Psychologie als Investmenthilfe

Die jüngste Senkung der Leitzinsen in der Eurozone macht die Situation für Sparbuchsparer nicht einfacher . „Schon bisher haben die Banken Zinssätze angeboten, die weit weg von der Realität gelegen sind“, sagt Helmut Praniess, Vorstandschef der Privat Bank AG, einer Tochter der oberösterreichischen Raiffeisenlandesbank.

„Schon ein Zinssatz von einem Prozent für täglich fällige Anlagen ist massiv überbezahlt.“ Aber selbst Zinsen in dieser Höhe würden bei einer Inflation von mehr als zwei Prozent einen Kaufkraftverlust darstellen. Die Konsequenz: „Einige Kunden sind schon so weit sensibilisiert, dass sie wieder in ausgewählte Wertpapiere investieren“, sagt Praniess. Dabei würden größere Mengen an kurzfristig geparktem Geld umgeschichtet. „Den Trend spüren wir seit dem zweiten Halbjahr 2012.“

Flexibilität

Die Kunden wären aber seit Ausbruch der Finanzkrise 2008 nicht mehr ausschließlich daran interessiert, dass ihr Geld in Wertpapierprodukte fließt, die deutlich besser performen als die Konkurrenz, sagt Jürgen Lukasser. Er ist bei Kepler Fonds hauptverantwortlich für die richtige Streuung der Kundengelder in den verschiedenen Anlageklassen. Die Privat Bank arbeitet mit der Fondsgesellschaft, ebenfalls eine Tochter der RLB OÖ, zusammen.

Seit 2009 bietet die Bank mit dem sogenannten Dynamik Mandat eine neue Art des Vermögensmanagements an. Das von Kepler verwaltete Mandat wird in drei unterschiedlichen Risikostufen angeboten, wobei sehr flexible Bandbreiten Verluste begrenzen sollen. „Wir können bis zu 100 Prozent in Cash gehen“, nennt Lukasser eine Möglichkeit. Solch große Bandbreiten seien für eine Vermögensverwaltung ungewöhnlich, würden aber von den Kunden geschätzt. „Viele haben in Krisen nicht die Nerven für starre Aktienquoten.“

Eine weitere Spezialität des Mandats ist die Berücksichtigung von Marktpsychologien (Behavioral Finance). „Eine Lehre aus der Finanzkrise ist, dass die Märkte sehr irrational agieren können“, nennt Lukasser als Grund. Diese psychologischen Faktoren (insgesamt 26) finden im Dynamik Mandat zu rund einem Drittel Einfluss auf die Investmentstrategie. Die beiden anderen Faktoren sind die branchenüblichen (Makroökonomie und Bewertung der Einzeltitel). Der Bereich Marktpsychologie wird von Teodoro Cocca, Professor für Asset Management an der Universität Linz, betreut. Ein Investmentkomittee trifft ein Mal im Monat die grundlegenden Entscheidungen, bei Dringlichkeit wird laut Lukasser sofort agiert.

Bilder: 10 Gründe, warum Sie jetzt Aktien kaufen sollten

Warum die Krise die beste Zeit ist, um den Grundstein für ein Vermögen durch Zukäufe an den Börsen zu legen. Klicken Sie sich durch...
1.) Reichtum dank Krise: Wer es mit Investments an der Börse zu Reichtum gebracht hat, hat seine Aktienkäufe in der Krise begonnen. George Soros (Bild), Andre Kostolany, die Rothschilds oder Jim Rogers – sie alle haben in schlechten wirtschaftlichen Zeiten an den Börsen zu kaufen begonnen. Wer in solchen Extremsituationen investiert, muss sich gar nicht um Bewertungen von Aktien kümmern. Meist sind sie in Krisen ohnehin niedrig. „Wenn alle ängstlich sind, muss man kaufen, und wenn alle gierig werden, verkaufen“, ist Ulrich Baumann, Leiter des Bereichs Aktienfonds der VB Invest, daher auch überzeugt.
2.) Buy on bad news: Eine alte Börsenweisheit: Kaufe, wenn die Nachrichten besonders schlecht sind, wenn Pessimismus den Markt beherrscht und die Masse der Anleger ängstlich ihre letzten Aktienbestände verkauft. Dann ist die beste Zeit für jene Investoren, die das Risiko lieben. Alle, die sich in solch schlechten Zeiten in Aktien wagen, haben meist viel Geld gewonnen, lässt sich aus der historischen Entwicklung von Börsenindices ableiten. So ist der Deutsche Aktienindex DAX nach der Wirtschaftskrise im Gefolge des ersten Golfkriegs 1990/91 binnen eineinhalb Jahren um 33 Prozent gestiegen, nach den Bilanzskandalen und der globalen Rezession 2002 um 58 Prozent und nach der Finanzkrise 2008 um 63 Prozent. Für diese Aufwärtsentwicklung nach Krisen gibt es durchaus handfeste Gründe. Denn meist sind die fundamentalen Daten der Unternehmen nicht so schlecht wie es ihre Aktienkurse vermuten lassen.
3.) Wie der Jänner, so das ganze Jahr: Wieder eine alte Börsenweisheit – stimmt sie, lässt sich für das Jahr 2012 nur Gutes erwarten. Im Jänner 2012 stieg der Weltaktienindex MSCI-World so stark wie seit 1994 nicht mehr. Und die Börsenindizes der Emerging Markets hatten die zweitbeste Performance seit 24 Jahren. Diese Börsenweisheit stammt aus dem „Stock Traders Almanac“. Dieser sammelt nicht einfach nur Aberglauben, sondern auch statistische Daten. Demnach folgten einem guten Jänner an der Wall Street seit 1945 in 85 Prozent aller Jahre ein starkes Börsenjahr.
4.) Wahljahr in den USA: Seit mehr als 100 Jahren zeigt sich, dass der US-Börsenindex Dow Jones in einem Wahljahr besonders stark steigt. Allerdings gibt es auch Abweichungen davon. Etwa das Wahljahr 2000, das an der Börse wegen des Platzens der Internet-Blase dramatische Verluste brachte. Widerlegt ist auch die Annahme, dass ein republikanischer Präsident besser für die Börse sei als ein demokratischer. Die Wall Street gewann einer Analyse der Schoellerbank zufolge unter den Demokraten jeweils deutlicher.
5.) Liquidität von den Notenbanken: Alle großen Zentralbanken – die Europäische ebenso wie die die japanische und die US-Federal Reserve – unterstützen die Kapitalmärkte derzeit mit Liquidität. „Don‘t fight the Fed ist auch eine der Börsenregeln“, sagt Aktienexperte Ulrich Baumann. Wenn die Notenbanken eine expansive Geldpolitik betreiben, steigen die Aktienkurse – unabhängig davon, ob rundherum Krisenstimmung herrscht. Börsen saugen die Liquidität auf.
6.) Unternehmen horten Cash: Wegen der wirtschaftlichen Unsicherheit haben Unternehmen zuletzt wenig investiert und sitzen auf hohen Cashbeständen. Das Geld könnten sie demnächst für Übernahmen, Investitionen und höhere Dividenden nutzen – alles gut für Aktionäre.
7.) Tiefe Zinsen: Das äußerst niedrige Zinsniveau in den Industrieländern und die Erwartung fallender Zinsen in den Emerging Markets macht Veranlagungen in Sparprodukte und Anleihen wenig attraktiv. „Anleger haben mit Blick auf die Zinsen kaum eine Alternative zu Aktien“, meint Baumann. Auch Immobilien oder Gold seien keine Option mehr.
8.) Steigende Inflation: Zieht man von den mageren Zinsen die Inflation ab, bringen viele Produkte negative Erträge. Anleger, die das Risiko scheuen und ihr Geld aufs Sparbuch legen oder in Anleihen investieren, verlieren daher jährlich Geld. Denn die Realzinsen (Zinsen minus Inflation) sind großteils schon negativ. Und die Inflation könnte noch steigen.
9.) Attraktive Dividendenrenditen: Aktionäre vieler Unternehmen können sich derzeit über hohe Dividendenrenditen freuen. Bei US-Aktien liegt die Ausschüttung im Verhältnis zum Aktienkurs mit knapp zwei Prozent auf dem Niveau zehnjähriger Staatsanleihen, in Deutschland mit 3,6 Prozent deutlich höher.
10.) Niedrige Aktienquoten: Bei privaten und institutionellen Anlegern sind Aktien derzeit nicht en vogue. Ihre Aktienquoten liegen deutlich unter dem historischen Durchschnitt. Besonders hoch ist die Aversion gegen europäische Aktien. Noch nie haben Investoren von außerhalb der EU so wenig Geld in Europa veranlagt. „Das wird sich ändern. Kleinere Korrekturen sind daher gute Kaufzeitpunkte“, gibt sich Baumann überzeugt.

Europäische Aktien

Derzeit sind bei mittlerer Risikostufe 40 Prozent der Gelder in Aktien investiert. „Neben den Schwellenländern ist Europa übergewichtet, weil die Papiere im Vergleich zu US-Aktien sehr günstig sind“, sagt Lukasser. Auffällig ist auch der relativ hohe Anteil von europäischen Anleihen (16 Prozent). „Dabei handelt es sich vor allem um solide Unternehmen und Pfandbriefen guter Bonität“, erklärt der Investmentprofi. Die wirtschaftliche Lage in Europa sei zwar nicht einfach, aber seit der Ankündigung der EZB, unbegrenzt Staatsanleihen zu kaufen, habe sich die Lage beruhigt. Edelmetalle seien derzeit überhaupt kein Thema.

Das Dynamik Mandat eignet sich für Summen ab einer halben Million Euro. Über den Fonds Dynamik Invest, der seit Mai des Vorjahres 8,6 Prozent zugelegt hat, können auch Kleinanleger das Dynamik Mandat nutzen. Insgesamt fließt bereits bei rund einem Drittel aller Kepler-Fonds der Faktor Behavioral Finance ein.

Die Privat Bank, laut Chef Praniess die zweitgrößte Privatbank im Land (hinter der Schoellerbank), steigerte im Vorjahr das Betriebsergebnis um knapp zwölf Prozent auf 9,8 Mio. Euro.

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