Psychologie: Mit 9 Tricks dem inneren Schweinehund überlisten

Dsseldorf. 

Joggen gehen, mit dem Rad zur Arbeit fahren oder endlich im Fitnessstudio trainieren: Was auch immer man sich sportlich vornimmt, scheitert bei vielen immer wieder an einem - dem inneren Schweinehund. Das ist ziemlich frustrierend. Was soll das berhaupt?

„Menschen sind Gewohnheitstiere, und der innere Schweinehund ist ein Schisshase”, erklrt Sportpsychologe Christian Heiss. Der Schweinehund macht also nur rger, wenn sich etwas ndern soll. Also ab auf die Couch, wenn am Ende ohnehin alles bleibt, wie es ist? Ganz so schlimm ist es nicht. Denn Gewohnheiten lassen sich ndern. Und wenn Sport erstmal zur Gewohnheit geworden ist, dann gibt der Schweinehund Ruhe. So weit so gut. Aber Sport als Gewohnheit - wie soll das denn gehen? Ein paar Tricks knnen helfen, dem inneren Schweinehund Beine zu machen.

Von Kampf zu Kooperation: „Es geht nicht darum, den inneren Schweinehund zu berlisten oder zu bekmpfen, sondern ihn als einen Teil von sich selbst zu akzeptieren”, sagt Stefan Frdrich, der mehrere Ratgeber zum inneren Schweinehund geschrieben hat. Manchmal schtzt einen der innere Schweinehund sogar davor, sich selbst zu berfordern, ergnzt Christian Heiss. Mit einer ordentlichen Portion Optimismus kann man dem Schisshasen also auch etwas Positives abgewinnen - das erleichtert die Koexistenz ungemein.

Der Ton macht die Musik: Frdrichs Schweinehund heit Gnter. „Das ist etwas persnlicher und hebt das Ganze in ein augenzwinkerndes Setting”, erklrt er. Der Umgang mit dem inneren Schweinehund wird harmonischer. Auch Heiss empfiehlt freundliche Umgangsformen. Sich immer nur runterzumachen, weil der innere Schweinehund wieder gewonnen hat und man faul auf dem Sofa sitzt, bringt nichts. „Man sollte sich immer die Frage stellen: Wie msste ein untersttzender Coach jetzt mit mir reden? Und so sollte man dann auch mit sich selbst reden.”

Motive suchen: Wenn der Schweinehund rebelliert, wirft das immer auch die Frage auf: Was will ich wirklich? „Wenn dabei rauskommt, dass man sein sportliches Vorhaben als wichtig und sinnvoll erachtet, ist schon viel geschafft”, sagt Lutz Hertel, Gesundheitspsychologe und Vorsitzender des Deutschen Wellness Verbandes. Der Schweinehund gibt einem Anlass, seine Vorhaben zu hinterfragen und vor sich selbst zu rechtfertigen. Wem es gelingt, eine berzeugende Antwort auf das Warum zu finden, der hat gute Chancen, knftig ohne groen Widerstand vom Schweinehund Sport zu treiben.

Auf dem Boden bleiben: An Motivation mangelt es kaum jemandem, der mit dem Schweinehund ringt - sonst wrde man ja gar nicht erst mit ihm aneinanderrasseln. Die Motivation muss aber mit Blick auf die Zielsetzung wohl dosiert sein: „Nichts demotiviert mehr als unrealistische Ziele”, warnt Heiss. „Bei unrealistischen Zielen beit der Schweinehund sofort zu”, sagt auch Hertel. „Dann scheitert man schon gedanklich oder beim ersten Versuch.” Denn der Schweinehund mag weder Vernderungen noch Anstrengung. Und Versagen schon gar nicht.

Den Druck erhhen : Das geht zum Beispiel, indem man sich einen Trainingspartner sucht. Wer einen solchen Sport-Buddy hat, stellt dem Schweinehund eine Falle: Denn der stellt sich sowohl bei Anstrengung als auch bei Vernderung quer. Aber Termine nicht einzuhalten und somit quasi zu versagen, mag er gar nicht. „Auerdem hat man damit jemanden, der Feedback, also Belohnung, gibt”, sagt Hertel. „Auch das Miteinander beflgelt und ist eine tragende Antriebskraft.” Fitness-Apps knnen fr viele ebenfalls nach diesem Prinzip funktionieren, sagt Frdrich. „Sie spiegeln, was man gerade macht und wohin es langfristig fhrt, das untersttzt die menschlichen Lernsysteme.”

Einen Plan haben: Um dem Schweinehund neue, sportliche Gewohnheiten beizubringen, braucht man konkrete Ziele. „Sich zu sagen „Ich sollte mehr laufen” bringt gar nichts”, sagt Hertel. Wie oft, wie lange, wie schnell und so weiter - all das sollte genau formuliert sein. Und das neue sportliche Vorhaben muss ganz oben auf der Priorittenliste stehen, betont Hertel. „Sonst geht das im Alltag unter.”

Einen Plan B haben:  „Bevor die Situation eintritt, muss klar sein, wie man mit einem Misserfolg umgeht”, sagt Heiss. Zum Beispiel: Wer an zwei festen Tagen in der Woche laufen wollte und es in einer Woche nur an einem Tag schafft, sollte sich berlegen: Gehe ich einfach an einem anderen Tag? Oder setze ich einmal aus und laufe am nchsten festen Tag? Wer fr solche Flle eine Strategie entwickelt hat, bleibt auch bei Rckschlgen handlungsfhig.

Auch mal verlieren knnen: „Ab und zu darf man den Schweinehund mal gewinnen lassen”, sagt Frdrich. Aber es muss ein gutes Mischungsverhltnis bleiben. „Sonst verlsst man seine Komfortzone nicht.”

Nicht lang schnacken: Manchmal hilft weder ein guter Umgangston, noch ein ausgefeilter Plan. Wenn man das alles zigmal durchexerziert hat und der Schweinehund einfach keine Ruhe gibt, dann gilt laut Frdrich: „Diskutier nicht mit dir selbst - mach' einfach. So lange, bis es zur Gewohnheit geworden ist.”

Literatur:

Stefan Frdrich mit Thilo Baum, Ingo Buckert Steffi Burkhart: Das Gnter-Prinzip fr einen fitten Krper, Gabal, Mai 2012, 352 Seiten, ISBN-13: 3869363282

(Von Elena Zelle, dpa)

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