Pakistan gefährdet Kampf gegen Kinderlähmung



Startseite ·
Immo ·
Job


jobwinner


alpha


·
Auto ·
Gratisinserate


Abo ·
ePaper ·
Inserate ·
Beilagen ·
Wetter: Bern 0°freundlich

Berner Zeitung




Pakistan gefährdet Kampf gegen Kinderlähmung

Die Verbreitung des Polio-Virus wurde in den letzten 25 Jahren stark eingedämmt. Doch in Pakistan verhindern gewaltbereite islamistische Kämpfer die Impfung von Kindern – mit fatalen Folgen.

Die Krankheit breitet sich auch wieder in die umliegenden Länder aus: Ein Kind erhält in der pakistanischen Region Peshawar die Schluckimpfung gegen Kinderlähmung. (2. Februar 2014)

Die Krankheit breitet sich auch wieder in die umliegenden Länder aus: Ein Kind erhält in der pakistanischen Region Peshawar die Schluckimpfung gegen Kinderlähmung. (2. Februar 2014)
Bild: Keystone

Korrektur-Hinweis

Melden Sie uns sachliche oder formale Fehler.

';

} else if (google_ads.length 1) {

s += '

Google-Anzeigen

'

/*
* For text ads, append each ad to the string.
*/

for(i = 0; i

' +
google_ads[i].line1 + '

' +
google_ads[i].line2 + ' ' +
google_ads[i].line3 + '

' +
google_ads[i].visible_url + '

';
}
}
}

document.write(s);
return;
}
google_ad_client = 'pub-5337254158372699'; // substitute your client_id (pub-#)
google_ad_channel = '0343001117'; // BZ
google_ad_output = 'js';
google_max_num_ads = '2';
google_ad_type = 'text_html';
google_feedback = 'on';
// --

Vor wenigen Wochen noch zog sich die elf Monate alte Shaista selbst nach oben und machte die ersten wackeligen Schritte an der Hand ihrer Mutter. Dann traf sie das Polio-Virus. Jetzt knicken die Beine unter dem kleinen Körper weg. Ihre Mutter weint viel. Sie sorgt sich, was aus ihrer Tochter werden soll. «Das ist sehr schwierig für eine arme Familie. Sie wird ihr ganzes Leben von uns abhängig bleiben», sagt sie.

Shaista ist einer von fünf Polio-Fällen, die im Januar in Pakistan aufgetreten sind. Im vergangenen Jahr verzeichnete das Land 92 Fälle, mit weitem Abstand mehr als in Nigeria und Afghanistan, den beiden anderen Ländern, in denen die Krankheit laut Weltgesundheitsorganisation WHO noch endemisch ist, also dauerhaft gehäuft auftritt.

Und von Pakistan breitet sich das Virus mittlerweile auch auf Länder aus, die zuletzt frei von Polio waren, und gefährdet die Gesundheit von Menschen und den Erfolg der milliardenschweren weltweiten Impfkampagnen. Die Gegend um Peshawar sei «das grösste Reservoir des Polio-Virus der Welt», heisst es bei der WHO.

Angriffe auf Impfteams

Shaista und ihre Eltern wohnen in der Nordwestprovinz in einem Lehmhaus mit zwei Räumen, das sie sich mit zehn anderen Verwandten, einigen Ziegen und einem halben Dutzend Hühner teilen. In der Gegend kommt es immer wieder zu Angriffen auf Mitglieder von Impfteams. Selbstmordattentäter sprengen Polizeifahrzeuge in die Luft, die zum Schutz der Gesundheitsmitarbeiter abgestellt sind. Während einer zweitägigen Immunisierungskampagne in diesem Monat stellte die Regierung 5000 Polizisten ab, um die Teams zu schützen.

Neue Polio-Fälle mit dem Virenstrang aus Pakistan wurden unter anderem in Syrien und Ägypten sowie im Gazastreifen festgestellt, alles zuvor poliofreie Regionen, wie Ban Khalid al-Dhayi sagt, die Sprecherin des Kinderhilfswerks der Vereinten Nationen (Unicef) für Pakistan. In Afghanistan wurden demnach zwölf der 13 Kinderlähmungsfälle von dem pakistanischen Virenstrang ausgelöst.

In Indien blickt man mit grosser Sorge auf das Nachbarland. Seit drei Jahren ist das Land mit seinen 1,2 Milliarden Einwohnern poliofrei, das soll auch so bleiben. Deswegen müssen pakistanische Besucher bei der Einreise einen Impfnachweis vorzeigen.

350'000 Kinder ungeimpft

Die Fortschritte im Kampf gegen die Krankheit sind beachtlich. Noch 1988 waren mehr als 350'000 Menschen in 125 Ländern betroffen, wo Polio endemisch war. Heute ist Kinderlähmung nur noch in drei Ländern endemisch. Im vergangenen Jahr kündigte die Stiftung von Microsoft-Gründer Bill Gates an, die Krankheit bis 2018 ausrotten zu wollen.

Um die Gefahr zu verdeutlichen, die derzeit von Pakistan für den erfolgreichen Kampf gegen die Krankheit ausgeht, verweist Unicef-Sprecherin Al-Dhayi darauf, dass dort etwa in den Gegenden Nord- und Süd-Waziristan 350'000 Kinder nicht geimpft worden seien, weil die Arbeit für die Impfteams zu gefährlich sei. Nur ein ungeimpftes Kind sei nötig, um die bisherigen Errungenschaften wieder zunichtezumachen.

Die islamistischen Kämpfer in der Region, viele mit Verbindungen zur al-Qaida, unterbinden seit dem Jahr 2012 die Impfkampagnen. Sie wollen damit unter anderem ihrer Forderung nach einem Ende der amerikanischen Drohnenangriffe Nachdruck verleihen.

Gerücht: Impfung soll impotent machen

Zudem säten sie unter den oft extrem konservativen und tief religiösen Eltern das Gerücht, dass die Impfung ihre Kinder impotent mache. Dahinter stecke der Westen, der das Bevölkerungswachstum in den muslimischen Staaten begrenzen wolle, hiess es.

Den grössten Rückschlag für die Immunisierungskampagne stellte jedoch die Verwicklung des Arztes Shakil Afridi in die US-Militäraktion gegen Osama bin Laden dar, bei der der al-Qaida-Führer im Mai 2011 getötet wurde. Mit einer vorgetäuschten Impfkampagne hatte er den USA massgeblich beim Aufspüren Bin Ladens in Pakistan geholfen. Afridi verbüsst deswegen eine langjährige Gefängnisstrafe.

«Wir haben noch immer den starken Verdacht, dass die Impfkampagne wieder und wieder dazu verwendet werden könnte, um Muslime und die Mujahedin auszuspionieren», sagte Talibansprecher Ehsanullah Ehsan mit Blick auf den Tod Bin Ladens der Nachrichtenagentur AP.

40 tote Impfer

Nach Bekanntwerden des Falls Afridi kam es zu den ersten Übergriffen auf Impfteams. Seit 2012 wurden laut Unicef mindestens 40 Mitglieder solcher Teams getötet und 39 weitere verletzt.

Solange es den Impfteams nicht gelingt, in die Stammesgebiete vorzudringen, solange wird sich auch die Krankheit nicht in den Griff bekommen lassen. Von dort reisen die Menschen jeden Tag nach Peshawar und bringen das Virus mit – und von der Metropole breitet es sich weiter in die Region und andere Länder aus.

Al-Dhayi sagt, dass sich eine Reihe von neuen Polio-Fällen in dem Land nach Peshawar und in die Stammesgebiete zurückverfolgen liessen. Deswegen versuche die Organisation, die Unterstützung islamischer Geistlicher für die Impfungen zu gewinnen. Dabei gebe es bereits einige Erfolge: Unter den neu gewonnenen Unterstützern ist unter anderem der Vater der Taliban-Bewegung, Maulana Sami-ul-Haq. (Bernerzeitung.ch/Newsnet)

Erstellt: 17.02.2014, 23:40 Uhr


Ihre E-Mail wurde abgeschickt.

Leave a Reply