Psychologie: Kleider machen Leute

"Der erste Eindruck erfolgt, falls man nicht gerade telefoniert, meistens über das äußere Erscheinungsbild", weiß Sommer. "Und Kleidung ist ein wichtiger Teil dieses Bildes." Beim ersten Eindruck verschmelzen Hose, Rock und Pullover quasi mit dem Körper. "Wie eine zweite Haut", sagt der Experte.

Schicker Anzug – erfolgreicher Mensch?

Einen adretten Mann mit schickem Anzug und guten Schuhen halten viele Menschen für einen erfolgreichen Geschäftsmann. Sie denken auch, er sei zielstrebig, zuverlässig, selbstbewusst und gebildet. "Der erste Eindruck, also ein einziges sichtbares Ereignis, führt dazu, dass wir glauben zu wissen, wie Menschen sich in bestimmten Situationen verhalten würden", ergänzt Sommer. Der Experte nennt das Phänomen "schnelles Denken".

Wer ist erfolgreicher: Der Anzug- oder der Jeansträger? "Schwer zu beurteilen. Es hängt vom Betrachter und der Situation ab", sagt Sommer. In welchem Milieu bewegen wir uns? Was wird erwartet?

Die innere Wirkung von Kleidern

Kleidung wirkt nicht nur nach außen, sondern auch nach innen. "Eine sozialpsychologische Studie hat gezeigt, dass Menschen, denen man einen Forscherkittel angezogen hat, sich oft besser konzentrieren können, als Menschen in Alltagskleidung", erzählt Sommer. Nannten die Studienleiter den weißen Mantel "Malerkittel", funktionierte der Trick aber nicht.

Auch auf das normale Leben bezogen kennen wir die Wirkung von Kleidung auf das eigene Verhalten: "Under- oder overdressed fühlen wir uns unwohl", sagt Sommer. Hübsch gemacht für ein Fest, stellt sich ein besonderes Gesamtgefühl ein.

Kleidung als nonverbales Kommunikationsmittel

Ein abwechslungsreicher Kleidungsstil lässt übrigens keinen Rückschluss auf ein unstetes Wesen zu. "Derartige Auslegungen sind veraltet", erklärt der Psychologe. Es kann allerdings sein, dass ein Mensch, der häufig seinen Kleidungsstil wechselt, unsicher ist, seine Identität noch nicht wirklich definiert hat. Oder er möchte durch den abwechslungsreichen Kleiderschrank etwas mitteilen. "Kleider sind ein Code", sagt Sommer. Sie sind ein nonverbales Kommunikationsmedium. "Andererseits gibt es natürlich auch Menschen, die einfach nur nachlässig sind und sich nicht um ihren Aufzug scheren", ergänzt der Experte.

Wer zu einem Bewerbungsgespräch geht, möchte einen guten Eindruck machen. Die Kleidung kann mitbeeinflussen, ob der zukünftige Chef uns für seriös, kreativ oder gewissenhaft hält. Das heißt nicht, dass wir in jedem Fall Kostüm oder Anzug rausholen müssen. Die Kleidung sollte möglichst zum angestrebten Job und Unternehmen passen.

Verkleiden klappt nicht: "Der Aufzug muss zur Persönlichkeit passen. Ist der Kontrast zu groß, wirken wir nicht mehr authentisch", warnt der Psychologe. Man sollte immer darauf achten, dass man den Anzug trägt und nicht umgekehrt.

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