Psychologie: Muss es immer die Heilkunde sein?

Aus der Redaktion Psychologie aktuell.

Immer mehr Menschen möchten „Psychologie lernen". Schon sprachlich ein sonderbares Ansinnen, ist die Sache auch heikel. Denn es gibt nicht „die" Psychologie, sondern derer viele. Kaum ein Fach ist dermaßen fragmentiert wie die gute alte Seelenkunde.

Vor allem die wissenschaftliche Psychologie ist nichts, was man mal eben in einem Kurs lernen kann. Immer mehr Menschen möchten dies aber, der entsprechende Buchmarkt glüht förmlich. Aus guten Gründen gilt die Psychologie jedoch als eines der anspruchsvolleren Fächer an unseren Universitäten.

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Um was geht es all den lernwilligen Laien dann also wirklich? Wohl kaum um das Pauken von Statistik oder Methodenlehre und viel eher um das Erlernen dessen, was oft abschätzig „Küchenpsychologie" genannt wird. Also keine Psychologie im akademischen Sinne, sondern Wissen über den Menschen, sein Wesen und was damit schief gehen kann.

Besonders gut laufen derzeit Werke zum „durschauen" der Menschen oder „wie man andere manipuliert". Die Bestsellerlisten spiegeln dies eindrucksvoll wider. Was sagt das über unseren Zeitgeist aus?

Muss es immer teuer sein?

Doch auch auf einer seriöseren Ebene wird es schnell kompliziert: denn die Frage, wie man eigentlich Eheberater oder Familientherapeut wird, kann einen Suchenden vor komplizierte Probleme stellen. Denn diese Disziplinen kann man nicht an der Universität studieren.

Dafür sind Ausbildungsstätten zuständig, die entweder nach einem Psychologiestudium an der Universität besucht werden können, oder aber auch mit anderen Voraussetzungen wie der Zulassung als Heilpraktiker.

Hier hat sich ein bunt zusammengewürfeltes Feld von Schulen, Instituten und Akademien herausgebildet, das kaum noch zu überblicken ist. Auch für ganz ordentlich, universitär ausgebildete Psychologen stellt sich die Frage "wo werde ich Paartherapeut" oder "wer bildet mich zum Familientherapeuten aus"?

Denn Ausbildungen mit staatlichem Segen gibt es nur für die Fortbildung zum heilkundlichen Psychotherapeuten mit Approbation. Der Weg in alle anderen psychologischen Berufe ist in Deutschland Privat- und damit Vertrauenssache. Klassische Privatschulen konkurrieren dabei um Schüler ebenso wie so mancher esoterische Zirkel und private Akademien. Das Feld ist verworren, der Überblick schwer.

Privat ist keine Lösung!

„Wieso wurde der Bereich der heilkundlichen Psychologie mit dem Psychotherapeutengesetz von 1999 geregelt und das Segment der beratenden Psychologie nicht?", fragt Bildungsexpertin Brunhilde Müller.

Der Bedarf sei da und er sei immens. Immer mehr Menschen suchen neue Wege, um ihre Probleme zu lösen. Gerade in einer Zeit, die geprägt von großen Umbrüchen und Unsicherheiten in Familie, Gesellschaft und Beruf. Überall steigen die Anforderungen und erfordern nicht selten sogar eine Neuorientierung. Vor diesem Hintergrund wächst das Bedürfnis nach psychologischer Beratung, um für sich privat oder beruflich gute Lösungen zu finden.

„Eigentlich sollte man das Psychologiestudium an den Universitäten ganz anders gestalten. Eine Spur für die anwendungsorientierte, praktische Psychologie an den Fachhochschulen und eine strikt methodenwissenschaftlich ausgerichtete zweite Spur für alle, die in die Forschung wollen", gibt ein sachkundiger Experte zu bedenken.

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