Psychische Krankheiten werden zu Volksseuche – Depressionen auf dem …

Seelische Leiden wie Depressionen, Psychosen und Suchterkrankungen sind weltweit auf dem Vormarsch. Neue Studien zeigen, dass die Zahl der psychisch kranken Personen in den letzten Jahren dramatisch gestiegen ist. Die Verbreitung von Gemütserkrankungen hat inzwischen auch in Deutschland epidemische Ausmaße angenommen. Die kassenärztliche Vereinigung warnte bereits vor zehn Jahren vor dem Vormarsch der neuen Zivilisationskrankheiten. Zum aktuellen Zeitpunkt ist klar, dass das, was die Experten damals alarmiert hat, in Wirklichkeit nur die Spitze eines Eisbergs war. In der Zwischenzeit sind die Bürger schlechterdings noch viel gestörter geworden als erwartet. Psychische Erkrankungen zählen gegenwärtig zu den häufigsten Anlässen für klinische Behandlungen. Sie haben bereits die „typischen“ Volkskrankheiten, Schlaganfall und Herzinfarkt, von den Spitzenplätzen verdrängt. Die Häufigkeit von Unfällen am Arbeitsplatz, die auf psychische Krankheiten zurückzuführen sind, ist in den letzten 10 Jahren sogar um mehr als 200 Prozent gestiegen.

Die Gründe für diese besorgniserregende Entwicklung sehen Forscher unter anderem im gestiegenen Wohlstand, dem Trend zu Single-Haushalten und den veränderten Anforderungen im Berufsleben. Das geht jedenfalls aus den Erfahrungen von Ärzten hervor, die immer häufiger psychische Erkrankungen diagnostizieren. Alle seriösen Analysen deuten darauf hin, dass der Anstieg nicht in dem oft postulierten Trend zu „Mode-Diagnosen“ begründet ist, sondern in einer tatsächlichen Zunahme der einschlägigen Krankheitsbilder.

Doch es gibt auch Grund zur Hoffnung: Im gleichen Zeitraum ist die Zahl der Selbstmorde in den westlichen Industriestaaten stark zurückgegangen. In Deutschland haben sich im Jahr 2013 nur halb so viele Menschen das Leben genommen wie noch zwanzig Jahre zuvor. Die sinkende Suizidrate kann damit erklärt werden, dass psychische Erkrankungen heute besser und früher erkannt werden und dass wesentlich bessere und individuell abstimmbare Therapiemöglichkeiten zur Verfügung stehen. Moderne Antidepressiva wirken schneller, haben weniger Nebenwirkungen und sind zudem auch weitaus billiger als die Präparate, die im späten 20. Jahrhundert zur Verfügung standen. Auch begleitende Behandlungen wie die Psychotherapie können ihre Wirkung in Kombination mit den neuen Arzneien besser entfalten und werden von immer mehr Krankenkassen vollständig übernommen. Dies bedeutete einen signifikant geringeren Leidensdruck für viele Patienten und höhere Chancen auf eine Heilung.

Zwar können auch moderne Antidepressiva zahlreiche Nebenwirkungen haben, von Mundtrockenheit über Verdauungsstörungen, Kopfschmerzen, Schweißausbrüchen und körperlicher Schwäche bis hin zu Störungen im Herzrhythmus, dich die meisten Betroffenen nehmen diese Schwierigkeiten lieber in Kauf als die Symptome ihrer depressiven Erkrankung. Medikamente mit gravierenden Nebenwirkungen – wie zuletzt Citalopram – werden zunehmend durch besser verträgliche Alternativen ersetzt, und der aktuelle Stand der Forschung gibt Grund zur Hoffnung, dass man Depressionen in wenigen Jahren nahezu ohne Nebenwirkungen wird behandeln können.

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