Psychologie-Experiment

Facebook hat 310'000 Nutzer hinters Licht geführt: Im Rahmen eines psychologischen Experiments wurde die Startseite der User, der sogenannte Homefeed, manipuliert. Es ist die mit Abstand am meisten genutzte Seite von Facebook. Dort werden Bilder geteilt, Statusmeldungen veröffentlicht und Freunden mitgeteilt, wie es einem geht. Während einer Woche wurde den betroffenen Nutzern ein falscher Feed präsentiert.

Für die Studie des Fachmagazins «Proceedings of the National Academy of Sciences» filterten Wissenschaftler in Zusammenarbeit mit Facebook-Mitarbeitern die Einträge auf der Startseite, wie «Spiegel Online» berichtet. Während die eine Hälfte der unfreiwilligen Probanden mehrheitlich positive Nachrichten auf dem Newsfeed sah, fanden andere vorwiegend negative Einträge. Auch wenn es nicht die erste Studie war, die anhand von Facebook-Daten erstellt wurde, so war es offenbar das erst Mal, dass Informationen der Nutzer aktiv manipuliert wurden, indem Facebook-Mitarbeiter in den Algorithmus des Netzwerks eingriffen.

Inklusive jener der Kontrollgruppe waren insgesamt 689'003 englischsprachige Facebook-Nutzer betroffen.

Später Shitstorm

Obschon die Studie bereits vor einigen Wochen veröffentlicht wurde, ist die Nachricht über den manipulierten Algorithmus erst vor Kurzem bei der Facebook-Community angekommen – und hat dort prompt für Empörung und Unmut gesorgt:

Im Magazin «The Atlantic» rechtfertigt sich eine Forscherin, die für die Veröffentlichung der Studie verantwortlich war. Auch sie sei zuerst besorgt gewesen, doch Wissenschaftler und Facebook-Mitarbeiter hätten ihr versichert, dass alles rechtens sei. Das Netzwerk würde ohnehin sämtliche Feeds der Nutzer manipulieren.

Betroffene Wissenschaftler reagierten auf den Shitstorm: Sie betonten, dass keine Beiträge aktiv entfernt wurden. Wer auf die Profile seiner Freunde klickte, habe zu jeder Zeit sämtliche geposteten Einträge sehen können. Lediglich auf den Feeds seien je nach Gruppe die positiven oder negativen Einträge verborgen gewesen.

Emotionale Ansteckung beweisen

Für die unfreiwilligen Studienteilnehmer ein kleiner Trost: Durch die Studie wurde bewiesen, dass Emotionen auch virtuell ansteckend sind. Personen, die auf ihrem Feed überwiegend positive Beiträge fanden, posteten selber auch überwiegen Positives. Bei der Gruppe, die vorwiegend negativ zu verstehende Einträge las, war es gerade umgekehrt: Sie teilten eher negative Beiträge. Es war bereits bekannt, dass Emotionen ansteckend sind – jedoch nicht, dass sich diese auch ohne direkten Kontakt zu Menschen übertragen lassen.

Facebook-Usern, denen die positiven und negativen Beiträge aus der Startseite ausgeblendet wurden, haben laut der Studie selber weniger Beiträge veröffentlicht.

(cho)

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