Psychologie ist Polizeiarbeit

Wie bewertet man Polizeiarbeit – z.B. bei Einbrüchen? Geht man nach der Kriminalstatistik, müssten sich Österreicher eigentlich weniger fürchten als vor einigen Jahren. Nur: Tun sie nicht.

Denn wie sicher man sich fühlt, hängt nicht direkt von der Zahl der Straftaten, sondern von anderen Faktoren ab – etwa, ob es einen direkten Ansprechpartner gibt, den „Polizisten auf der Straße“. Der wurde seltener, weil das Innenministerium lieber zentrale interne Einheiten aufstockte. Dass Gemeinden als Seismografen der Bürgerängste die Konsequenz ziehen und private Securities engagieren, verwundert nicht. In Deutschland sind „City-Streifen“ nicht neu.

Aber sind sie auch gut? Für die Antwort müsste man erst Grundsätzliches klären. Erstens: Prävention durch Präsenz klingt schön, aber Eskalation gehört zur Natur der Sache. Wie reagiert der (flott ausgebildete) Security, wenn die Situation ernst wird?

Zweitens: Geld. Privatschutz heißt, dass ihn die Gemeinde zahlen muss. Was ist mit jenen, die es nicht können?

Drittens und grundsätzlich: An der internationalen Debatte, ob der Staat Sicherheitsagenden aus Effizienzgründen auslagert, nimmt Österreich kaum teil – anders als etwa Schweden.

Wir sind da eher wir, also schlampig, d.h.: Wer sich sicherer fühlen will, zahlt einmal, und dann schaut man weiter. Daher ist der kommunale Security-Boom, was er ist: ein Polizeiversagen. Wer keine anderen Konzepte hat, darf sich vor den Ängsten des Bürgers nicht drücken. Psychologie ist Polizeiarbeit – und ein Gehsteig kein Firmengelände.

 

ulrike.weiser@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.07.2013)

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