Psychologie: Menschen- und Affenbabys machen ganz ähnliche Gesten

Menschen- und Affenbabys machen ganz ähnliche Gesten

von dpa

06.06.2013

Los Angeles - Mit dem Finger zeigen, die Arme nach etwas ausstrecken oder als Zeichen heben, dass man hochgenommen werden will: Affen- und Menschenbabys entwickeln auf ganz ähnliche Weise bestimmte kommunikative Gesten.

Bestimmte Gesten sind bei Affen- und Menschenkindern gleich. Babys lernen jedoch schneller, mit der Stimme ihre Gesten zu untersttzen. Foto: Uwe Anspach/Archiv Foto: dpa

Bestimmte Gesten sind bei Affen- und Menschenkindern gleich. Babys lernen jedoch schneller, mit der Stimme ihre Gesten zu unterstützen. Foto: Uwe Anspach/Archiv (Foto: dpa)

Psychologen der Universität von Kalifornien in Los Angeles analysierten für ihre Studie Videos eines Schimpansenbabys, eines Bonobo-Äffchens und eines kleinen Mädchens. Die beiden Affenarten sind am nächsten mit dem Menschen verwandt.

"Die Ähnlichkeit von Form und Funktion der Gesten eines menschlichen Kindes und eines Baby-Schimpansen oder Bonobos war bemerkenswert", sagte die Mitautorin der Studie, Patricia Greenfield. Die Ergebnisse veröffentlichten die US-Wissenschaftler im Fachjournal "Frontiers in Psychology".

Auffallend sei, dass die Gesten aller Teilnehmer vorwiegend kommunikativ seien. Merkmale dafür: Augenkontakt, bestimmte Geräusche oder ein sichtbares Bemühen, dem anderen eine Antwort zu entlocken. Bei Mensch und Affe waren die Gesten von einem oder mehreren dieser Zeichen begleitet.

Das Mädchen wurde im Alter von 11 bis 18 Monaten per Video analysiert, bei den Affen begann es mit 12 Monaten und endete, als sie 26 Monate alt waren. Jeden Monat wurde jeweils eine Stunde Film von allen drei Teilnehmern ausgewertet. Die Tiere lebten in einem Forschungszentrum in Atlanta, das Mädchen mit seinen Eltern und dem älteren Bruder zusammen. Die Affen lernten die Kommunikation mit Gesten, Stimme und Bild-Symbolen - mit dem Mädchen wurde normal gesprochen.

Die Forscher sind überzeugt, dass die Ursprünge der Sprache in den Gesten liegen und sie zeigen, wie sich beides gemeinsam entwickelte: In der ersten Hälfte der Studie kommunizierte der Affen- und Menschennachwuchs vorwiegend über Gesten. In der zweiten Hälfte nutzten die Affen immer häufiger Symbole im Form von Bildern, das Kind in Form von Worten.

Das Menschen-Baby schaffte es jedoch schneller, von den Gesten auf die Symbole umzusteigen. Die Tiere nutzten weiter vorwiegend Gesten. "Das war der erste Anzeichen für einen charakteristischen Weg des Menschen zur Sprache", sagte Greenfield. Parallel zu den Gesten entwickle sich die stimmliche Kommunikation. "Die meisten Gesten des Kindes wurden von Lauten begleitet, die der Affen wurden das selten." Dies deute darauf hin, dass die Fähigkeit, Gesten und Laute zu kombinieren, wichtig für die Entwicklung von Sprache ist.

Die Forscher ziehen den Schluss, dass der Mensch eine Sprache mit Gesten und Symbolen von dem letzten Vorfahren geerbt hat, den er mit Schimpansen und Bonobos teilt - einem Vorfahren, der vor ungefähr sechs Millionen Jahren lebte.

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