Pforzheim: Reden über Wut und Angst

Reden über Wut und Angst

von Schwarzwälder-Bote

13.11.2013

Pforzheim. Das Thema Bildung ist ein Grundbedürfnis und ein Grundrecht für alle Menschen. Christine Pinter und Ursula Groß arbeiten wochentags in der Lebenshilfewerkstatt Altgefäll. Am Wochenende sind sie im Kulturhaus Osterfeld bei der Lernwerkstatt 2.0 gewesen.

Ihr Bekannter Klaus Breitling, der bei der Caritas eine Berufsausbildung macht, ist auch mitgekommen. Es gefällt ihm sehr gut. Aus vier Themenbereichen durften die Teilnehmer der Lernwerkstatt einen auswählen: Umwelt, Psychologie, Informatik und Architektur.

Die Lernwerkstatt 2.0 gab Einblick in Bereiche wie Psychologie, Architektur und Informatik. Foto: Schwarzwlder-Bote

Die Lernwerkstatt 2.0 gab Einblick in Bereiche wie Psychologie, Architektur und Informatik. (Foto: Schwarzwälder-Bote)

Ingrid Schäfer und Oliver Keppler, die Sekretärin und der Geschäftsführer der Lebenshilfe in Pforzheim, die diese Lernwerkstatt organisierten, freuen sich über die Resonanz. "Wir haben die erste Lernwerkstatt noch in unseren eigenen Räumen realisiert. Aber dieses Mal sind wir hier im Kulturhaus Osterfeld. Und wir sind sehr zufrieden über die rege Teilnahme unserer Bewohner in den neuen Räumlichkeiten."

Nichtbehinderte und Behinderte haben sich angemeldet. Christine, Ursula und Klaus, die sich auch privat näher kennen, entschieden sich für den Themenbereich Psychologie. Beim Mittagessen gibt es Zeit zum Berichten und Kennenlernen. "Das Reden über Wut und Angst hat uns am meisten interessiert, weil wir auch über unsere eigenen Gefühle und Ängste mehr erfahren wollten." Behinderte und nicht behinderte Menschen müssen mit Ängsten und Wut umgehen. Heute darf darüber gesprochen werden.

In der Arbeitsgruppe von Hubert Schmitt-Kornmeier, einem Diplompsychologen aus Weil der Stadt, sind die meisten Teilnehmer. Es wird diskutiert, gelacht, getrauert. Der Referent, der seinen Vortrag wie alle anderen Referenten ehrenamtlich hält, ist erstaunt, wie offen die Teilnehmer von den Ängsten und Problemen an ihren Arbeitsplätzen berichten. "Die haben wirklich sehr gut mitgearbeitet. Ich bin mit meinem Thema gerade so durchgekommen." Am Ende dürfen die Teilnehmer noch weitere Fragen stellen.

Und auch hier wird deutlich, dass viele Menschen mit Behinderungen vor allem am Arbeitsplatz Schwieriges aushalten müssen. "Wir sollen uns wehren", fragt eine, "aber was können wir machen, wenn uns der andere nicht versteht?" Der Referent schlägt vor: "Es ist wichtig, im Streit dem Anderen klar zu sagen: Das ist nicht in Ordnung, wie du mit mir redest. Aber damit es der andere annehmen kann, sollte man ruhig bleiben." Damit können die meisten Teilnehmer etwas anfangen. "Das will ich auch einmal probieren", ist zu hören.

Das Thema "Freude, Glücklichsein und Verliebtsein" bildet den Höhepunkt und Abschluss. Aber auch in den anderen Arbeitsgruppen haben die Referenten viel Spaß und treffen auf interessierte Fragen der Teilnehmer. Peter Günther von den Stadtwerken Pforzheim berichtet, was Strom ist.

Thomas Stalke, ein Computerfachmann, ist der Referent in der Facebook-Arbeitsgruppe. Mit seiner Tochter Franziska zeigt er die Funktionen von Facebook. Peter Gloss hält einen Vortrag über die mittelalterliche Stadt.

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