorbei, wenn sich das ändern sollte. Vorher machen wir nichts. Eine ästhetische Behandlung soll sich ja auch insofern lohnen, dass Sie sich hinterher darüber freuen.

Psychologie aktuell: Abgemacht! Haben Sie Dank für das nette Gespräch.

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