Psychologie: Jeder Sechste wird zum Opfer eines Stalkers

Psychologie Jeder Sechste wird zum Opfer eines Stalkers

Jeder sechste wird Stalking-Opfer. Besonders häufig werden Frauen von ihren Ex-Partnern belästigt

Forscher haben erstmals Stalking-Zahlen für Deutschland erhoben. 15 Prozent sind demnach betroffen. Die Wissenschaftler fanden auch heraus, bei wem das Risiko besonders groß ist, zum Opfer zu werden.

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12.06.15, 14:57

Psychologie

Forscher haben erstmals Stalking-Zahlen für Deutschland erhoben. 15 Prozent sind demnach betroffen. Die Wissenschaftler fanden auch heraus, bei wem das Risiko besonders groß ist, zum Opfer zu werden.

Von
Fanny Jiménez

Foto: Getty Images

Jeder sechste wird Stalking-Opfer. Besonders häufig werden Frauen von ihren Ex-Partnern belästigt

Jeder sechste wird Stalking-Opfer. Besonders häufig werden Frauen von ihren Ex-Partnern belästigt

Das Wort Stalking kommt ursprünglich aus der Jägersprache und heißt "sich anschleichen" oder "anpirschen". Seit gut 20 Jahren aber hat es auch in der Forensik einen festen Platz – seit in den USA erstmals Prominente verfolgt und belästigt wurden, teils in hochgefährlicher Art und Weise.

Stalking, also das wiederholte Verfolgen und Belästigen von Menschen gegen deren Willen, wurde 2007 auch in Deutschland unter dem Tatbestand Nachstellung ins Strafgesetzbuch aufgenommen.

Aber wie viele Menschen leiden überhaupt unter einem Stalker? Repräsentative Zahlen dazu gab es aus Deutschland bisher nicht. Deborah Hellmann und Sören Kliem vom Kriminologischen Forschungsinstitut Niedersachsen haben deshalb Stalking in einer großen Stichprobe, die in Alter, Geschlecht, Bildungsstand und vielen anderen demografischen Merkmalen der tatsächlichen Zusammensetzung in Deutschland entspricht, jetzt erstmals untersucht.

Fast 5800 Menschen zwischen 16 und 40 Jahren befragten sie landesweit dafür. 15 Prozent der Bevölkerung, so ihr Ergebnis, werden wenigstens einmal in ihrem Leben gestalkt.

Zwei Drittel der Opfer sind der Studie zufolge weiblich – während 20 Prozent der Frauen gestalkt werden, sind es bei den Männern nur elf Prozent. Die Forscher analysierten auch, ob es bestimmte Risikofaktoren gibt, die Stalking wahrscheinlicher machen.

Der Ex-Partner stalkt besonders oft

Besonders häufig werden demnach Menschen gestalkt, die getrennt oder geschieden von einem früheren Partner leben oder aber verwitwet sind. Unter ihnen werden 26 Prozent Opfer von Stalking, bei den Singles lag der Anteil bei 16 Prozent.

Wer hingegen verheiratet ist oder mit mehreren Personen zusammen in einem Haushalt lebt, ist etwas geschützter. Hier sinkt der Anteil der Gestalkten auf elf Prozent.

Auch zu den Eigenschaften der Stalker sammelten die Wissenschaftler Daten zusammen. In 40 Prozent aller Fälle ist der Stalker demnach ein Ex-Partner oder jemand, mit dem man zumindest einige Dates hatte.

Aber auch Freunde und Nachbarn werden häufig zu Stalkern, 22 Prozent macht ihr Anteil aus. Eher selten werden Menschen von völlig Fremden verfolgt und belästigt, in 14 Prozent der Fälle etwa.

Die meisten Stalker sind männlich

Egal ob Frauen oder Männer gestalkt werden, die Stalker selbst sind in zwei Dritteln aller Fälle männlich, nur ein Drittel der Stalker sind also Frauen. Für die große Mehrheit der Verfolgten, 81 Prozent, ist der Schrecken glücklicherweise nach spätestens einem Jahr vorbei. Im Schnitt dauert es vier bis sechs Monate, bis der Stalker aufgibt oder durch die Polizei davon abgehalten wird, sein Opfer weiter zu belästigen.

Die Zahlen decken sich mit jenen aus anderen Teilen der Welt. Eine länderübergreifende frühere Metaanalyse von 108 kleineren Studien zeigte für gestalkte Männer wie in dieser Untersuchung für Deutschland einen Prozentsatz von elf, bei Frauen lag er mit 24 Prozent etwas höher.

Stalking scheint also weltweit ein stabiles und gar nicht seltenes Phänomen zu sein – also eines, mit dem man sich wohl oder übel intensiv beschäftigen muss.

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