Psychologie: Eifersucht ist sinnvoll – und macht blind

Wenn am Sonntagabend in deutschen Wohnzimmern der „Tatort“ läuft, steht das Mordmotiv vielfach schnell fest: Eifersucht. Dieses Gefühl begegnet uns aber nicht nur im Fernsehen, sondern auch im realen Leben: Als Ausdruck von Verlustangst, als Ursache von Tobsuchtsanfällen – und damit letztlich auch als möglicher Beziehungskiller.

Denn klar ist: Eifersucht kann die Beziehung zwischen zwei Personen schwer belasten, mitunter sogar gefährden. Für diese Erkenntnis muss man kein Psychologe sein. Doch woher kommt dieses Gefühl? Ist es evolutionär bedingt? Oder ist doch der kulturelle Hintergrund entscheidend? Über diese Frage streiten die Psychologen weltweit seit Jahren.

Inzwischen scheint klar: Die Evolution steckt dahinter. Und evolutionär gesehen ist dieses Gefühl sinnvoll. Dafür spricht, dass auch Tiere eifersüchtig sein können. Ähnlich wie bei Menschen geht es Tieren dabei vor allem darum, die eigene Stellung innerhalb einer Gruppe und damit letztlich den Zugang zu lebenswichtigen Ressourcen zu sichern. Das zeigt eine in der Fachzeitschrift „Animal Behaviour“ veröffentlichte Studie zweier Zoologinnen der Universitäten Regensburg und Greifswald.

"Beknabbern" der Sozialpartner

Die Regensburger Forscherin Konstanze Krüger beobachtete dazu mit ihrer Greifswalder Kollegin Gudrun Schneider vier Gruppen von verwilderten Pferden in den italienischen Abruzzen – insgesamt 84 Esperia-Ponys. Sie stellten dabei fest, dass besonders ranghohe Stuten immer dann einschreiten, wenn sich Gruppenmitglieder, mit denen sie häufig sozialen Kontakt haben, anderen Tieren nähern oder sich mit diesen „beknabbern“, was unter Pferden ein Zeichen für Zuneigung ist.

Die hierarchisch höher gestellten Stuten vertrieben diese Konkurrenten dann sofort und beknabberten sich nach ihrem Einschreiten selbst mit dem befreundeten Tier. Die Intervention richtete sich dabei ausschließlich gegen die fremden Tiere, nie gegen den etablierten Sozialpartner.

Aus ihren Beobachtungen schließen die Forscherinnen, dass es für ranghohe Pferde von Vorteil ist, ihre eigenen Sozialpartner in der Gruppe von Kontakten mit anderen Tieren abzuhalten.

Ressourcen sichern

„Hier geht es um Ressourcen – nämlich um die Zahl der Sozialpartner, mit denen weitere Ressourcen und Nachkommen verteidigt und die Stellung in der Hierarchie der Gruppe gesichert werden kann“, erklärt Konstanze Krüger von der Universität Regensburg. „Die ranghohen Stuten wollen ohne größeren Aufwand und ohne allzu hohes Risiko verhindern, dass ihre niedriger gestellten Sozialpartner zu anderen Pferden abwandern können.“ Der Aufbau und die Sicherung von Kontakten und Partnerschaften sei eine gängige Strategie sozial lebender Tiere, um den gemeinsamen Zugang zu Ressourcen zu sichern, der Gefahr von Angriffen durch Feinde zu begegnen oder um Konflikte um die Hierarchie innerhalb der eigenen Gruppe zu reduzieren.

Eifersucht ist also bereits genetisch angelegt – das gilt auch für Menschen. Denn Frauen sind generell anders eifersüchtig als Männer – das zeigte sich bereits vor einigen Jahren in einer weltweiten Eifersuchtsstudie von Psychologen der University of Sunderland in England. Männer seien vor allem dann eifersüchtig, wenn die eigene Partnerin mit einem anderen Mann Sex hat.

Gut im Bett oder schwer verliebt?

Bei Frauen hingegen ist der emotionale Faktor wesentlich wichtiger. „Männer wollen wissen, ob ihre Rivalen gut im Bett waren“, bringt es Studienleiter George Brase auf den Punkt. „Frauen wollen in erster Linie wissen, ob ihr Partner eine andere Frau liebt oder nicht.“

Die logische Erklärung: Männer können sich schließlich nie ganz sicher sein, wirklich den eigenen Nachwuchs aufzuziehen – und nicht die Kinder eines anderen Mannes. Bei Frauen liegt diese Sicherheit in der Natur der Sache. Sie sind evolutionär gesehen eher an einem Partner interessiert, der die Familie ernährt und dauerhaft bei ihnen bleibt. Das Thema Sex ist daher zweitrangig.

Die Evolution ist die eine Sache – der kulturelle Hintergrund entscheidet allerdings darüber, wie stark ausgeprägt die Eifersucht ist, so ein weiteres Ergebnis der britischen Studie. Demnach seien Brasilianer am eifersüchtigsten, während Männer in Japan am wenigsten Eifersucht zeigen. Die Erklärung der Forscher: Das Thema Fruchtbarkeit spiele in der japanischen Kultur eine wesentlich geringere Rolle als in Brasilien.

Auch Eifersucht macht blind

Dass nicht nur Liebe sprichwörtlich blind macht, sondern auch Eifersucht, zeigten wiederum US-Forscher in einer im Fachmagazin „Emotion“ veröffentlichten Studie: Psychologen der University of Delaware entdeckten, dass Frauen, die in einem Laborversuch künstlich eifersüchtig gemacht wurden, sich emotional so unwohl fühlten, dass sie nicht in der Lage waren, bestimmte Objekte in visuellen Tests zu erkennen.

Für die Versuche wurden Paare im gleichen Raum an getrennte Computer gesetzt. Die Frauen wurden dabei dazu angehalten, verschiedene Ziele in Bildern zu erkennen, während sie dazwischen eingeblendete, emotional unangenehme Bilder ignorieren sollten. Die Männer sollten die Schönheit verschiedener eingeblendeter Landschaften beurteilen.

Während des Experiments wurde den Frauen jedoch suggeriert, die Männer würden gerade Bilder von anderen Frauen nach deren Attraktivität beurteilen. Am Ende wurden die Probandinnen danach gefragt, wie unbehaglich sie sich dabei fühlten, dass ihre Partner andere Frauen beurteilten.

Ergebnis: Je eifersüchtiger die befragten Frauen waren, desto verstörter waren sie beim Anblick der ihnen gezeigten Bilder. Das ging so weit, dass sie Zielobjekte in den Bildern nicht mehr erkennen konnten.

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