Protest gegen Schließungspläne Psychologie-Studis mucken auf

Protest gegen Schließungspläne

Um Stellen für Inklusion zu schaffen, will die Wissenschaftsbehörde die Psychologie-Ausbildung kappen. Das leuchtet allein der Senatorin ein.

Psychologie-Studierende können sich für die Pläne der Wissenschaftssenatorin nicht erwärmen. 
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Kawe

Gut 300 Studierende des Faches Psychologie drängten sich gestern Vormittag in einen Behelfsbau in der Grazer Straße und protestierten gegen die geplante Schließung ihres Studienganges. Die Wissenschaftssenatorin Eva Quante-Brandt war gekommen, auch die Konrektorin für die Lehre, Petra Schelhowe. Für die Psychologen protestierte die Dekanin Birgit Volmerg gegen die Schließungspläne.

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Warum soll der Studiengang geschlossen werden? Das war eine der zentralen Fragen: Knapp 1.000 Studierende sind eingeschrieben, 85 Prozent machen in der Regelstudienzeit ihren Bachelor-Abschluss, unter 40.000 BewerberInnen werden die besten jedes Jahr ausgewählt – was will man mehr?, fragte auch die Konrektorin.

Im Entwurf für den Wissenschaftsplan 2020 stand der Hintergrund noch ungeschminkt: Zusätzliche Mittel werden „dringend benötigt“ in der Lehrerausbildung für den „Bereich Inklusion. Um diesen Bedarf abzudecken, sollte aus der Sicht des Landes die grundständige Ausbildung im Bereich der Psychologie aufgegeben werden.“

Das sei nur der Entwurf gewesen, erklärte die Bildungssenatorin gestern, in dem endgültigen Entwurf steht „Prüfauftrag“ – allerdings mit dem erstaunlichen Zusatz, die Prüfung sei „zwingend erforderlich“. Eine Studierende machte sich über derartige Wortakrobatik lustig mit dem Verweis auf den Satz des DDR-Staatsratsvorsitzenden Walter Ulbricht: „Es hat niemand vor, eine Mauer zu bauen.“

Die Universität, versprach die Konrektorin Schelhowe, nehme das mit dem Prüfauftrag ernst und prüfe auch andere Sparmöglichkeiten. Der Psychologie-Studiengang stehe „nicht ganz oben“ auf der Liste möglicher Kandidaten. Sie selbst fände es „ausgesprochen schmerzlich, wenn wir diese Studierenden hier nicht mehr hätten“. Psychologie gehöre zu den Grundlagenwissenschaften auch für andere Fächer, eine Uni ohne Psychologie wäre „keine Voll-Universität“ mehr.

Offenbar ist die Schließung der Psychologie aber von langer Hand vorbereitet – nachdem der Studiengang sich selbst als hoffnungslos zerstritten präsentiert hatte. Seit Jahren gibt es nurmehr befristete Professoren-Stellen, vier von sechs Lehrstühlen werden demnächst aus Altersgründen frei.

Man habe die Psychologen gezielt aus der Vorbereitung der Exzellenz-Initiative herausgehalten, argwöhnte Dekanin Volmerg, um dann zu beklagen, dass der Studiengang bei den Vorzeige-Projekten der Uni nicht dabei sei und deshalb laut Wissenschaftsplan „über keine als exzellent ausgewiesenen Forschungsstrukturen“ verfügt.

Der Psychologe Thomas Leithäuser, bei dem Quante-Brandt sich habilitiert hatte, sprach die Senatorin auf ihre jahrelange Zusammenarbeit mit den Psychologen an und stellte nur fest, offenbar habe sie „die Seite gewechselt“ mit ihrem neuen Amt. Mit dieser Floskel hatte sie selbst eingangs ihre Rolle erklärt.

Offenbar hatte auch der Wissenschaftsrat Wind von den Debatten über eine mögliche Schließung bekommen: Er erwähnte die Psychologen mit keinem Wort. In den „Wissenschaftsschwerpunkt Sozialwissenschaften“ der Uni hätte übrigens die Psychologie gut hineingepasst, wenn man gewollt hätte – Fächer wie Kultur-, Wirtschafts- und Rechtswissenschaften sind da unter ein Dach genommen, damit sie nicht als „solitäre Studienangebote“ dastehen.

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