Psychologie bleibt Kandidat für Schließung Universität fordert Bundesmittel – WESER

Wenn es um Geld geht, hört die Freundschaft auf, heißt es in einer Volksweisheit. Mit Blick auf das Geld, mit dem der Bund die Länderhaushalte entlasten will, lässt sich mindestens eines behaupten: Die rund 14 Millionen Euro, die mit der Komplettübernahme der Bafög-Leistungen durch den Bund in Bremen frei werden, wecken in vielen Ressorts Begehrlichkeiten. In seiner Jahresbilanz hat Uni-Rektor Bernd Scholz-Reiter am Donnerstag klar gestellt, wie er diese Verabredung zwischen Bund und Ländern deutet: „Der Bund hat es vertraglich nicht geregelt, aber er will, dass das Geld in die Hochschulen gesteckt wird.“

Dass die Länder unterschiedliche Ideen zur Verwendung der Gelder entwickeln, ist dem Uni-Rektor klar. Vom Ausbau von Schulen und Kitas ist die Rede, sogar davon, schlichtweg Haushaltslöcher zu stopfen. Matthias Güldner, Chef der grünen Bürgerschaftsfraktion, sprach sich Anfang Juni in unserer Zeitung für eine Verteilung auf verschiedene Bildungseinrichtungen aus. Der Ausbau von Kitas und Krippen gehört für ihn klar als Schwerpunkt dazu.

Zurück an die Uni, wo Rektor und Kanzler nicht nur von neuen Sparrunden sprechen wollten: Um die Bedeutung der Universität in der Wissenschaftslandschaft sogar weltweit einzuordnen, zitierte Scholz-Reiter ein Ranking vom Center for World University Rankings. Dieses soll in den kommenden Tagen veröffentlicht werden und weist der Bremer Uni einen Platz unter den ersten 2,5 Prozent aller Universitäten weltweit zu. Das ist, so Scholz-Reiter, ein 549. Platz unter 22 000. „In dieser Liga spielen wir“, betonte er die Bedeutung der Uni, die bis 2017 von den Millionen aus der Exzellenzinitiative profitiert. Doch gerade das bedeute auch eine weitere Herausforderung. Die bis dahin finanzierten Wissenschaftsprojekte müssten über 2017 hinaus abgesichert werden, um gute Forschungs- und Lehrarbeit weiterzuführen. Auch wolle sich die Universität für die zweite Phase der Exzellenzinitiative, das Zukunftskonzept, positionieren. Dafür müsse die Universität tragfähige Konzepte vorweisen, so der Rektor . Die Verknüpfung mit Instituten, die auf universitäre Leistungen zurückzuführen seien, müsse überdacht werden. Es gelte, „exzellente Forschung in der Uni zu halten“, sagte Scholz-Reiter und nannte das Marum (Zentrum für marine Umweltwissenschaften) als Beispiel.

Mit Blick auf den Wissenschaftsplan, der am Mittwoch im Wissenschaftsausschuss diskutiert worden war, sagte er: „Viele Punkte begrüßen wir, teilweise sind sie schon in der Umsetzung.“ Die Finanzseite aber bereite ihm und Kanzler Martin Mehrtens Sorgen. Der Finanzplan bedeute bis 2020 einen realen Abbau von zehn Prozent. Energie- und Personalkosten stiegen. Wenigstens 16 Millionen Euro Mehrbedarf für das Jahr 2020 sehen die Uni-Vertreter voraus. Ausgaben sind laut Mehrtens für Gebäudesanierung, Labor- und Raumausstattung sowie neue Geräte dringend notwendig. Und: „Rasenmäher-Einsparungen“ seien nicht mehr möglich. Die Konsequenz sei die Schließung eines Studiengangs, um die übrigen in ihrer Qualität zu erhalten. Scholz-Reiter nannte den vom Rektorat ins Auge gefassten jetzt erneut: „Die Psychologie wird ein ernst zu nehmender Kandidat sein.“ Jedoch entscheide darüber der Haushaltsausschuss des Akademischen Rats nach Überprüfung aller Studiengänge.

Aus Sicht der Uni-Vertreter steht das Wissenschaftssystem in Deutschland durch neue Verabredungen zwischen Bund und Ländern im Umbruch. Um weitere Mittel vom Bund, auch aus dem Hochschulpakt, zu bekommen, müssten Land und Uni ihren Wert hervorheben. „Es ist schlau, die Braut aufzuhübschen, statt sie hässlich zu machen“, sagte der Rektor. „Wir kommen mit weniger aus. Aber das Land muss sich im Klaren sein, dass dann auch weniger gemacht werden kann. Das Land muss entscheiden, welche Uni es will.“

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