Psychologie: Menschen schlecht bei Zukunftsprognosen

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Psychologie: Menschen schlecht bei Zukunftsprognosen

Der Mensch ändert sich stärker als er denkt. Zu diesem Ergebnis kommen mehrere Studien zum Thema Persönlichkeit, Werte und Vorlieben. Im Durchschnitt erwarteten die 19.000 befragten Teilnehmer für die kommenden zehn Jahre deutlich weniger Veränderungen als in den vergangenen zehn Jahren. «Die Illusion vom Ende der Geschichte» nennen die Wissenschaftler um Jordi Quoidbach von der Harvard-Universität in Cambridge im US-Bundesstaat Massachusetts dieses Phänomen. Viele Menschen nähmen an, dass sie heute am Ziel ihrer persönlichen Entwicklung angekommen seien, heißt es in einer Pressemeldung der Nachrichtenagentur dpa.

 

Die Autoren der Studie erklärten das Phänomen zum einen damit, dass die meisten Menschen glaubten, ihre aktuelle Persönlichkeit sei attraktiv, ihre Werte bewundernswert und ihre Vorlieben klug. Zum anderen sei eine Voraussage etwas völlig anderes als ein relativ einfacher Bericht über Vergangenes. «Die Menschen denken gut über sich selbst und fühlen sich sicher in ihrer Einschätzung», schreiben Quoidbach und seine Kollegen in dem US-Fachjournal «Science».

 

Das Forscherteam hatte unter anderem auf der Internetseite einer populären Fernsehshow die Teilnehmer zur Online-Befragung eingeladen. Mit etablierten psychologischen Methoden wurden Persönlichkeitsmerkmale, Werte und Vorlieben erfasst. Das Team verglich dabei zum Beispiel die Zukunftsvorstellungen von heute 18-Jährigen mit den Veränderungen in den vergangenen zehn Jahren von heute 28-Jährigen. Zudem werteten die Forscher Daten von 3808 Menschen der sogenannten Midus-Studie aus, die 1995 bis 1996 und erneut 2004 bis 2006 über ihr vergangenes Leben und ihre Zukunftsvorstellungen befragt wurden.

 

In einer weiteren Studie zeigten Quoidbach und Kollegen, dass die Ende-der-Geschichte-Illusion auch zu einseitigen Entscheidungen führen kann: Während einige der Befragten für ein Konzert ihrer vor zehn Jahren favorisierten Band heute noch rund 80 Dollar (60 Euro)

bezahlen würde, gaben andere an, für ein Konzert ihrer derzeitigen Lieblingsband in zehn Jahren bereits heute durchschnittlich 129 Dollar ausgeben zu wollen. Das sind 61 Prozent mehr. Dies sehen die Forscher als Beleg an, dass die meisten Menschen ihren derzeitigen

Geschmack für nicht oder kaum veränderlich halten.

 

 

04.01.2013 l PZ/dpa

Foto: laus Eppele


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