Psychologie: Hochbegabte schnell als Klugscheißer verschrien

Psychologie Hochbegabte Kinder allein unter Normalbegabten

Eine Hochbegabung kann für Kinder nicht nur ein Segen sein: Eine hohe Intelligenz macht schnell einsam

Sie lesen, schreiben und rechnen früher und besser als ihre Altersgenossen. Eigentlich ist ihre Gabe ist ein Geschenk. Doch hochbegabte Kinder sind oft Vorurteilen ausgesetzt oder Außenseiter.

Bitte übertragen Sie den Code in das folgende Feld

28.11.13, 12:33

Psychologie

Sie lesen, schreiben und rechnen früher und besser als ihre Altersgenossen. Eigentlich ist ihre Gabe ist ein Geschenk. Doch hochbegabte Kinder sind oft Vorurteilen ausgesetzt oder Außenseiter.

Von
Judith Hoppermann

Foto: pa

Eine Hochbegabung kann für Kinder nicht nur ein Segen sein: Eine hohe Intelligenz macht schnell einsam

Eine Hochbegabung kann für Kinder nicht nur ein Segen sein: Eine hohe Intelligenz macht schnell einsam

Navid sitzt auf dem Boden. Während er konzentriert an einem Legomodell baut, fällt ihm das lange, dunkle Haar ins Gesicht. Seine kleine Schwester Sophia – quirlig, braune Locken – thront auf einer Rutsche einen Meter über ihm.

Sie blickt nach unten. Dort, zwischen Kinderkramwarenladen, Büchern und Gitarre, sitzt ihre Mutter auf einem kleinen Kinderstuhl und beobachtet das Spiel der beiden.

Seit mehr als zwei Jahren macht die 45-Jährige das nun, ihre Beobachtungen hat sie in mehreren DIN-A4-Ordnern festgehalten. Denn der siebenjährige Navid ist hochbegabt. Er hat einen IQ von 130, die fünfjährige Sophia von 124.

Schon früh ist Eleni Kapnisti-Abedini aufgefallen, dass ihr Sohn bei allem ein bisschen schneller war als andere Kinder: "Mit zwei Jahren konnte Navid schon grammatikalisch völlig korrekte Sätze sprechen", sagt die Mainzerin.

"Redet ihr komisch mit ihm zu Hause?"

Doch Navid konnte nicht nur früher sprechen: Hörspiele, die er nur wenige Male gehört hatte, gab er fehlerfrei wieder. Seit er vier ist, kann er Buchstaben schreiben. Allerdings passt nicht allen seine schnelle Entwicklung: "Andere Eltern nannten ihn scherzhaft den Klugscheißer und fragten: Redet ihr komisch mit ihm zu Hause?"

"Hochbegabte müssen sich im Alltag immer anpassen, damit sie nicht auffallen, das kostet Energie", erklärt Alexandra Behran. Sie ist Ansprechpartnerin für Mensa-Kids im Raum Mainz-Wiesbaden.

Mensa ist eine Vereinigung von Hochbegabten. Jeder ab einem IQ von 130 kann beitreten, bei Kindern liegt die Grenze bei 125. "Bei uns können hochbegabte Kinder andere treffen, die genauso ticken und ganz sie selbst sein", sagt Behran.

Navids Mutter gefällt das Wort "Hochbegabung" nicht. Wenn sie von ihrem Sohn spricht, redet sie lieber von "pfiffig" oder "hochsensibel". Navid selbst weiß nur, dass er manchmal ein bisschen anders ist als andere Kinder.

Lernschwache Kinder werden gefördert

Seine Mutter hat viel über Hochbegabung gelesen, eine Weiterbildung besucht und promoviert sogar jetzt in dem Bereich. "Manchmal ist das alles ganz schön anstrengend. Aber irgendetwas muss ich ja tun: Lernschwache Kinder werden gefördert, und was ist mit den anderen?", fragt sie.

Ihr Sohn soll so normal wie möglich aufwachsen. Deshalb macht sie den Geschwistern möglichst vielfältige Angebote: Sport, Kunst, Musik und Technik. "Sonst kommen da am Ende nur Nerds bei heraus. Ich will Navid nicht nur auf seinen Intellekt beschränken, schließlich ist er immer noch ein Mensch", sagt sie.

So sieht es auch Ralf Tippelt, Leiter der Kleinen Füchse in Wiesbaden. Die Stiftung hat auch Navid und Sophia auf ihre Hochbegabung getestet. "Die Kinder sollten in ihrem normalen Umfeld bleiben, schließlich müssen sie später im Berufsleben auch mit Normalbegabten klarkommen", sagt er.

Die Kleinen Füchse wollen hochbegabte Kinder möglichst früh entdecken. Es sei nämlich nicht garantiert, dass ein hochbegabtes Kind einen Spitzenabschluss schaffe. "Vielleicht macht es gar keinen, weil es nicht gefördert wird und keinen Bock auf den Mist hat", sagt er. Hochbegabung sei also "Fluch und Segen".

Lehrerin war genervt und setzte ihn in die Ecke

Auch Navid konnte über ein halbes Jahr lang nicht den Unterricht besuchen: Er weinte, die Lehrerin war genervt und setzte ihn in die Ecke – ein Teufelskreis. "Dann musste ich ihn immer abholen und mit in die Uni nehmen. Er hatte eine regelrechte Angstneurose entwickelt", sagt seine Mutter.

Hochbegabte Kinder seien hochsensibel. Navid hatte Glück und durfte schließlich nach vielen Besuchen bei Psychologen die Klasse wechseln. Seine neue Lehrerin hat selbst ein hochbegabtes Kind. "Ein Glücksfall", sagt seine Mutter.

In Navids neuer Klasse gibt es noch drei andere hochbegabte Kinder. Navids beste "Kumpel" seien aber ein Junge, der kaum Deutsch spreche, und ein Junge, der die Klasse wiederhole.

In seinen Freunden suche sich der schüchterne Navid das, was ihm selbst fehle. "Wir spielen dann immer alle zusammen Lego", sagt Navid. Dann nimmt der Siebenjährige ein Buch aus dem Regal – "Star Wars". "163 Seiten, die habe ich ganz alleine gelesen", sagt Navid stolz.

Sophia malt lieber. Seit diesem Jahr ist die Fünfjährige in der Schule. "Das finde ich aber blöd", sagt sie. Navid ruft: "Ich mag Deutsch, Mathe aber nicht." Sie sind zwei ganz normale Kinder.

Die Favoriten unseres Homepage-Teams

wordleGroko.jpg

Die Bezirksbürgermeisterin von Friedrichshain-Kreuzberg, Monika Herrmann (Bündnis 90/Die Grünen) im offenbar hitzigen Gespräch mit einem Vertreter der Flüchtlinge vom Kreuzberger Flüchtlingscamp.

Er war immer ein Freund Berlins: der Verleger und Journalist Wolf Jobst Siedler ist im Alter von 87 Jahren gestorben

Am Görlitzer Park können Kiffer möglicherweise bald legal Cannabis kaufen


Die Technik der Kommentarfunktion "DISQUS" wird von einem externen Unternehmen, der Big Head Labs, Inc., San Francisco/USA., zur Verfügung gestellt.
Weitere Informationen, insbesondere darüber, ob und wie personenbezogene Daten erhoben und verarbeitet werden, finden Sie in unseren
Datenschutzbestimmungen

Die Moderation der Kommentare liegt allein bei MORGENPOST ONLINE.

Allgemein gilt: Kritische Kommentare und Diskussionen sind willkommen, Beschimpfungen / Beleidigungen hingegen werden entfernt.
Wie wir moderieren, erklären wir in der Netiquette.

// The following are highly recommended additional parameters.
var disqus_identifier=122350173;//article id where comments used
var disqus_url='http://www.morgenpost.de/web-wissen/article122350173/Hochbegabte-Kinder-allein-unter-Normalbegabten.html';//article url where comments used

function disqusAd(e) {
             var s2 = document.createElement("iframe");
             s2.src = "http://appc.welt.de/static/welt/2012/pa-anzeigen/anzeige.html";
             s2.width = 620;
             s2.height = 100;
             s2.style.overflow = 'hidden';
             s2.scrolling = "no";
             s2.style.border="none";
             $(e).parent().append(s2);
             s2.scrolling = "no";
         }
         var dsqcounter = 1;

/* * * DON'T EDIT BELOW THIS LINE * * */
$(document).ready(function () {

!(function(){

var disqusSsoEnabled=false;

var experimentalMode=$.cookie('BIGP_EXPERIMENTAL');
if(experimentalMode){
disqusSsoEnabled=true;
}

if(disqusSsoEnabled){

window.disqusid=$.cookie('disqusid');
window.disqus_config = function () {

this.sso = {
name: "Anmelden",
button: "http://img.morgenpost.de/skins/morgenpost/gfx/disqus_login.png",
url: "http://www.morgenpost.de/user-web/disqus/login.jsp",
logout: "http://www.morgenpost.de/user-web/disqus/logout.jsp",
width: "500",
height: "500"
};

if (window.disqusid) {

window.disqusid=window.disqusid.replace(new RegExp("\.","g"),'=');
window.disqusid=window.disqusid.replace(new RegExp("_","g"),' ');
this.page.remote_auth_s3 =window.disqusid;
this.page.api_key = 'jcZZAXoSCLFlxp1Mf70JH6Rr8daqFGLfZyGexTsn0piWoDVHz9NVfKVlEu7koql3';
}
};

}
}());

(function() {
var dsq = document.createElement('script'); dsq.type = 'text/javascript'; dsq.async = true;
dsq.src = 'http://' + disqus_shortname + '.disqus.com/embed.js';
if ($.cookie('ASsocialOptout')!='true') {
(document.getElementsByTagName('head')[0] || document.getElementsByTagName('body')[0]).appendChild(dsq);
} else {
$('.disqus .optoutSocMed').html(optoutHTML).show();
}
})();

var wDisqusCfg = {
disqussion:false
};
asms.extend(asms.config,"wDisqus",wDisqusCfg);
asms.general.ece.widgets.disqus.init(asms.config.wDisqus);

});

Please enable JavaScript to view the comments powered by Disqus.
blog comments powered by Disqus

Open all references in tabs: [1 - 5]

Leave a Reply