Politische Psychologie: FDP ohne Leihstimmen aus dem … – Aktuelles bei Pabst

Die Mehrheit der Wähler wünschte und
erwartete 2013 bei der Bundestagswahl die
Fortsetzung der schwarz-gelben Koalition in
Berlin. Dennoch ist die FDP erstmals knapp
unter die fünf-Prozent-Hürde gefallen. Dr.
Sascha Huber (Universität Mannheim)
untersuchte die widersprüchlichen Ursachen
(veröffentlicht in der aktuellen Ausgabe der
Fachzeitschrift "Politische Psychologie").

"Offensichtlich haben 2009 viele Wähler aus
dem Unionslager entschieden, die Zweitstimme
der FDP zu geben. 2013 ist dieser Effekt
ausgeblieben. Aus der Perspektive der
Leihstimmen-Hypothese ist dies angesichts
der Umfragewerte und der Tatsache, dass die
FDP kurz vor der Bundestagswahl bereits den
Einzug in den bayrischen Landtag verfehlte,
verwunderlich. Gerade 2013 wäre die FDP auf
Leihstimmen angewiesen gewesen.

Eine Erklärung für das geringere Ausmaß an
Koalitionswählern (=Leihstimmen aus der
Unionsklientel) liegt sicherlich im
Wahlkampf der Union, in dem sie sich massiv
gegen die Zweitstimmen-Kampagne der FDP
wehrte und auch unter Verweis auf das
geänderte Wahlrecht dafür warb, dass
Unionsanhänger beide Stimmen für die Union
vergeben sollten.

Eine andere Erklärung scheint bei den - zu
optimistischen - Erwartungen der Wähler
bezüglich der Chancen der FDP zu liegen. Ein
Großteil der Wähler erkannte offensichtlich
nicht die Gefahr, dass die FDP den Einzug in
den Bundestag verpassen könnte." Ihr war der
Einzug - wenn auch oft knapp - seit Bestehen
der Bundesrepublik immer gelungen.

Erschwerend kam 2013 der deutliche
Ansehensverlust der Liberalen und
insbesondere ihrer Führungsriege hinzu.

Warum hatte die FDP 2009 demgegenüber ihr
Traumergebnis erzielt? Sie kam aus der
Opposition, "und viele Befürworter von
Schwarz-Gelb scheinen die FDP auch aus
expressiven Koalitionsmotiven gewählt zu
haben: Sie wählten mit der Zweitstimme die
FDP, um ihrem Wunsch nach einem
Regierungswechsel hin zu einer
schwarz-gelben Koalition Ausdruck zu
verleihen. 2013 war dieses Bedürfnis weniger
stark ausgeprägt - möglicherweise weil Union
und FDP bereits an der Macht waren,
möglicherweise weil das neue Wahlrecht
einigen Unionsanhängern noch einmal
deutlicher vor Augen geführt hat, dass sie
mit der Zweitstimme für die FDP der eigenen
Partei schaden würden. Und: Die Mehrheit der
Wähler glaubte schlicht nicht, dass die FDP
scheitern könnte ..."
 


Politische Psychologie 1/2015; Schwerpunktthema:
Die Bundestagswahl 2013

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