Psychologie – Besserverdienende ärgern sich häufiger

Verdienen Sie gut! Sie armer! Wissenschaftler stellen fest, dass Männer und Frauen in sogenannten Bildungsschichten und mit besserem Einkommen sich häufiger ärgern als Mitmenschen in bildungsfernen Schichten.

Angst dagegen wird besonders häufig von Arbeitslosen erlebt. Das hat eine Studie ergeben, die Wissenschaftler der Freien Universität (FU) Berlin und des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) Berlin am heutigen Donnerstag vorstellen. Sie ist nach Aussagen der Forscher die erste Studie überhaupt, die empirisch den Zusammenhang von sozialer Ungleichheit und den Gefühlen Ärger und Angst belegt.

„Unsere Daten widerlegen die vermeintliche Angst der Mittelschicht, von der in den Medien oft die Rede ist“, erklären die Autoren der Studie Katja Rackow, Jürgen Schupp und Christian von Scheve. Menschen mit Hochschulabschluss empfänden seltener Angst als weniger gebildete Menschen. Besonders stark wirke sich das Einkommen auf das Angstempfinden aus: „Je höher der soziale Status war und je höher das Einkommen, desto seltener erlebten die Befragten Angst“, fassen die Forscher zusammen.

Hausfrauen ärgern sich seltener

Ärger dagegen wird der Studie zufolge häufiger in hohen beruflichen Positionen empfunden, die mit Leitungs- und Personalverantwortung verbunden sind. Freiwillig Nichtberufstätige wie Hausfrauen oder Rentner ärgern sich deutlich seltener als Berufstätige.

Arbeitslose ärgern sich hingen häufiger als Berufstätige, wobei das verfügbare Einkommen den Ärger mildert. Darüber hinaus empfinden Arbeitslose häufiger Angst als Berufstätige, vermutlich weil sie unfreiwillig vom Arbeitsmarkt ausgeschlossen wurden. Das gilt noch mehr für westdeutsche Arbeitslose als für ostdeutsche.

Für ihre Untersuchung  nutzten die Berliner Forscher die Umfragen des Sozioökonomischen Panels (SOEP) von 2007 bis 2009. Für diese seit 25 Jahren laufende größte multidisziplinäre Langzeitstudie in Deutschland werden jährlich mehr als 20.000 Menschen in etwa 11.000 Haushalten befragt. Sie ist am  DIW Berlin angesiedelt. Die Studie „Angst und Ärger: Zur Relevanz emotionaler Dimensionen sozialer Ungleichheit“ wurde gemeinsam mit Forschern des  Exzellenzclusters „Languages of Emotion“ der FU Berlin erarbeitet.

Ärger dient dem Ego

Über die unterschiedlichen Emotionen könne sich nach Auffassung der Forscher die soziale Ungleichheit sogar noch verstärken. „Menschen in Führungspositionen können zum Beispiel das Gefühl von Ärger über ihre Mitarbeiter nutzen, um sich selbst aufzuwerten“, schreiben die Autoren.

Angst wiederum werde  in der gegenwärtigen Gesellschaft vor allem von prekär Beschäftigten empfunden. Der FU-Soziologe Professor Christian von Scheve sagt: „Diese Angst kann auch dazu führen, dass gerade diese Menschen sich nicht als ,Wutbürger’ gegen ihre Benachteiligung und ihren Ausschluss aus der Gesellschaft zur Wehr setzen.“

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