Psychologie: Kinder nicht zum Aufessen zwingen

Kinder müssen nicht aufessen

Essstörungen werden durch Prägungen in der Kindheit gelegt. Eine Negativprägung ist das "Aufessen müssen". Dabei wissen Kinder selbst sehr gut, wann sie Hunger haben und wann sie satt sind.

Kinder sollten Essen auch stehenlassen dürfen

05.06.2013

Kinder sollten die Möglichkeit haben, Essen stehen zu lassen, wenn sie keinen Appetit mehr haben. Werden Sie von den Eltern dazu gezwungen ihre Mahlzeit ganz aufzuessen, hat dies eher einen negativen als positiven Effekt, berichte der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) in einer aktuellen Pressemitteilung. Auch sollten einzelne Lebensmittel nicht ganz verboten werden, so der BVKJ weiter.

"Du isst, was auf den Teller kommt! Solange noch etwas auf dem Teller liegt, wird nicht aufgestanden! Wenn du nicht aufisst, gibt’s morgen schlechtes Wetter!" Jeder kennt die Floskeln, mit denen Kinder zum aufessen bewegt werden sollen. Doch müssen dem BVKJ zufolge die Kinder auch die Möglichkeit haben, Reste des Essen stehen zu lassen, da ansonsten das Risiko von Übergewicht im späteren Lebensverlauf deutlich steigt. Einen ähnlich negativen Effekt habe das vollständige Verbot bestimmter Speisen, erläuterte der BVKJ-Pressesprecher Dr. Ulrich Fegeler unter Berufung auf eine im Fachmagazin „Pediatrics“ veröffentlichte amerikanische Studie.

Väter mit ihren Söhnen beim Aufessen besonders streng
Die amerikanische Untersuchung habe gezeigt, dass vor allem Väter gegenüber ihren Söhnen häufig auf dem Leeressen des Tellers bestehen, so die Mitteilung des BVKJ. Ein Vorgehen, dass langfristig erhebliche Auswirkungen auf die Gesundheit der Kinder haben kann. „Dieses erzieherische Verhalten verhindert, dass Kinder auf ihr eigenes Hunger- beziehungsweise Sättigungsgefühl achten“, betonte Dr. Fegeler. Stattdessen würden sie lernen, sich von äußeren Einflüssen, wie zum Beispiel von einem zu üppigen Essensangebot, bestimmen zu lassen. Hier wäre es besser, die Kinder „zu einem gesundem Essverhalten zu ermuntern, Obst und Gemüse reichlich anzubieten und maßvolles Naschen zu erlauben“, erläuterte der Kinder- und Jugendarzt. Von besondere Bedeutung sei zudem „das elterliche Vorbild, an dem sich Kinder orientieren“, so Dr. Fegeler weiter.

Striktes Verbot bestimmter Nahrungsmittel erhöht das Übergewicht-Risiko
Die US-Wissenschaftler um Studienleiterin Katie Loth von der Universität Minnesota hatten im Rahmen ihrer Untersuchung die Daten von über 2.200 Teenagern im Durchschnittsalter von 14 Jahren und deren Eltern (3.431 Personen) ausgewertet und dabei insbesondere die Zusammenhänge zwischen den Essgewohnheiten, den erzieherischen Vorgaben und der Entwicklung des Körpergewichtes analysiert. Sie kommen zu dem Schluss, dass die Kinder behutsam an eine bewusste Ernährung herangeführt werden sollten. Dürfen sie beispielsweise ihr Essen selbst wählen, müssen sie lernen, sich nicht wahllos Speisen auf ihrem Teller aufzuladen, welche am Ende ohnehin nicht aufgegessen werden. Auch habe die Studie gezeigt, „dass Kinder, denen bestimmte Nahrungsmittel strikt untersagt wurden, bereits in der Kindheit zu Übergewicht tendierten“, berichtet der BVKJ. Hier vermuten die Forscher einen psychologischen Effekt. Das Verbotene erscheine den Kindern besonders verlockend, weshalb sie gierig zugreifen, wenn sie die Gelegenheit dazu haben. (fp)

Bild: Karl-Heinz Laube / pixelio.de

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