Psychologie: Generation Lässig

Selbst ein ewiger Charmeur hat seine nachdenklichen Momente. Und bei George Clooney häufen sie sich gerade. Vielleicht liegt es daran, dass Hollywoods Beau dieses Jahr 50 geworden ist. Er mache sich mehr und mehr Gedanken übers Älterwerden, gab er jetzt bei einem Auftritt in London zu Protokoll: „Ich werde künftig mehr Regie führen, schließlich gibt es immer weniger Rollen, die ich noch spielen kann.“

Es sei schon merkwürdig, wenn man sich selbst beim Altern zuschauen kann, sinniert Clooney: „Ich habe neulich mal wieder ´Up in the Air´ gesehen und dachte: Oh je, wer ist denn der grauhaarige Typ da? Ich trage ja nie Make-up in meinen Filmen. Langsam sieht man das.“

Von wegen Midlife-Crisis

Clooney ist nicht der Einzige aus der A-Riege Hollywoods, der laut über Veränderungen nachdenkt. Kumpel Brad Pitt plant, die Schauspielerei ganz an den Nagel zu hängen: In drei Jahren höre er auf, sagte der 47-Jährige jetzt im australischen Fernsehen. Stattdessen wolle er hinter der Leinwand wirken, Filme produzieren, Geschichten entwickeln.

Ist das die sprichwörtliche Midlife-Crisis? Der Moment, in dem man abschließt mit der Blütezeit des Lebens und eintritt in einen langsamen, aber unaufhaltsamen Verfallsprozess? Clooney und Pitt sehen das augenscheinlich anders. Sie nehmen die neue Phase in ihrem Leben als Herausforderung und scheinen fest entschlossen, deren Vorteile auszukosten. Es sei auch ganz schön, irgendwann nicht mehr im Rampenlicht stehen zu müssen, verkünden sie unisono. Zumal dann, wenn man die Millionengagen gut angelegt hat.

Die Vorzüge der zweiten Lebenshälfte

Die zweite Hälfte des Lebens hat auch für Normalverdiener eindeutige Vorzüge. Das belegen zahlreiche Studien aus so unterschiedlichen Disziplinen wie Soziologie, Psychologie, Ökonomie oder Hirnforschung. Unsere landläufige Vorstellung vom Dasein als unweigerlicher Abstieg sei falsch, so die überraschend ähnlichen Befunde. In Wahrheit gehe es für die meisten Menschen ab Mitte 40 steil bergauf. Die Forscher sprechen vom U-Turn des Lebens, von der Kehrtwende zum Besseren. Zwar wachse der Bauchumfang proportional zum Schwund des Kurzzeitgedächtnisses. Dafür aber gewännen wir, wonach die meisten Menschen zeitlebens strebten: nämlich Glück und Zufriedenheit.

Erstmals detailliert untersucht hat den U-Turn im Alterungsprozess jetzt ein US-Forscherteam um den Psychologen Arthur Stone. Die Wissenschaftler interviewten mehr als 340 000 Amerikaner zwischen 18 und 85 Jahren über ihren Gefühlshaushalt. Sie wollten wissen, wie zufrieden, gestresst, wütend oder traurig sich die Befragten generell fühlten, aber auch wie sie ihre Verfassung konkret für den vorangegangenen Tag einschätzten.

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