Psychologie: Liberale sehen Schönes, Konservative eher Bedrohliches

Die politischen Ansichten eines Menschen sind zumindest teilweise biologisch begründet. Zu diesem Schluss kommen US-Forscher nach Experimenten mit liberal und konservativ eingestellten Männern und Frauen. Konservative widmeten sich von Natur aus eher negativen Aspekten, schreiben die Forscher im Journal „Philosophical Transactions of the Royal Society B“. Liberale konzentrierten sich dagegen stärker auf Positives.

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"Gefahr, Gefahr", denkt der Konservative. "Was für ein Idyll", schießt es dem Liberalen durch den Kopf

Die Psychologen und Politikwissenschaftler um John Hibbing von der Universität von Nebraska in Lincoln hatten 200 Männer und Frauen mit einem Durchschnittsalter von 42 Jahren in die Studie einbezogen.

Mit Tests und Fragebögen wurden deren politischen Ansichten erfragt. Dann wurden die Teilnehmer einzeln vor einen Bildschirm gesetzt, auf dem je zwei Bilder zu sehen waren: ein angenehmes etwa von einem glücklichen Kind oder einem süßen Kaninchen sowie ein unschönes etwa von einer offenen Wunde mit Maden oder einer Spinne auf einem Gesicht. Über Elektroden auf der Haut wurde die Stärke emotionaler Reaktionen erfasst, über sogenannte Eyetracker die Augenbewegungen.


Ursula von der Leyen

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Ursula von der Leyen (CDU), Bundesministerin für Arbeit und Soziales


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Daniel Bahr (FDP), Bundesminister für Gesundheit


Kristina Schröder

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Kristina Schröder (CDU), Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend


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David McAllister (CDU), Ministerpräsident von Niedersachsen


Norbert Röttgen

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Norbert Röttgen (CDU), Bundesminister für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit

„Konservative reagierten stärker auf unschöne Bilder, schauten eher zu ihnen hin und ließen ihren Blick länger darauf verharren; Liberale reagierten im Vergleich stärker auf die angenehmen Bilder und sahen sie länger an“, heißt es in einer Mitteilung der Universität zur Studie. „Es wird gesagt, dass Konservative und Liberale die Dinge nicht auf die gleiche Weise betrachten“, wird der Psychologe Michael Dodd zitiert. „Diese Ergebnisse beweisen das.“


Ein weiterer Versuch mit klar liberal oder konservativ denkenden Menschen habe das Ergebnis bestätigt, so die Forscher. 46 Probanden wurden erneut Bilder vorgelegt, diesmal solche bekannter Demokraten und Republikaner wie Bill Clinton und George W. Bush. Konservative Menschen reagierten physiologisch stärker auf die Bilder der Demokraten – Liberale auch. Die einen reagierten demnach heftiger auf negative, die anderen auf positive Stimuli, folgerten die Experten.


Führen krumme Summen zu mehr Verkäufen?

Schon mehrfach testeten Forscher, ob eine Ware eher gekauft wird, wenn sie 8,99 kostet - oder ob die Verkaufszahlen bei 9,00 gleich sind. Die Resultate waren immer schon verwirrend: Einige Produkte wurden viel häufiger gekauft, andere viel weniger. Noch verwirrender: Eine 9 am Ende der Summe bedeutet offenbar immer "preiswert" - in einem Experiment wurde ein und dasselbe Kleid für 39 Euro öfter verkauft als für 34 Dollar.

Wie drängelt man sich vor, ohne Widerspruch zu ernten?

Wer sich in eine Menschenschlange einreiht und dabei vordrängelt, muss sich auch auf Protest der Leute vor sich gefasst machen. Das Experiment zeigte: Es geht dabei um mehr als das eigene Vorwärtskommen. Zurechtweisungen kommen zu 60 Prozent von der Person direkt hinter dem Eindringling, und manchmal sind die Meckerer einfach nur wütend, wenn der Hintermann nichts gesagt hat. Fazit: Suchen Sie die schüchternste Person in der Schlange und stellen Sie sich davor.

Haben Spermien ein Gedächtnis?

Ein Forscher aus Zürich hatte sich an ein Experiment erinnert, in dem Ratten durch ein Labyrinth geschickt wurden. Er wiederholte den Versuch mit Spermien, und siehe da: Wurden sie durch eine Rechtskurve geschickt, nahmen sie an der nächsten Abbiegung wieder die Rechtsabbiegung. Gar so überraschend ist das nicht: Auch Menschen, die man in ein Labyrinth steckte, zeigen dieses Verhalten.

Welche Eigenschaften hat dieser Wein?

In Bordeaux servierte ein Professor seinen Studenten einen Rotwein. Sie sollten seine Eigenschaften beschreiben. Stunden später kredenzte er Weißwein, den er mit Lebensmittelfarbstoff eingefärbt hatte. Die Studenten beschrieben den Wein mit den gleichen typischen Vokabeln wie den Rotwein. Merke: Schon die Erwartung dirigiert die Geschmacksnerven.

Was passiert bei einer Kreuzigung?

Ein Gerichtsmediziner in Rockland County nördlich von Manhattan ließ sich ein 2,30 Meter hohes Kreuz zimmern. Daran hängte er in seinem Wohnzimmer Hunderte von Versuchspersonen. Der Sinn dahinter: Er wollte die Todesursache von Jesus bestimmen. Das Ergebnis: Er starb an Herz- und Atemstillstand, verursacht durch hohen Blutverlust und traumatischen Schock. Probleme mit der Anwerbung von freiwilligen Testern hatte der Forscher übrigens nicht: Die Mitglieder einer nahe gelegenen Freikirche konnten es kaum erwarten, ans Kreuz gehängt zu werden.

Ist die Gesundheit eines Embryos durch einen Orgasmus der Mutter bedroht?

Im Selbstversuch ermittelte eine Ärztin, ob der Puls des Babys beim Höhepunkt der Mutter sinkt. Das hatte eine Fachzeitschrift nämlich behauptet. Also schloss sich die Ärztin an einen Pulsmonitor an. Danach brachte sie sich zum Orgasmus. Die Tochter kam zwei Wochen später gesund zur Welt.

Warum bekommen manche Frauen ihre Menstruation gleichzeitig?

Während des Studiums fielt einer Frau auf, dass alle Frauen in ihrer Wohngemeinschaft ihre Periode zum gleichen Zeitpunkt bekamen wie sie. Das brachte sie zur Erforschung dieses Themas. Flugs befragte sie 135 Kommilitoninnen. Erstaunlich: Waren enge Freundinnen nach den an unterschiedlichen Orten verbrachten Sommerferien zurück, lag die Periode sechseinhalb Tage auseinander. Nach einigen Monaten war der Abstand schon um zwei Tage kürzer. Allerdings sind auch die Ergebnisse der weiteren Versuche der einstigen Studentin bis heute umstritten.

Warum erschaudern manche Leute, wenn Kreide an einer Wandtafel kratzt?

Zunächst hatten die Probanden in diesem Test bestimmen müssen, welche Geräusche am unangenehmsten für sie sind. Eindeutiger Favorit war das "langsame Kratzen einer Gartenhacke mit drei Zinken über eine Schiefertafel". Die Forscher schlossen daraus, dass die hohen Frequenzen Schuld am Schaudern waren. Das ließ und lässt sich aber nicht belegen. Angenommen wird auch, dass es die unangenehme Vorstellung der Tastempfindung ist, die für das Zucken sorgt.

Denken Sie bloß nicht an einen weißen Bären!

Sagt man einer Person, sie solle jetzt auf keinen Fall beispielsweise an einen weißen Bären denken, tut sie genau das - und das 6,78-mal in fünf Minuten.

Warum werden schwarze Dinge anders wahrgenommen als weiße?

An der Cornell University in New York forschte man 1988 an der Wirkung von Farben. Einem Mitarbeiter war aufgefallen, dass bei Sportveranstaltungen die Mannschaften in schwarzen Trikots aggressiver spielten. Beim Spaziergang machten mehr Leute um seinen schwarzen Hund einen Bogen als um den weißen Hund eines Freundes. Nach längeren Umwegen kam es zum Experiment: Leute bekamen ein Trikot und sollten sich dann für ein Spiel entscheiden. Diejenigen, die ein schwarzes Trikot trugen, wählten ein aggressiveres Spiel. Auch Rot ist eine bestimmende Farbe: Bei der Fußball-WM 2004 waren mehr Mannschaften siegreich, die in roten Dress spielten. Eine Erklärung der Forscher: Bei vielen Tieren ist Rot das Zeichen von Dominanz.

Wie macht man Rasputin sympathisch?

Kurz: der Geburtstag macht's. Das Experiment ging so: Man drückte Studenten einen Lebenslauf von Grigorij Rasputin in die Hand. Sie sollten vier Charaktereigenschaften beurteilen. Das Urteil fiel besser aus, wenn der aufgedruckte Geburtstag von Rasputin mit dem des Studenten übereinstimmte. Was beweist uns das? Ähnlichkeit führt zu Sympathie.

Warum haben Jungs eine Vorliebe für Spielzeugautos?

Für dieses Experiment mussten Probanden gesucht werden, die immun gegen den Einfluss konservativer Eltern und knallige Werbung waren. Also: Affen. 88 Gelbgrüne Meerkatzen - 44 männliche und 44 weibliche - wurden beobachtet, mit welchem Spielzeug sie am längsten spielten. Zur Auswahl standen ein Ball, ein Polizeiauto, eine Puppe, ein Kochtopf, ein Bilderbuch und ein Plüschhund. Das Ergebnis fiel eindeutig aus. Nur: Ein rechtes Fazit mochten die Forscher nicht ziehen. Sicher sind sie sich, dass die Vorliebe der Geschlechter für unterschiedliches Spielzeug nicht nur von Eltern oder Fernsehen bestimmt wird, sondern auch einen biologischen Anteil hat.

Was passiert mit einem Wal-Kadaver auf dem Meeresgrund?

Ein erster Versuch zur Klärung diese total wichtigen Frage scheiterte: Der tote Wal wollte einfach nicht untergehen. Ein zweiter Versuch war auch nur mäßig erfolgreich: Dann sank zwar der Wal, doch es gab in der Gegend kein U-Boot, mit dem man dort hätte hintauchen können. Beim dritten Versuch wurde der Wal mit Eisenschrott beschwert. Nach einem halben Jahr war das erste Stadium vorüber: Große Aasfresser fressen dann bis zu 60 Kilogramm Walfleisch pro Tag weg. Im zweiten Stadium nehmen sich Muscheln, Würmer und Schnecken die Reste. Die Knochen eines großen Wals dienen 80 Jahre und länger als Futterquelle.

Welche Spuren hinterlässt eine Münze auf einer Leiche, wenn die tagelang in einem Keller liegt?

Auf einer Farm in Tennessee gibt es einen Komplex, in dem die Zersetzung von Leichen unter realistischen Bedingungen getestet wird. Da werden Fragen geklärt wie: Wann fällt ein Arm ab? Wann lösen sich Zähne? Die konkrete Frage eines Experimentes lautete: Welche Spuren hinterlässt eine Münze auf einer Leiche? Nun, das Porträt Abraham Lincolns war schwach zu erkennen.

Mein Computer und ich

Clifford Nass von der Stanford University fand heraus: Hat ein Computer einem Studenten bei seiner Arbeit geholfen, opfert der Student wiederum mehr Zeit, um dem Computer zu "helfen". Er hilft einem Computer auch, wenn der ihm nicht geholfen hat - vorausgesetzt, es ist ebenfalls ein Windows-Computer. Einem Mac wurde die generöse Hilfe nicht zuteil.

Spam, der ankommt

Wer sich als Namensvetter des Adressaten ausgibt, hat gute Chancen, eine Antwort zu erhalten - selbst, wenn der Inhalt der Mail für den Empfänger ziemlich uninteressant ist. Das funktioniert sowohl mit Vor- als auch mit dem Nachnamen. Fazit: Ähnlichkeit macht Leute einander sympathischer.

Wann geben Gäste mehr Trinkgeld?

Ein Psychologe der Uni Nijmegen in Holland hat herausgefunden, dass ein Gast spendierfreudiger ist, wenn die Kellnerin ihn nachäfft. Oder: wenn die Kellnerin jede Bestellung Wort für Wort wiederholt. Tut sie das nicht, streicht sie 68 Prozent weniger Trinkgeld ein.

Welche Musik mögen Affen?

Für dieses Experiment mussten sechs Tamarine - kleine Krallenaffen - in einen V-förmigen Käfig. Befand sich das Tier in einem Arm des Käfigs, erklangen wohlklingende Akkorde. Im anderen Teil gab's Dissonanzen. Der Affe konnte bestimmen, wo er lieber war. Blöd nur: Den Affen war's schlicht egal.

Schwimmt man in Sirup langsamer?

Eigentlich ist man verführt, sofort "Ja" zu sagen - Sirup ist schließlich dickflüssiger. Der Schwimmer Brian Gettelfinger (USA) ließ sich zu einem Experiment überreden und sprang im August 2003 tapfer ins Becken, das mit Sirup gefüllt war. Als er rausstieg, war klar: Die Geschwindigkeit beim Schwimmen bleibt die gleiche.

Wie funktioniert das jetzt mit dem Übers-Wasser-Laufen?

Um es kurz zu machen: beim Menschen gar nicht. Die Jesusechse in den Tiefen Costa Ricas kann das zwar, aber sie ist um einiges leichter und schneller. Forscher haben Filmaufnahmen mit diesem kleinen Tierchen in Zeitlupe ausgewertet. Es kommt dann auf Widerstand durch Oberflächenspannung, eine Luftblase und das Tempo an. Wollte ein 80 Kilogramm schwerer Mensch über Wasser laufen, müsste er mit einer Geschwindigkeit von 110 km/h nach unten treten, um ein Einsinken zu verhindern.

Die Forscher betonen, politische Orientierungen keinesfalls bewerten zu wollen. Das Ergebnis zeige aber, wie bedeutsam biologisch festgelegte Merkmale in diesem Bereich seien. Statt anzunehmen, der Gegner sei uninformiert oder willentlich schwer von Begriff, sollten politische Differenzen – zumindest teilweise – in anlage- und wahrnehmungsbedingten Unterschieden begründet gesehen werden.

Konservative sagten oft, Liberale schwebten fern der Realität, wird Hibbing zitiert. Und Liberale klagten, Konservative fürchteten sich grundlos. „Berücksichtigt man, was jede Seite sieht, wo ihre Aufmerksamkeit liegt, was sie physiologisch wahrnimmt, dann lautet die Antwort: Beide Seiten haben recht.“


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Das Gesicht wirft viele Fragen auf. Warum wirkt ein großes Kinn auf Frauen anziehend? Warum zum Beispiel haben Menschen eine Nase? Darüber streiten die Forscher schon lange.


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Warum unsere Nase weiterhin so groß ist obwohl sich unser Geruchssinn weiter zurückentwickelt, gibt Forschern auf der ganzen Welt Rätsel auf.


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Als erwiesen gilt hingegen, dass uns ein starkes Gebiss, wie in der Tierwelt üblich, nur unnötig Energie verbrauchen ließe. Durch den Wegfall der ausgeprägten Kiefermuskulatur haben wir nun mehr Platz für unser Gehirn.


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Der Mund ist der älteste und der bedeutenste Teil des Gesichts, der uns vom Tier unterscheidet.


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Die Aufgabe der Augen: Bewegungen erkennen und blitzschnell weitergeben. Mit Blicken lässt sich jedoch auch kommunizieren.


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Forscher haben herausgefunden, dass Frauen ein starkes Kinn besonders attraktiv finden.


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Dichter Bartwuchs stört, wenn man die Gesichtsausdrücke seines Gegenübers analysieren möchte.

Vor knapp einem Jahr war eine Studie veröffentlicht worden, der zufolge Konservative ein größeres Angstzentrum im Hirn haben. Das berichtete eine Gruppe vom University College London im Journal „Current Biology“. Schon zuvor gab es neurowissenschaftliche Hinweise auf biologische Unterschiede zwischen Liberalen und Konservativen.

New Yorker Forscher hatten etwa belegt, dass konservative Menschen eine größere Neigung zeigen, auf Bestehendem zu beharren. Liberale erkennen demnach Signale besser, die eine Änderung eingefahrener Gewohnheiten nötig machen. Die Analyse elektrischer Impulse im Gehirn wurde in „Nature Neuroscience“ veröffentlicht. Für ihre Studie hatten die Psychologen Aktivitäten im Hirn von Menschen untersucht, die sich selbst als links oder rechts eingestuft hatten.

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