Psychologie beim Elfmeter: Wie sag ich’s meinem Keeper? – n

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Pariert oder verladen: Der Trainer kann mit einer Ansprache die Leistung seines Torwarts verbessern.

Pariert oder verladen: Der Trainer kann mit einer Ansprache die Leistung seines Torwarts verbessern.(Foto: picture alliance / dpa)

Von Dominik Schneider


Der Schuss vom Punkt ist ein psychischer Kleinkrieg. Tendenziell stehen die Chancen dabei schlecht für den Mann im Tor. Der Trainer kann seinem Schlussmann helfen, indem er ihn auf die passende Art motiviert.

Ein Fußballtorwart hält im Durchschnitt nur 20 Prozent der Strafstöße. Doch diese Quote kann erhöht werden, wenn der Trainer seinen Keeper vor dem schweren Gang entsprechend seiner Persönlichkeit motiviert. Das hat ein Forscherteam um den Psychologen Maximilian Pelka von der Ruhr-Uni Bochum herausgefunden.

Pelka hat für seine Untersuchung Torhüter mit Hilfe eines Fragebogens in zwei Charaktertypen unterteilt. Damit folgt er einer Theorie des amerikanischen Psychologen Edward T. Higgins: Manche Menschen konzentrieren sich auf den positiven Ausgang, sie wollen etwas Gutes erreichen. Als Torwart wäre ihr Ziel, den Ball zu halten. Psychologen sprechen von Streben nach Promotion. Andere legen ihren Fokus darauf, einen negativen Ausgang zu verhindern, sie wollen den Elfmeter nicht reinlassen. Das nennen die Psychologen das Streben nach Prävention.

Die richtige Ansprache entscheidet

Pelka hat im Experiment 18 Jugendtorhüter aus hohen Spielkassen untersucht: Zuerst wurden sie nach Promotions- und Präventionstypen unterteilt, dann folgten jeweils zehn Strafstöße auf ihr Tor. Zuvor wurden sie von ihrem Trainer eingeschworen. Bei einem Teil der Probanden wurden Formulierungen gewählt, die eher auf Promotion setzen, wie zum Beispiel: "Du hältst die Bälle!" Bei der anderen Gruppe der Torleute wurde eher die Prävention angesprochen, etwa: "Du lässt keinen Ball rein!"

Das Ergebnis war eindeutig: Die Torhüter, deren persönlicher Fokus mit der Ansprache des Trainers übereinstimmte, zeigten die beste Leistung. Im Durchschnitt hielten sie 30 Prozent mehr Bälle. Die Drucksituation des Elfmeters konnte dann am besten überwunden werden, wenn das persönliche Ziel, entweder viele Bälle zu halten oder wenig durchzulassen, mit dem vom Trainer gegebenen Input übereinstimmte.

Nicht nur beim Fußball

Pelkas Experiment bestätigt Edward T. Higgins System von Promotion und  Prävention. Dieses psychologische Phänomen lässt sich auch auf andere Bereiche anwenden: Wenn man den Charakter seines Gegenübers kennt, kann man dessen persönlichen Weg zum Erreichen eines Ziels bewusst ansprechen, um ein positives Gefühl zu erzeugen. Auf der anderen Seite kann das Augenmerk aber auch bewusst auf den anderen Weg gelegt werden, was negative Emotionen zur Folge hat. Das kann in Betrieben genutzt werden, um Arbeitskräfte zu motivieren, wie zahlreiche Studien belegen.

Wie stark genau der Einfluss der richtigen Ansprache auf den Torhüter ist, bleibt offen. Schließlich spielen beim Elfmeterschießen zahlreiche Faktoren eine Rolle. Maximilian Pelka ist überzeugt, dass seine Zahlen verlässlich sind, kann aber andere Einflüsse nicht ausschließen. Um wirklich statistisch wertvoll Aussagen machen zu können, war die Fallzahl in dieser Studie außerdem zu klein.

Quelle: n-tv.de

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