Prostata-Krebs – Fluorid-​Substanz bringt Tumore ans Licht

Hoffnung für all jene Patienten mit Prostata-Krebs, die bereits operiert wurden, viele Therapien überstanden haben und trotz allem der Verdacht besteht oder gar Gewissheit herrscht, "dass da wieder was ist". Der Nuklearmediziner Professor Alexander Drzezga, Direktor der Klinik und Poliklinik für Nuklearmedizin an der Uniklinik Köln, ist zuversichtlich, dass diese Patienten von den neuen Diagnose- und Behandlungsverfahren der Nuklearmedizin profitieren können. Mit einem speziellen Bildgebungsverfahren - PSMA-PET/CT-Technik genannt - lassen sich Tumore der Prostata und selbst winzige Metastasen in Knochen und Organen korrekt lokalisieren. Je früher und treffsicherer Diagnose und Lokalisierung der Metastasen und Tumore gelingt, desto präziser die Therapie.

Leuchtende Krebszellen

Drzezga: "Wiederaufgetretenes Prostata-Krebsgewebe und Metastasen leuchten mit diesem Verfahren unübersehbar auf und danach kann sich die gezielte Therapie ausrichten. Wir führen diese Untersuchungen auf einem der derzeit modernsten PET/CT-Scanner durch, eine Kombination aus PET-Bildgebung und Computertomograph."

PET bedeutet Positronen-Emissions-Tomographie und wird als bildgebendes Verfahren bei Krebs-Patienten angewandt. Mit Hilfe einer leicht radioaktiven Substanz, die in die Armvene gespritzt wird, können Stoffwechselvorgänge im Körper sichtbar gemacht werden. Tumore und Metastasen haben meist einen deutlich höheren Energiestoffwechsel als gesundes Gewebe und sind auf PET-Bildern gut zu erkennen. Nur bei Prostata-Krebs waren die Ergebnisse bisheriger Verfahren sehr unbefriedigend. Drzezga: "Die neuen Spürsubstanzen können auf dem speziellen Eiweiß andocken, das auf der Oberfläche von Prostata-Krebszellen gehäuft vorkommt." Verschiedene Spürsubstanzen werden bereits an einigen Zentren bundesweit eingesetzt, doch eine spezielle Substanz mit Fluorid bisher exklusiv nur in Köln. "Sie liefert äußerst vielversprechende Ergebnisse.

Prostata-Sprechstunde für Fragen zu Diagnostik und Therapie: Klinik und Poliklinik für Nuklearmedizin, Uniklinik Köln: täglich 12 bis 14 Uhr

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Hinweis: Die gesonderten Rufnummern dienen auch dazu, im Vorfeld die Kostenerstattung für Diagnose und Behandlung abzuklären, denn bei gesetzlich Versicherten müssen zum Teil Einzelfallanträge eingereicht werden.

Bei Privatpatienten werden in der Regel die Kosten ohne gesonderten Antrag übernommen. (mas)

Eine erste kleine Studie mit 14 Patienten zeigt, dass dieser Marker noch empfindlicher sein könnte beim Nachweis kleiner Tumorherde als die anderen bisher verfügbaren PSMA-Marker", so der Nuklearmediziner Alexander Drzezga. Je genauer der Arzt weiß, wo er operieren oder bestrahlen muss, desto besser das Resultat. "Die Nachfrage von Urologen nach dieser Erkennungs-Diagnostik ist sehr groß", so Drzezga. Bei Männern, deren Prostata-Tumor erfolgreich entfernt oder bestrahlt wurde, sinkt der PSA-Wert in den unauffälligen Bereich ab. Es gibt nur nur einen Grund, der den Wert wieder ansteigen lässt: Wachstum von Krebszellen. Gerade bei niedrigen PSA-Werten war es bisher schwierig, den neuen Tumor zu lokalisieren. Folglich hat man die Prostata-Loge erneut bestrahlt, wenn man bei der Operation keinen Hinweis fand, dass Metastasen in anderen Organen vorhanden sind. Diese Therapie kann, muss aber nicht zum Erfolg führen. Der Nuklearmediziner Drzezga ergänzt, dass bei Patienten, deren PSA-Wert trotz erfolgreicher Therapie oder Operation wieder zwischen 1 und 2 liege, in mehr als 90 Prozent der Fälle mit der neuen Bildgebung Tumorgewebe gefunden werde. Selbst bei einem PSA-Wert unter 1 seien noch bei mehr als 70 Prozent der Patienten Tumore gefunden worden. Selbst winzige Metastasen in Knochen oder Lymphknoten sind mit der neuen Methode zu erkennen.

Das Faszinierende an der neuen Diagnose-Möglichkeit ist, dass man sie auch für die Behandlung nutzen kann. Die neue Spürsubstanz, die an das spezielle Eiweiß auf der Oberfläche von Prostata-Krebszellen andockt, wird mit Lutetium-177 verbunden, das gezielt zur Krebszelle transportiert wird und sie zerstört. Bei Patienten in fortgeschrittenem Krankheitsstadium und bei jenen, bei denen bisher gängige Methoden nicht mehr greifen, wurden sehr gute Erfolge erzielt.

Schonender als Chemotherapie

Alexander Drzezga: "Die Therapie hat geringe Nebenwirkungen, verursacht zum Beispiel keine Übelkeit und keinen Haarausfall wie viele Chemotherapien. Der Patient muss drei Tage in der Klinik bleiben." Die Therapie kann bis zu dreimal im Abstand von jeweils acht Wochen wiederholt werden.

Das Verfahren kann nur als individuelle Heilmaßnahme durchgeführt werden, weil es als Behandlung derzeit noch nicht zugelassen ist. Die Therapie wird seit November 2014 an der Uniklinik Köln und seitdem auch an anderen Unikliniken erfolgreich angewandt. Sowohl die Diagnose-Methode mit der neuen Bildgebung als auch die Therapie werden grundsätzlich in enger Absprache mit dem behandelnden Urologen durchgeführt.

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