Psychiatrie und Staatssicherheit

Wie war es in der DDR um die ärztliche Schweigepflicht bestellt und wie nutzte die Staatssicherheit die Erkenntnisse der Psychologie? Autorin Sonja Süß hat ihre Forschungsergebnisse zum Thema in ihrem Buch „Politisch missbraucht? Psychiatrie und Staatssicherheit in der DDR“ zusammengefasst. In der Flohburg war sie vor kurzem zu hören...

„Politisch missbraucht? Psychiatrie und Staatssicherheit in der DDR“ ist der Titel des Buches von Dr. Sonja Süß, Berlin, das im Februar 2015 Gegenstand eines Vortrags mit Gespräch in der Flohburg war und von der Konrad-Adenauer-Stiftung – Politisches Bildungsforum Thüringen, dem Vereins Gegen Vergessen – Für Demokratie - RAG Thüringen und der Flohburg organisiert wurde.

„Sonja Süß hat in jahrelanger Kleinarbeit hunderte Akten des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) ausgewertet und kommt in ihrer Monographie zu überraschenden Ergebnissen: Tatsächlich hat ein Teil der Ärzte, die als inoffizielle Mitarbeiter des MfS tätig waren, Patientengeheimnisse verraten. Auch waren psychisch Kranke anlässlich von Staatsfeiertagen als potentielle Störer vorübergehend in psychiatrische Krankenhäuser eingewiesen. Außerdem waren mehrere Fälle von Psychiatriemissbrauch zur Disziplinierung unbequemer Menschen durch die politischen Machthaber nachzuweisen. Doch anders als in der Sowjetunion oder Rumänien wurde die Psychiatrie in der DDR nicht systematisch als staatssicherheits-dienstliches Instrument zur Verfolgung politischer Gegner missbraucht“, heißt es in der auf dem Cover abgedruckten Rezension.

Während des Vortrags schilderte Dr. Süß die Entstehungsgeschichte des Buches und sprach beispielhaft Schwerpunkte des Inhalts an, wie das Gesundheitswesen im Focus des MfS, inoffizielle Mitarbeiter im Gesundheitswesen, Gutachtertätigkeit im Dienste der Stasi, polizeirechtliche oder ordnungspolitische Maßnahmen, strafrechtliche und strafprozessuale Psychiatrieeinweisungen, Psychologie und Psychiatrie innerhalb des MfS.

Im Anschluss an den Vortrag nutzten die über 90 interessierten Besucher, darunter auch Schüler, die Möglichkeit des Gesprächs mit der Buchautorin bzw. ergänzten durch sachbezogene Hinweise das Vorgetragene. Nach über zwei Stunden traten die Besucher der Veranstaltung den Heimweg an, mit vielen neuen Erkenntnissen und teilweise sehr nachdenklich. Die Veranstalter danken Frau Dr. Süß für den Vortrag, den Besuchern für ihr Interesse und den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Flohburg für die freundliche Betreuung während der Veranstaltung und die Versorgung mit Getränken.

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